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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten
Autoren: Alan Dean Foster
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war. Ihr seid eine interessante junge Rasse.«
    »Du bist ganz sicher in unserer interessanten jungen Gesellschaft willkommen«, erwiderte Etienne trocken. Als ob sie die Kreatur daran hätten hindern können, sie zu begleiten, wenn sie das so wünschte. »Welche Motive auch immer dich bewegen mögen - du hast unser Leben gerettet, auch auf die Gefahr hin, ein Geheimnis mit uns teilen zu müssen, von dem wir wissen, daß es zu unseren Lebzeiten nicht gelöst werden wird, geschweige denn zu deinen Lebzeiten.«
    »Ich selbst«, sagte Lyra verträumt, »ziehe es vor zu glauben, daß die Xunca aus persönlichen Gründen weitergezogen sind und daß sie dieses Relais-System zurückgelassen haben, um irgendwelchen intelligenten Rassen behilflich zu sein, die vielleicht nach ihnen entstanden. Jedenfalls ist das ein hübscher Gedanke. Mir ist die Vorstellung lieber, daß ein so brillantes Volk auch an andere denkt, anstatt nur gleichgültig zu sein.«
    Sie begannen den kleinen Abhang zum Tragflächenboot hinunterzugehen. Yulour trat neben Etienne, um ihm behilflich zu sein, worauf dieser zurückzuckte - aber nur einen Augenblick lang; der Pelz, den er an seinem Arm fühlte, war echt; selbst der Geruch war typisch der Geruch eines Tsla.
    Sie nahmen von Tyl Abschied, und Lyra versuchte die belastende Situation etwas aufzulockern, indem sie vorschlug, daß Etienne das übliche Tsla-Begräbnisritual vollziehen möge. Das löste einen liebevollen Austausch von Beleidigungen aus, die Yulour sich interessiert anhörte.
    Etienne beendete den kleinen Wortwechsel schließlich, indem er etwas tat, das er seit langer Zeit nicht mehr getan hatte: Er nahm Lyra in die Arme und küßte sie lang und leidenschaftlich. Sie standen lange engumschlungen da, und Yulour beobachtete das mit dem gleichen Interesse. Solch kurzfristige Beziehungen bedeuteten für ihn nichts; aber sie hatten etwas entschieden Wehmütig-Sentimentales an sich, das jenen stets fremd bleiben mußte, die zur Beinahe-Unsterblichkeit verurteilt waren. Der Gestaltwandler seufzte, aber es war ein lautloses Seufzen, so lautlos wie der Sonnenwind, der den Wasserstoff zwischen den Sternen bewegt. Existenz war für diese kurzlebigen Wesen ein momentaner explosiver Blitz des Bewußtseins - und dann Vergessen. Ein Hauch des Lebens, hereingeblasen von einer Aufwallung von Gefühlen und ein paar wenigen hastigen Gedanken.
    Der Gestaltwandler konnte da nur mitfühlen. Für ihn war das Leben ein unendlicher Marsch auf ein unbekanntes Ziel zu. Außerdem gab es Arbeit für ihn.
    Etienne nahm auf dem Pilotensessel Platz, betätigte ein paar Schalter und blickte dann beunruhigt. Lyra trat neben ihn.
    »Schwierigkeiten?«
    »Sieht so aus. Diese Scheinwerfer brannten etwas länger, als wir vorhatten. Die Batterien sind zu erschöpft, um den Motor anzutreiben, geschweige denn die Repeller. Wir werden hinaustreiben müssen, bis die Strömung und die Sonne uns wieder aufladen.«
    Yulour studierte einen Augenblick lang die Konsole. »Ich glaube, ich kann helfen. Schließlich gibt es jetzt keinen Grund, das nicht zu tun.«
    Der rechte Arm begann sich zu verändern. Wo gerade noch Pelz und Muskeln gewesen waren, entstand jetzt ein dünner Faden aus schwachstrahlendem metallischen Silber. Der Tentakel schob sich durch eine kleine Öffnung einer Steckdose. Ein Zittern ging durch das Boot, und ein halbes Dutzend Anzeigelämpchen flammten plötzlich hell auf. »Tut mir leid. Der Widerstand war geringer, als ich dachte«, erklärte Yulour, als er den silbernen Tentakel zurückzog und wieder einen Arm daraus werden ließ. »Es ist nicht nur so, daß Gestaltwandler Kraft haben; ein Wandler ist Kraft.«
    »Dann ist es ganz angenehm, dich auf einer schwierigen Reise dabei zu haben. Nichts ist besser als ein paar hundert Millionen Jahre spezialisierter Entwicklung für einen kleinen Stromstoß, wenn es auch irgendwie ein wenig respektlos scheint.« Lyra schien das Ganze riesigen Spaß zu bereiten.
    Etienne versuchte es noch einmal, und die Maschine erwachte pfeifend zum Leben. Das Tragflächenboot erhob sich zwei Meter über den Kies, schwenkte um seine Achse und bewegte sich auf den Fluß zu. Im Licht ihrer Scheinwerfer begannen sie die lange Reise den Skar hinunter, auf Turput zu, die Homanx-Station und schließlich nach Hause.
    Dort würden sie einen langen Urlaub nehmen, um ihren offiziellen Bericht zu schreiben; einen Bericht, der von Erinnerungen überschattet sein würde. Irgendwie schien dieser Bericht
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