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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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und er? Gab es vielleicht noch andere Tore wie  in  Zarakthrôr, die selbst die Götter nicht kannten? Wo mochte die Macht der Schatten enden, wenn sie einmal die ganze Mittelwelt beherrschten?
    Und Kim sah in seiner Vision die dunkle Macht alles überfluten, von einem Ende der Welt bis zum anderen, und nichts verblieb darin außer Finsternis, keine Blume, kein Lied, kein Leben. Nur noch Öde und Dunkelheit.
    Kim warf sich nach vorn, um kämpfend unterzugehen. Schwerter klirrten um ihn her, Lanzen stachen nach ihm, aber es kümmerte ihn nicht. Ein Schlag traf ihn am Kopf, nicht hart, aber doch so, dass er taumelte. Er war so benommen, dass er Hörner hell und klar schmettern hörte. Sie riefen zum Angriff.
    Kim verdrehte die Augen. Ein helles Licht lag über dem Schlachtfeld, und der Himmel schien sich aufzutun, und Gilfalas kam, um ihn zu holen, denn er konnte den Gefährten deutlich am Eingang zum Himmel erkennen. Kim drehte sich um die eigene Achse, als er zu Boden sank, doch er sah alles, was um ihn vorging, mit übernatürlicher Klarheit.
    Von der anderen Seite antworteten Trompetenstöße, und er sah Männer in golden blinkenden Rüstungen, die auf das Schlachtfeld stürmten.
    »Imperius Rex!« , war der Ruf, den sie auf den Lippen führten. »Es lebe der Kaiser!«
    Und Kim erkannte, dass dies die letzte, die große Schlacht war, der Kampf der Elben, Zwerge und Menschen, den er in seinem Traum gesehen hatte, nur dass der Traum jetzt Wirklichkeit geworden war und die Wirklichkeit Traum. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand, und dann wurde es Nacht um ihn …
    »Er wird schon wieder aufwachen«, sagte eine Stimme. »Die Leute vom Ffolk haben einen harten Schädel.«
    »Ich weiß nicht. Er liegt nun schon so lange da«, sagte eine andere Stimme, die Kim noch nie zuvor gehört hatte, die ihn aber an jemanden erinnerte.
    »Seht«, sagte Gilfalas. »Seine Lider flattern. Er wird wach.«
    Die Legenden über den Tod stimmen nicht, dachte Kim. Es heißt doch, man ist erfrischt und fühlt keine Schmerzen mehr, aber das ist nicht wahr. Ob es anderen auch so ergeht, dachte er sich, Gilfalas zum Beispiel, der ja auch tot ist? Der Gedanke weckte Heiterkeit in ihm, die er allerdings rasch unterdrückte, denn sein Kopf drohte nun erst recht zu zerplatzen, sein Körper war geschunden, und alle Muskeln taten ihm weh, selbst an den Stellen, wo Kim gar keine Muskeln vermutete.
    »Er hat einen verdammt tiefen Schlaf«, knurrte Burin. »Erst verpasst er das Beste, und dann weigert er sich, seine Gefährten wiederzusehen.«
    »Ich glaube, gleich schlägt er die Augen auf«, sagte Marina.
    Kim versuchte ein Auge zu öffnen, aber es wollte nicht recht gelingen. Dann probierte er es mit dem anderen, doch auch dieses Lid war schwer wie Blei und wollte sich nicht heben.
    »Wasser«, sagte er probeweise.
    »Nein, lass das!«, brummte Burin. »Das hier ist viel besser.«
    Kim spürte einen Becher, der ihm an die Lippen gehalten wurde. Er richtete sich auf und war dankbar, dass er gestützt wurde. Dann trank er, und der Geschmack des guten Schwarzbiers aus dem ›Pflug‹ in Aldswick rann ihm warm die Kehle hinunter, und Kim nahm noch einen tiefen Schluck.
    Jetzt wusste er, dass er noch lebte. Das war ein höchst irdischer Genuss.
    »Seht ihr sein Lächeln? Der Trank wirkt Wunder«, sagte Burin stolz.
    »Wenn man nicht zu viel davon trinkt …«, und der Unterton in Marinas Stimme klang ein wenig drohend.
    »Du wirst ein Badezimmer bauen müssen«, sagte Fabian, was Kim höchst merkwürdig erschien, aber dann erinnerte er sich an ihr Gespräch im Rasthof am Steig, und alle anderen Erinnerungen fluteten zugleich zurück.
    Mit Mühe schlug er die Augen auf. Er blickte in die Runde, und all die Gefährten, mit denen er zu seiner Reise aufgebrochen war, umstanden das Bett, in dem er lag. Von draußen schienen die Strahlen der Herbstsonne herein. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Er wird unhöflich«, knurrte Gregorin und blickte dabei Burin an. »Aber da färbt wohl die Gesellschaft gewisser Leute auf ihn ab.«
    Burin schaffte es tatsächlich, eine Sekunde verlegen auszusehen, doch dann schob sich ein breites Grinsen in sein Gesicht: »Meine Erziehung«, sagte er.
    Gregorin verdrehte die Augen, aber dann lächelte auch er. Der Ernst und die Scham waren aus seinem Gesicht gewichen. Er sah jetzt viel jünger aus. Am Ringfinger der rechten Hand steckte sein Ring; einer der Zwei. Auch an Burins, Fabians und Gilfalas’ Hand prangten die
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