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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit
Autoren: Andrej Djakow
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dazu. Es wurde Zeit, sich zu verabschieden. Der Mutant hatte beschlossen, mit Afanassi zur Tschkalowskaja weiterzufahren, um den Seeleuten bei der Beilegung des Konflikts mit den Petersburgern zu helfen.
    Außerdem hatte Dym noch einen Sonderauftrag zu erledigen: Er sollte dem Metrorat von den Ergebnissen der Ermittlungen berichten. Taran hatte diesen nervigen Job nicht ganz uneigennützig an seinen Freund delegiert, denn er hasste nichts mehr als hochoffizielle Termine, bei denen viel Blabla um nichts gemacht wurde.
    Gennadi seinerseits war geradezu begeistert von der Idee, als eine Art Vermittler aufzutreten. Er hoffte darauf, dass die Primorski-Allianz seine Verdienste um die Ergreifung des Terroristen zu würdigen weiß, die Konsequenzen des idiotischen Gerichtsverfahrens außer Kraft setzt und ihn vollständig rehabilitiert.
    Zur allgemeinen Verwunderung äußerte auch Aurora den Wunsch auszusteigen. Nachdem alle drei auf den rissigen Asphalt neben dem Metroeingang hinuntergesprungen waren, setzte sich die »Ameise« qualmend in Bewegung und donnerte über den Moskauer Prospekt davon.
    »Wo willst du jetzt hin? Nach Hause?«, fragte Gleb das Mädchen und nestelte an seiner Gasmaske.
    Aurora zuckte mit den Achseln.
    Keine leichte Entscheidung. Nach allem, was passiert war, würde man ihr nicht noch einmal die Chance geben auszubüxen. Es war nicht einmal sicher, dass man sie überhaupt wieder hineinließ. Inzwischen wussten mehrere Leute von Eden, nicht zuletzt Terentjew. Und dass der diese Information in die ganze Metro hinausposaunte, konnte man sich an fünf Fingern abzählen . A ußer natürlich er fand einen Weg, aus diesem Geheimnis Profit zu schlagen. Zum Beispiel, indem er lukrative Handelsbeziehungen zum Objekt aufbaute. Wieso eigentlich nicht?
    Aurora hatte jetzt niemanden mehr in Eden, zu dem sie hätte zurückkehren können. Das heimische Zimmer war verwaist. Womit hätte sie die Leere, die sie dort erwartete, füllen sollen?
    »Weißt du was, Aurora?« Die gedämpfte Gasmaskenstimme des Stalkers riss das Mädchen aus seinen Gedanken. Taran schaute sie nicht an. Entweder weil er wie immer die Umgebung scannte oder weil er ein bisschen verlegen war. »Bleib doch erst mal bei uns und erhol dich. Wenn du dich dann entscheidest zu gehen, werden wir dich nicht aufhalten.«
    »Und wie lange kann ich mir das überlegen?«, fragte das Mädchen schüchtern.
    Jetzt wandte ihr der Stalker endlich das Gesicht zu. Durch die glitzernde Sichtscheibe konnte man die typischen Fältchen in seinen Augenwinkeln sehen. Taran lächelte.
    »Keine Sorge. Rauswerfen werden wir dich nicht. Stimmt’s, Gleb?«
    Der Junge nickte energisch und reckte den Daumen nach oben.
    Sie blieben noch eine Weile stehen und schauten der »Ameise« hinterher . A ls deren kantige Umrisse im Dunstschleier der ausgehenden Nacht verschwanden, stiegen sie ins vertraute Labyrinth der bewohnten Metro hinab.
    In die Dunkelheit.
    Diesmal jedoch in eine Dunkelheit, die Geborgenheit versprach.

EPILOG
    Als die hermetische Tür sich lautlos öffnete, schlug dem Besucher blendendes Licht entgegen.
    »Nimm die Knarre weg! Ich bin’s!« Dym schob Taran ungeniert zur Seite und schlüpfte durch den schmalen Eingang in den Luftschutzbunker. »Das Zeug, das ich bringen sollte, liegt draußen. Du kannst es reintragen.«
    Der Stalker fluchte, schleppte die schweren Säcke hinein und verriegelte die Tür.
    »Du kommst zu spät, Gena. Höchst unerfreulich!«
    »Pah. Unerfreulich ist, wenn man an den Füßen friert . A lles andere ist Schall und Rauch.«
    Der Mutant marschierte durch den Gang und bog direkt in die Küche ab.
    »Oho! Wie ich sehe, sind schon alle versammelt!«
    Neben dem Ofen stand Aurora und hantierte scheppernd mit Geschirr. Gleb rührte mit dem Kochlöffel in einem bauchigen Gusseisentopf, in dem eine duftende Suppe brodelte . A m langen Holztisch hatte sich eine illustre Gesellschaft versammelt: ein dunkelhäutiger Jüngling mit langem Haar, ein drolliger Greis mit Eisenbahnermütze und ein ungepflegter Typ mit aufgeschwemmtem Gesicht und roten Augen. Sitting Bull, Migalytsch und der Heide …
    Dym hatte die drei erst vor Kurzem kennengelernt und immer noch keinen blassen Schimmer, wozu Taran diese Jammerlappen brauchte. Der Alte – nun gut. Der kannte sich wenigstens mit Fahrzeugtechnik aus. So jemanden konnte man bei einer Expedition immer brauchen . A ber der Wilde und der Suffkopf? Was wollte er mit denen?
    Der Stalker machte sich
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