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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk
Autoren: Vampira VA
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furchtsamem Ton: »Hältst du dein Versprechen?«
    »Natürlich. Welches?«
    »Mir bei der Auswahl der Männer zu helfen.«
    Er nickte ernst. Tiefe Sorge grub sich in sein jungenhaftes, sonst fast unentwegt fröhlich schauendes Gesicht.
    »Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, und bin zu dem Entschluß gelangt, daß ich es damit nicht bewenden lassen werde.«
    Elisabeth hob fragend die Brauen.
    »Ich werde dich nicht allein nach Uruk weiterreisen lassen - das könnte ich nicht verantworten. Du wärst ein Lamm unter Wölfen. Wenn du wüßtest, was in der Verlassenheit der Wüste alles geschehen kann .«
    »Du willst mitkommen?«
    »Ich werde mitkommen«, sagte Karim entschieden. »Daran führt kein Weg vorbei. Möglicherweise ist es nicht nur Beschützerinstinkt, sondern schlichte Neugier, die mich diesen Entschluß hat fassen lassen.«
    Der Gedanke, daß in Wahrheit sie der Wolf war und die Menschen, mit denen sie sich umgab, die Rolle der Lämmer innehatten, amüsierte Elisabeth. Aber dieser Heiterkeitsanflug war von kurzer Dauer und vielleicht nicht einmal echt.
    Sie quittierte Karims Angebot mit einem Nicken und dachte gar nicht daran, es ihm auszureden. Sie würde noch lange genug allein sein. Denn auf dem beschwerlichsten Weg, der Wanderung durch die Zeit, würde sie niemanden bei sich haben. Es war ein ebenso einsamer wie gefährlicher Weg, den sie niemand anderem zumuten wollte als sich selbst .
    *
    Zwei Tage später
    Die Landschaft war zu einem Bild bedrückender Einfallslosigkeit geronnen. Einsame Bäume standen zwischen kahlen Felsstrukturen. Hie und da floh ein Tier vor der kleinen Karawane, die, ähnlich einer Prozession, durch die karge Gegend zog, in der es trotz mancher bizarrer Gesteinsformation kaum Abwechslung gab. Der Blick reichte einfach zu weit, so daß auch die sparsam verteilten Bezugspunkte in der Ödnis untergingen.
    Auf ihrer ersten Reise nach Uruk war Elisabeth aus entgegengesetzter Richtung gekommen. 1666, als sich Salvat und der Großteil der Illuminaten in London aufgehalten hatten, weil ein Jahr zuvor nicht nur der Erzengel, sondern auch Elisabeth die zweite Erschütterung der Zeit seit Satans Flucht 1635 registriert hatte. An den damit verbundenen Schock, diese unbeschreibliche Gewalt, die wie das Echo ihrer eigenen Kraft auf sie niedergefahren war, konnte Elisabeth sich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen.
    Salvat und seine Getreuen waren unverzüglich in die Hauptstadt des englischen Königreichs aufgebrochen, aber den gesuchten Satan, der durch Elisabeths »Zeitriß« geflohen war, hatten sie erst vielen Monate danach stellen und vernichtend schlagen können.
    Zu dieser Zeit hat Tobias mich in Jerusalem ausfindig gemacht - und ist mit mir das letzte Stück bis Uruk gereist, sinnierte Elisabeth. Auch damals hatte sie das Kloster zunächst auf eigene Faust verlassen, nachdem sie Tobias eindringlich verboten hatte, sie zu begleiten. An den Wortlaut ihres letzten Streitgesprächs konnte sie sich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen:
    »Wir haben uns nie eingeengt, haben uns immer die Freiräume zugestanden, die wir brauchten, ist es nicht so?« Tobias Stifter hatte die Arme, als er dies sagte, um Elisabeth geschlungen, gerade so, als wollte er sein verzweifeltes Bemühen, sie von dem gefaßten Entschluß wieder abzubringen, wie selbstlose Sorge aussehen lassen.
    Aber sie hatte ihn, wie im übrigen meistens, durchschaut, und diese unglaubliche gegenseitige Vertrautheit hatte sich in diesem Augenblick als Falle gezeigt.
    »>Ich verbiete es dir ja nicht, zu gehen«, hatte der Illuminat hinzugefügt, »aber geh wenigstens nicht ohne mich - ich wäre dir keine Last. Der Gedanke, dich allein an einen so fernen Ort ziehen zu lassen, weckt in mir das kalte Grausen ... Warum willst du das nicht verstehen?«
    »>Ich verstehe es«, hatte sie erwidert, eine Frau, die im Gegensatz zu ihrem Gefährten nie alterte. »Aber dorthin reisen, wohin es mich schon seit so vielen Jahren zieht, muß und werde ich allein ...!«
    »Uruk ...« Tobias hatte das ergraute Haupt geschüttelt. »>Du hast es nie der Rede wert befunden, mir zu sagen, warum du diesen Narren an einem fernen Ort gefressen hast, so daß es dich unaufhörlich dorthin zieht . .. «
    »Mach es nicht unnötig schwer.«
    »Wäre es denn ... unnötig?«
    »Sprechen wir darüber, wenn ich gefunden habe, wonach ich suche.«
    »In Uruk?«
    »Ja.«
    Kopfschüttelnd hatte er sich neben ihr im Bett aufgesetzt und gesagt: »>Du
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