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Die Reise

Die Reise

Titel: Die Reise
Autoren: David Gregory
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nicht nach Stundenplan; das ist nicht so wie das Lernen in der Schule.«
    »Aber …«
Das wird jetzt kleinlich klingen
. »Es ärgert mich, dass Nick jetzt mittwochs schon um sechs Uhr aufsteht, bloß damit er in diese Männerbibelstunde gehen kann oder was immer das ist. So was hat er früher nie gebracht.«
    Jay lachte. »Na, soll Ihr Mann sich etwa alles im Selbststudium beibringen? Haben Sie schon mal daran gedacht, dass diese Männer ihm vielleicht helfen können, Gott besser kennen zu lernen, so dass er anschließend Sie besser lieben kann?«
    »Also, das ist mir jetzt was völlig Neues!«
    »Sie haben es noch nicht gemerkt, aber was Ihren Mann betrifft, ist Ihre Ehe sozusagen versorgt. Er wird ein besserer Ehemann werden, als Sie je für möglich gehalten hätten. Die eigentliche Frage ist: Werden auch Sie anfangen, die Ehefrau zu werden, die Sie sein können? Und das geht nur dann, wenn Sie Gott selbst in sich wohnen lassen und es lernen, auf seine Stimme zu hören.«
    Ich fuhr zusammen, als das Flugzeug ruckelte. Wir hatten aufgesetzt. Ich hatte vor lauter Nachdenken nichts von der Landung mitbekommen. Wir fuhren kurz über das Rollfeld. Ich saß da, in meine Gedanken versunken.
    Wir hielten am Empfangsgebäude an. Wie immer sprangen alle auf einmal auf. Gegenüber von uns erhob sich ein hispanisches Paar mit einem Kleinkind. Die Mutter schaute zu dem Gepäckfach über uns hoch.
    Jay stand auf und sprach die Frau in fließendem Spanisch an. Sie lächelte, zeigte auf das Gepäckfach und antwortete etwas. Jay langte hinauf, holte zwei kleine Koffer herunter und setzte sie im Gang ab.
    Er drehte sich wieder zu mir hin.
    Ich stand ebenfalls auf. »Wie viele Sprachen sprechen Sie?«
    »Alle.«
    »Was soll das heißen – alle?«
    »Na, alle.«
    »Sämtliche Sprachen, die es gibt?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie mir was auf Chinesisch.«
    Er sagte ein paar Worte, die sehr fernöstlich klangen. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. »Es gibt doch tausende von Sprachen; die kann doch kein Mensch alle kennen.«
    »Ich schon.«
    Ich starrte ihn an.
    »Ich habe halt viel Zeit zum Üben gehabt.«
    Die Passagiere vor uns begannen die Maschine zu verlassen. Jay beugte sich zu mir. »Wir haben gerade über das Thema ›Gott zuhören‹ gesprochen.«
    »Ja?«
    »Hätten Sie Lust, das ein bisschen zu üben?«
    »Von mir aus.« Worauf wollte er hinaus?
    Er senkte seine Stimme zu einem halben Flüstern. »Wenn Ihre Schwester Julie eines Tages einen Jungen bekommt, sagen Sie ihr, sie soll sich keine Sorgen um die Kinderkleider machen; sie kann Ihre ausleihen.«
    »Aber ich habe ein Mädchen.«
    »Ich weiß. Aber ab Januar werden Sie jede Menge Kleidung für einen kleinen Jungen haben. Herzlichen Glückwunsch übrigens.« Er lächelte breit, drehte sich um und ging durch den Mittelgang nach draußen.
    Ich stand sprachlos da.
Das hab’ ich ja noch nicht einmal Nick verraten!
    Nach ein paar Sekunden erwachte ich aus meiner Erstarrung. Ich packte hastig meine Sachen zusammen. Drei Passagiere musste ich vorbeilassen, dann quetschte ich mich in die Schlange hinein, dass ich die Frau hinter mir fast umwarf.
Entschuldigung, aber ich muss jemanden einholen
… Ich rannte buchstäblich den Gang entlang, die Tasche hinter mir herziehend, dann durch eine Gruppe von Passagieren, die gerade über die Fluggastbrücke in das Terminal ging.
    »Entschuldigung! Entschuldigung!«
    Ich erreichte das Terminal und schaute nach rechts, dann nach links, dann nach vorne. Jay war nicht zu sehen. Ich schaute noch einmal in alle Richtungen. Nichts.
    Ich sah zu den Hinweisschildern unter der Decke hoch. Rechts ging es zu den Bussen und Taxen. Ich rannte an den Ausgängen und Läden und wartenden Passagieren entlang. Meine Augen schossen nach links und rechts, während mein Gehirn das Geschehen der letzten Stunden zu verarbeiten versuchte. Und dann kam mir die Erleuchtung. Klar – so musste es sein!
    Ich rannte weiter, zum Ende des Terminals. Da hinten war ein Schild »Information«. Ich sauste zu der Theke.
    »Wo sind die Hotelbusse?«, fragte ich, ganz außer Atem.
Da finde ich ihn bestimmt
, versicherte ich mir.
    Der Mann zeigte nach draußen. Ich rannte mit meinem Koffer hinaus, knapp vorbei an zwei Autos, die Passagiere abluden, und zu der Hotelbus-Haltestelle. Die Wartebank war leer. Ich schaute nach links. Der Mann da hinten, der da gerade ein Taxi anhielt, war er das nicht?
    Ich ließ mein Gepäck stehen und sprintete zu dem Taxi. »Hallo! Warten
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