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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten
Autoren: Alan Dean Foster
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das zweite Deck mit Metallstücken zu beladen. Yulour trug die doppelte Last und mühte sich stumm neben seinen menschlichen Freunden ab.
    Ein paar Tage später sackte Lyra erschöpft und in ihrem Thermoanzug schwitzend neben Homat zu Boden und sagte mürrisch zu ihm: »Mehr geht nicht hinein.«
    »Nein, es ist noch Platz«, beharrte Homat. »Viel mehr Platz. Ihr müßt weitermachen.«
    »Hör mir zu, Homat! Das Sunit, das Metall, ist sehr schwer. Wenn du noch mehr auf die oberen Decks lädst, stört das die Stabilität des Bootes. Alles Sunit in der Welt nützt dir nichts, wenn du mitten im Skar umkippst.« Sie hielt den Atem an und senkte den Blick zu Boden. Tatsächlich konnte das Tragflächenboot durchaus noch ein oder zwei Tonnen mehr aufnehmen; aber sie hatte Zweifel daran, daß Etienne noch einen weiteren Tag aushalten würde.
    Homat blickte unsicher. »Also gut. Das reicht. Es reicht aus, um zwei Städte zu kaufen. Und ich kann immer noch hierher zurückkehren und mir mehr holen.«
    »Schön«, bemerkte Etienne. »Und jetzt laß uns dir helfen, dein verdammtes Vermögen hier wegzuschaffen, damit wir wieder getrennte Wege gehen können. Für mich kann das gar nicht früh genug sein.«
    »Oder, wenn du darauf bestehst, allein zurückzufahren«, fügte Lyra hinzu, »dann laß uns wenigstens bis Turput mitkommen; dort finden wir auch eine andere Transportmöglichkeit zur Homanx-Station. Und bis wir dort sind, kannst du schon halb um das Groalamasan herum sein.«
    »Und was dann?« erkundigte sich Homat argwöhnisch und ganz im Bann seiner angeborenen Mai-Paranoia. »Dann werdet ihr eure Freunde organisieren und mit einer Ladung eurer fremdartigen Waffen kommen, um den armen Homat zu suchen und ihn zu bestrafen und seinen Ruhm zu stehlen.« Er hatte die ganze Zeit den Asynapten kaum aus der Hand gelegt, jetzt verkrampfte sich seine Hand um den Kolben.
    Lyra stand langsam auf. »Homat, sei kein Narr!«
    »Das ist wahrhaftig nicht meine Absicht.«
    Etienne zog sich zu der Masse fremden Metalls zurück. Er stolperte, und Lyra eilte zu ihm, um ihm behiflich zu sein, ohne dabei den Blick von der Pistole zu wenden.
    »Du brauchst das nicht zu tun, Homat. Wir werden dich nicht verfolgen. Das ist es uns nicht wert. Das Geisterboot ist nicht so viel wert. Wir können immer wieder ein anderes bekommen.«
    »Könnt ihr das?« Sie war gut genug mit der Mai-Psychologie vertraut, um zu erkennen, daß er jetzt dabei war, sich aufzuputschen und daß er versuchte, sich in einen solchen Erregungszustand hineinzutreiben, daß er den Abzug betätigen konnte. Tyl zu töten, war eine Sache. Zwischen Mai und Tsla herrschte große Abneigung, und manchmal kämpften sie auch miteinander. Aber der Gedanke, sie zu töten, war etwas Neues. Dabei ging es um mächtige Geister; fremdartige, unbekannte Geister, und er war seiner selbst immer noch unsicher.
    Doch er würde es tun. Sie konnte es in seinen Augen sehen, es aus der Art und Weise erkennen, wie er dastand; es aus seiner Stimme heraushören. Der armselige, kahlköpfige, kleine humanoide Primitive würde sie beide hier auf dem höchsten Punkt seiner Welt kaltblütig töten, unter diesem Dach aus uraltem Eis und vor einem Rätsel, das jetzt nie so studiert werden würde, wie es sich gehörte.
    »Den Sklaven werde ich behalten«, verkündete Homat feierlich. Er gestikulierte in Richtung auf Yulour, der mit besorgter und zugleich verwirrter Miene in der Nähe stand. »Seine Stärke werde ich auf der Reise zurück nutzen. Ihn fürchte ich nicht. Aber euch vertraue ich nicht. Ich kann nicht die ganze Zeit wach bleiben und euch beobachten. Ihr würdet eure Versprechen in dem Augenblick vergessen, wo ich einschlafe, und den armen Homat in den Skar werfen, daß die Fische ihn fressen.
    Aber nicht ich bin es, der dazu bestimmt ist, den Fischen Nahrung zu sein. Nicht Homat, der Tapfere, Homat, der Große.« Er zielte mit der schweren Pistole.
    »Wenn er die Waffe auf mich gerichtet hat«, flüsterte Etienne und tat einen Schritt nach vorn, »dann fängst du zu laufen an; dann trifft der Schuß mich. Und wenn du an den Scheinwerfern des Bootes vorbei kommst, hast du eine Chance.«
    »Nein, ich werde nicht …«
    »Sei nicht blöd!« fauchte er mit unterdrückter Stimme und tat einen weiteren Schritt nach vorn. »Nicht ausgerechnet jetzt.«
    Die Mündung richtete sich jetzt auf ihn, und Homats Finger legte sich um den Abzug. »Gebrauche deine Beine, Lyra! Für uns beide!«
    Wieder kamen die Tränen
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