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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk
Autoren: Vampira VA
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mit diesem Ort verbindest. Von mir wird niemand etwas erfahren. Ich bin absolut verschwiegen.«
    Elisabeth zögerte. »Ich auch.« Dann gab sie sich einen Ruck und nickte. »Geh schon voraus. Ich komme nach.«
    »Warum kommst du nicht gleich mit?«
    »Ich muß über deine Worte nachdenken - allein. Bitte.«
    Achselzuckend willigte er schließlich ein und ging er davon.
    *
    Erst am Abend, Stunden nachdem sie sich getrennt hatten, betrat sie das Zelt, in das Karim vorausgegangen war.
    »Hast du so lange nachdenken müssen - oder macht es einfach nur Spaß, anderen bei der Plackerei zuzusehen?«
    Der Zynismus war unüberhörbar - und neu aus seinem Mund.
    Elisabeth begriff, daß sie ihn tief gekränkt hatte.
    Und auch, daß die gemeinsame Nacht seine Gefühle zu ihr eher noch gestärkt und gefestigt hatte, während bei ihr selbst .
    »Ich habe mich entschieden«, sagte sie.
    »Was heißt das?« fragte er. »Daß du endlich mit offenen Karten spielst?«
    »Nein. Ich bitte dich zu gehen - gleich morgen früh. Kehr nach Al Basrah zurück, geh den Geschäften nach und vergiß, daß es mich je gegeben hat!«
    Er lachte rauh. »Das hast du dir ausgedacht? Deshalb bist du den ganzen Nachmittag in glühender Sonne herumgelaufen? Du bist der lebende Beweis, wie schädlich Hitze sein kann. Du -«
    »Es ist mein Ernst.«
    Kopfschüttelnd sagte er: »Das glaube ich nicht.«
    »Du mußt, sonst ...« »Sonst?«
    ». wirst auch du sterben.«
    »Auch?«
    Sie hatte erwartet, daß ihm mit bloßen Worten nicht beizukommen war. Mit einem Wink gab sie ihm zu verstehen, daß er ihr nach draußen folgen sollte. Er tat es.
    Draußen saßen die Männer, die sie gemeinsam in Mos Iranshars Karawanserei angeworben hatten, um ein Feuer herum, über dessen Glut der Inhalt eines Teekessels kochte. Sie kauten schweigsam Trockenfleisch und erholten sich von den Anstrengungen der Ausgrabungsarbeit.
    Als Elisabeth auf sie zuging, hatte sie ein Gefühl, das Karims Warnung zu unterstreichen schien: Die fünf Männer schienen sie nicht nur argwöhnisch, sondern lauernd zu beäugen. Vielleicht vermuteten sie tatsächlich einen Schatz im Wüstensand und machten sich schon Gedanken, wie sie ihn unter sich aufteilen konnten.
    Im Grunde war es ihr egal. Gleichzeitig konstruierte sie eine Rechtfertigung für das daraus, was sie vorhatte.
    »Du!« rief sie dem Kerl zu, den sie von Anfang an seines Verhaltens und seines Aussehens wegen am unsympathischsten gefunden hatte. »Steh auf!«
    Um solche Befehle zu geben, reichte ihr Arabisch völlig aus. Der Angesprochene gehorchte nach einigem Zögern.
    »Seht ihn euch an«, sagte Elisabeth. »Seht ganz genau hin - besonders du, Karim!«
    Sie merkte, wie der Kastrat ansetzte, um eine Erklärung für ihr Vorgehen zu verlangen. Doch zunächst blieb ihm jedes Wort im Halse stecken.
    Der Mann, dessen Name sie gehört, aber wieder vergessen hatte, bemerkte erst, was mit ihm geschah, als die Schwäche ihn in die Knie gehen ließ und die Männer am Feuer aufschrien.
    Sie sprangen aus ihren sitzenden Positionen auf und wollten sich auf die Frau stürzen, denn die Art und Weise, wie ihr Kamerad nach Elisabeth Aufruf zu Tode alterte, ließ keinen Zweifel, daß sie dahintersteckte.
    Elisabeth stoppte sie mit einer Handbewegung und den Worten: »Wollt ihr, daß es euch so geht wie ihm?«
    Sofort hielten sie inne.
    Nur Karim ließ sich nicht beirren. Er packte Elisabeth am Arm und stieß hervor: »Hör auf! Ich weiß nicht, was für eine Hexe du bist -aber du bringst ihn um ...!«
    »Anders ist es dir nicht begreiflich zu machen«, gab sie zurück.
    »Was ist mir nicht begreiflich zu machen?«
    »Daß ich dich mag - und deshalb nicht will, daß du ihr Schicksal teilst.«
    »Ihr Schicksal?«
    Sie atmete heftiger. Die Zeit, die sie stahl, spendete ihr Vitalität und Zuversicht. Auf Italienisch, der Sprache, die Karim, aber nicht die Männer von Mos Iranshar verstanden, sagte sie: »Ich werde sie alle sterben lassen wie diesen einen. Ich muß es, denn ich benötige ihre Kraft, um den Korridor zu durchschreiten. Und ich kann keine Zeugen gebrauchen.«
    Karims Augen hatten sich geweitet und blieben in dieser Stellung. »Du tötest Menschen ohne mit der Wimper zu zucken?«
    »Vielleicht hätten sie auch uns getötet, heute Nacht schon, nachdem sie jetzt die Stelle kennen, an der sie graben müssen und einen Schatz vermuten.«
    »Dafür gibt es keinen Beweis.«
    »Du selbst hast mich vor ihnen gewarnt.«
    »Ich mahnte zur Vorsicht, aber man
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