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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten
Autoren: Alan Dean Foster
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und blendeten sie mehr als der grelle Schein der Scheinwerfer. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, und für überlegte Entscheidungen war keine Zeit. Wenn Etienne nur nicht so verdammt logisch wäre! Aber er hatte recht. Wenn sie sich in der Dunkelheit der Kaverne verstecken konnte, hatte sie eine geringe Chance, sich an Bord des Tragflächenbootes zu schleichen, ohne daß Homat sie sah. Sie war größer und stärker als der Mai.
    Homat sah, wie sie sich in Bewegung setzte, und die Pistole in seiner Hand wanderte zu ihr hinüber. Es war unmöglich, der Ladung auszuweichen; aber die schwere Waffe bereitete Homat sichtlich einige Schwierigkeiten. Etienne sah, daß er sich auf Lyras Flucht konzentrierte, und bereitete sich darauf vor, zwischen sie zu springen, um sie zu decken.
    Aber das brauchte er nicht. Jemand anders war derselbe Gedanke gekommen. Ganz sicher rechnete niemand, zuallerletzt Homat, damit, daß Yulour sich zwischen die Pistole und ihr Ziel stellen würde.
    Etienne hatte keine Zeit, um sich über das ungewohnte Verhalten des Tsla zu wundern. Er schob Lyra mit der linken Hand von sich.
    »Jetzt! Lauf schon! Los!«
    Lyra starrte den Tsla mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich verstehe nicht. Yulour handelt nicht aus eigenem Antrieb.«
    »Mach dir jetzt darüber keine Gedanken. Halt den Mund und lauf!«
    Sie ließ ihn stehen, wirbelte herum und rannte auf die schützende Dunkelheit zu ihrer Linken zu. Homat drehte sich herum, um auf sie zu zielen; aber wieder schob Yulour sich zwischen sie und die Waffe.
    »Aus dem Weg, du Schwachkopf!« schrie Homat. Doch Yulour stand stumm da und rührte sich nicht von der Stelle. »Du sollst aus dem Weg gehen, habe ich gesagt! Ich brauche dich für die Reise flußabwärts.«
    Er konnte den Kies unter den Stiefeln der Menschenfrau knirschen hören. Natürlich konnte er sie beide hier zurücklassen, einem langsamen Tod überlassen; aber daß ein schwachköpfiger Tsla ihn um seinen so sorgfältig vorbereiteten Triumph bringen sollte, machte ihn wütend. Er starrte über den Lauf des Blitzwerfers hinweg.
    »Du hast es dir selbst zuzuschreiben, Idiot! Ich werde eben ohne dich zurechtkommen müssen. Flußabwärts finde ich genügend willige Träger mit einem vernünftigen Kopf auf den Schultern.« Er drückte den Abzug.
    Der Asynapt entlud sich mit einem grellen Lichtblitz und dem vertrauten Knistern. Etienne schrie: »Nein!« und versuchte sich auf Homat zu werfen. Angesichts der Entfernung zwischen ihm und dem Mai war das eine vergebliche Geste. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine linke Seite bis hinunter zum Bein, und er brach trotz seiner Krücke zusammen.
    Staub brannte in seinen Augen, während er da lag und hilflos über den Kiesboden starrte. Yulour war unter dem Schuß nicht zusammengebrochen. Er war nicht gestürzt, weil er nicht länger da war.
    Aber da war etwas anderes.

17. Kapitel
    Einen Augenblick lang war Etienne überzeugt, daß der Schuß statt dessen ihn getroffen hatte; das würde die Illusion erklären. Oder vielleicht besaß der schweigsame Yulour die Kraft der Alten. Er blinzelte, und die Illusion blieb. Seine Seite schmerzte immer noch höllisch. Seine Nase lief. Das alles war Wirklichkeit.
    Wo Yolour gewesen war, ragte das, was Yulour gewesen war, vier Meter dem Dach der Kaverne entgegen. Es war schlank und silbern. Seine feucht-kalten Seiten wogten und flossen wie die Wellen, die von einem Stein ausgehen, den man in einen Tümpel wirft. Ja, das, was Yulour gewesen war, sah jetzt wie ein Turm aus undurchsichtigem Wasser aus. Und jedesmal, wenn eine der inneren Wellen den höchsten Punkt erreichte, mischten sich andere Farben in den silbernen Schein: Grau und Weiß, Blau und Purpur. Dann breiteten sie sich in unregelmäßigen Farbflecken über Teile des fließenden Turms aus und verblaßten langsam wieder zu Silber.
    Homat stand reglos da, den Asynapten zitternd immer noch mit beiden Händen festhaltend. Wahrscheinlich hätte er ihn nicht einmal dann fallen lassen können, wenn er das gewollt hätte. Plötzlich hatten all die Schrecken, all die Ängste seiner Kindheit, all die alten Geschichten von Dämonen und Teufeln und bösen Geistern, die er in sich aufgenommen hatte, vor seinen hervortretenden Augen Gestalt angenommen. Er fing zu schlottern an und verlor die Kontrolle über Blase und Darm. Er versuchte zu schreien, aber seinen halb geöffneten Lippen entrang sich nur dünnes, jämmerliches Winseln.
    Durch die höllischen Schmerzen an seiner
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