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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk
Autoren: Vampira VA
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Ge-schwulst, die ihm niemand entfernen konnte, soviel Druck auf sein Hirn ausgeübt haben, daß Blutungen einsetzten. Dann würde er sterben.
    Qualvoll.
    Er lachte verzweifelt. Sein Mund formte Ringe aus Rauch, die zur Decke stiegen.
    Seit fast einer Stunde hatte sich kein Kunde mehr blicken lassen, und auch die anderen Stände und Läden im Bazarviertel wirkten wie ausgestorben. Die brütende Hitze und die Essenszeit allein boten dafür keine Erklärung.
    Iranshar schüttelte noch einmal den Kopf. Eine Weile lauschte er den leise geführten Gesprächen seiner Bediensteten, die tatenlos außerhalb des Zelts im Schatten niedriger Häuser lungerten, und dem Schnauben der Tiere in den rückseitigen Gattern. Den Worten seiner Leute war zu entnehmen, daß auch sie die außergewöhnliche Ruhe nicht geheuer fanden.
    Iranshar schreckte aus seinen Gedanken, als ihm auffiel, daß auch die Unterhaltungen abgebrochen waren. Solange er brauchte, um dies zu realisieren, herrschte beinahe Totenstille.
    Übergangslos klangen Schritte auf.
    Mehrere Leute betraten das Büro. Sie schienen etwas zu schleppen, das sie polternd im Geschäftsraum absetzten.
    Mos Iranshar erhob sich und schlurfte ahnungslos nach vorn.
    Als er hinter der Wand hervortrat, glaubte er von einer unsichtbaren Faust getroffen zu werden. Wie angewurzelt blieb er stehen.
    Zwei Männer von abstoßendem Äußeren standen vor ihm. Sie waren kahlköpfig, hatten tiefliegende, rubinrot glimmende Augen und eine Haut wie weißer Marmor. Sie hatten eine Kiste getragen, die nun zwischen ihnen am Boden stand.
    »Mos Iranshar?« fragte einer der beiden, die keinesfalls Zwillinge waren, sich aber dennoch - auf einer nicht offensichtlichen Ebene -ähnelten, daß man sie für Brüder hätte halten können.
    »Was wollen Sie?« Der Besitzer der Karawanserei räusperte sich. Er vermied es, die Blicke zu erwidern, die auf ihm brannten.
    »Wir haben einen Auftrag«, sagte der andere. Auch ihre Stimmen unterschieden und ähnelten sich auf unbeschreibliche Weise.
    »Die Kiste?« fragte Iranshar.
    »Ja, die Kiste«, bestätigten beide unisono und machten einen Schritt auf Iranshar zu.
    »Wohin soll sie gebracht werden?«
    »Nirgendwo hin. Wir möchten auf andere Weise mit dir ins Geschäft kommen.«
    »Wie?«
    Beide Besucher drehten sich synchron um, bückten sich und hoben den Deckel der Kiste.
    Mos Iranshar starrte fassungslos auf den Jüngling, der mit angezogenen Knien und angewinkelten Armen seitlich darin lag. Nachdem sich der Deckel gehoben hatte, drehte sich sein Gesicht langsam in Richtungen des Besitzers der Karawanserei. Ein Gesicht, das zur Maske geronnen war. Dann teilten sich seine Lippen, und Iranshar sah - - - Vor Grauen klatschte er in die Hände. Der Schrei, der aus seiner Brust fahren wollte, verendete noch in der Kehle. Alles, was sich daraus noch löste, war ein ersticktes Stöhnen.
    Der Mund des in die Kiste Gestopften . Was für ein furchtbares Gebiß grinste Iranshar zähnefletschend daraus entgegen?
    »Hab keine Angst.«
    Keine Angst? Der Besitzer der Karawanserei löste schwerfällig den Blick von dem unheimlichen Mitbringsel der beiden selbst unheimlichen Besucher und richtete ihn auf jenen, der scheinbar beruhigend auf ihn eingesprochen hatte.
    »Wer . was ist das?« Zäh rann die Frage über seine Lippen.
    »Tyk?« Der Albino schüttelte den völlig haarlosen Kopf. Die bleiche Tönung seiner Haut erweckte den Anschein, einen Toten vor sich zu haben, der auf geheimnisvolle Weise zu den Lebenden zurückgekehrt war. »Reden wir zuerst über dich. Über dein kurzes Dasein hier auf Erden. Du bist achtunddreißig Jahre alt ... Genügt dir das? Achtunddreißig Jahre - und du sollst schon sterben?«
    Mos Iranshar spürte einen Stich im Herzen. Er kannte die Fremden nicht - aber die Fremden schienen ihn zu kennen. Sehr gut sogar.
    »Was wollt ihr?«
    Die Gestalt in der Kiste war nackt bis auf ein Linnen, das sie um die Lenden gebunden hatte, ähnlich wie man ein Kleinkind wickelte. Sie hatte das Gesicht immer noch in Iranshars Richtung gedreht, und mehr denn je war es eine Fratze. Grimassenschneidend atmete Tyk so laut und stoßartig, daß das entstehende Geräusch die Gier transportierte, die auch in seinen erweiterten Pupillen zu lesen war.
    »Er ist halb verdurstet«, kommentierte der Bleiche, der auch davor schon das Wort an Iranshar gerichtet hatte. Auch jetzt tat er es offenkundig ohne Aufrichtigkeit. Er hatte nicht wirklich vor, den Besitzer der Karawanserei
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