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Die Reise

Die Reise

Titel: Die Reise
Autoren: David Gregory
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will, ist dieses: Gott ist unendlich viel größer als jeder Mensch, jede Sache oder jedes Erlebnis, das diese Welt bieten könnte. Er ist unendlich wunderbarer und faszinierender als alles, was er je erschaffen hat.«
    »Schön, aber wie soll man denn das machen – einen Draht zu Gott bekommen? Ich meine natürlich, wenn es einen Gott gibt. Wo soll man da anfangen?«
    »Sie brauchen nicht anfangen«, antwortete er. »Das hat Gott selbst schon besorgt. Er streckt Ihnen bereits seine Hand entgegen. Dazu ist er ja Mensch geworden.«
    »Wissen Sie, wenn ich auch mit Jesus essen könnte, wie Nick das angeblich gemacht hat, dann könnte ich vielleicht auch glauben.«
    »Das mit dem Glauben ist viel einfacher, als Sie denken. Und es ist auch gar nicht nötig, dass Jesus in höchsteigener Person auftaucht und sich mit Ihnen an den Tisch setzt. Sie müssen einfach die Dinge loslassen, die Sie davon abhalten wollen, an ihn zu glauben und sich ihm zu öffnen.«
    »Und was sind das für Dinge?«
    »Das müssen
Sie
mir sagen.«
    Ich drehte mich zur Seite und starrte gedankenverloren zum Fenster hinaus. Ich spürte, wie in meinem Bauch die Wut hochstieg. Ich drehte mich zurück zu Jay und begann zu reden – langsam und fest und so leise, dass die anderen mich nicht hören konnten.
    »Okay, ich sage Ihnen, was mich davon abhalten würde, Gott zu vertrauen und mit ihm etwas zu tun haben zu wollen. Meine jüngere Schwester wurde sechs Jahre lang von unserem Onkel sexuell missbraucht, von ihrem achten bis zum vierzehnten Lebensjahr. Jahrelang wusste ich das überhaupt nicht.«
    Ich hielt inne, um mich besser zu beherrschen. »Ihr Leben wurde ruiniert. Und ich konnte es nicht stoppen. Ich habe es versucht, aber es gelang mir nicht.«
    Ich schaute ihm gerade ins Gesicht. »Einem Gott, der so etwas zulässt, könnte ich nie vertrauen.«

Kapitel 9
    Seine Antwort kam langsam und ruhig. »Was Sie und Ihre Schwester mitgemacht haben, ist furchtbar. Gott hasst es, genauso wie Sie es hassen. Aber wie viel von dem Bösen in der Welt sollte Gott Ihrer Meinung nach stoppen?«
    »Alles!« Ich spürte, wie die Tränen mir in die Augen stiegen. »Alles! Oder kann er das nicht?«
    »Doch, das kann er sehr wohl.«
    »Warum tut er’s dann nicht?« Ich spürte, wie die ersten Tränen meine Wangen hinabrollten.
Na prima, jetzt fang’ ich auch noch an, zu heulen
… »Ich meine, nehmen Sie meine Schwester und was mein Onkel aus ihr gemacht hat. Als Oberschülerin fing sie an, herumzuschlafen. Wurde schwanger. Schmiss die Schule. Sie kann keinem Mann vertrauen. Sie hat zwei kaputte Ehen mit kompletten Taugenichtsen hinter sich. Sie kann keine Arbeitsstelle länger als ein paar Monate halten, trinkt zu viel und schleppt einen Mann nach dem anderen mit nach Hause, von dem sie der Himmel weiß was erwartet. Wollen Sie etwa behaupten, dass
das
Gottes Plan für meine Schwester war?«
    Ich wühlte in meiner Tasche nach Papiertaschentüchern, fand eines, tupfte mir die Augen ab, schaute meinen Begleiter an – und sah etwas, was ich im Leben nicht erwartet hatte: Auch seine Augen wurden feucht.
    »Nein«, sagte er leise. »Nein. Das ist nicht Gottes Plan für Ihre Schwester. Und es bricht mir das Herz, dass sie all das hat durchmachen müssen. Es bricht auch das Herz meines Vaters.«
    Seine Tränen ließen meine noch schneller fließen. »Warum hat Gott da nicht eingegriffen?«
    »Mattie, es gibt keine Worte, die ich sagen könnte, die alles erklären würden, keine klugen Begründungen, die Ihren Schmerz wegnehmen könnten. Aber ich kann Ihnen dieses sagen: Gott ist bereits dabei, die Menschen zurückzuführen zu ihrer ursprünglichen Bestimmung, mit ihm verbunden zu sein und aus freien Stücken in einer Liebesbeziehung zu ihm zu leben. Der Tag wird kommen, an dem das Böse abgeschafft und nur noch das Gute bleiben wird.«
    »Aber was ist mit den Menschen, die all das Böse in dieser Welt tun?«
    »Auch dies wird Gott alles regeln. Die Opfer werden entschädigt, die Täter bestraft, das Böse wird ausgelöscht und das Gute belohnt werden. Das Schwere ist, dass es noch nicht so weit ist. Noch leben wir in einer Welt, die oft böse ist und nicht so, wie sie sein sollte.«
    »Und warum müssen wir so lange warten? Das versteh’ ich alles nicht!«
    »An dem Tag, an dem die Menschheit Gott den Rücken zukehrte, stürzte sie sich in eine Welt des Bösen. Weil Gott die Menschen liebt, ist er dabei, sie wieder zu dem zu machen, was sie nach seinem ursprünglichen
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