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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit
Autoren: Andrej Djakow
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dich ja nicht enttäuschen, Gleb . A ber wenn du mich fragst: Kantemirow hat dich angeschwindelt. Das ist gewöhnliches Wasser.«
    Der Junge reagierte nicht. Er hielt einen Zettel in der Hand, fuhr fieberhaft mit dem Finger die Zeilen entlang und bewegte lautlos die Lippen.
    »Was ist das?«
    »Das Papier, in dem das Fläschchen eingewickelt war.« Der Junge schnitt eine verdutzte Grimasse. »Das ist eine Notiz von Wladlen. Lies!«
    Nun vertiefte sich auch der Stalker in das Gekritzel des Verstorbenen.
    Mein junger Freund!
    Da du gerade diese Zeilen liest, gehe ich davon aus, dass Taran in der Nähe ist. Richte ihm herzliche Grüße von mir aus! Als ich sagte, dass das Fläschchen eine Medizin enthält, habe ich dir keineswegs einen Bären aufgebunden. Dein Vater muss jetzt vor allem viel Wasser trinken. Das wird ihm helfen, schneller gesund zu werden und die Reste der Droge aus dem Körper auszuschwemmen. Gleb! Taran ist überhaupt nicht krank. Er wurde vergiftet. Das Serum, das er von den Veganern bezieht, ist nichts anderes als eine Droge. Eine harte und heimtückische Droge. Sie löst zwar keine euphorischen Zustände aus, führt aber trotzdem zu Abhängigkeit . A ller Wahrscheinlichkeit nach ist dieses Zeug die Ursache für die Anfälle deines Vaters. Nach jeder eingenommenen Dosis kommt es früher oder später zwangsläufig zu Entzugserscheinungen. Für die Veganer ist das eine effektive Methode, sich einen nützlichen Söldner gefügig zu machen. Jetzt hat es Taran selbst in der Hand. Wenn er von dem Serum wegkommt, wird er wieder gesund. Eine andere Behandlungsmethode gibt es nicht.
    Alles Gute, Gleb!
    Der Junge und der Stalker hoben gleichzeitig den Kopf und sahen einander an.
    »Das gibt’s doch nicht«, stammelte Taran völlig perplex.
    »Kannst du dich an die Sache mit dem Sumpfteufel noch erinnern? Wie ist das gewesen?«
    »Wie, wie … Damals musste ich in einem Lüftungsschacht übernachten. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Ich weiß nur noch, dass mich die Veganer aufgeweckt haben …«
    Der Stalker versuchte, sich Details jener denkwürdigen Begegnung ins Gedächtnis zu rufen, als ihn die Veganer nach einem Sumpfteufelstich aus dem Koma holten. In dieser Geschichte gab es einige Ungereimtheiten . A ngefangen damit, dass er den Sumpfteufel selbst überhaupt nicht gesehen hatte. Es war der Arzt gewesen, der nach der Untersuchung der Wunde behauptet hatte, dass … Stopp!War der komische Fleck an seiner Hand tatsächlich ein Insektenstich gewesen? Hatte ihn Glebs leiblicher Vater womöglich vor einer Droge warnen wollen? Und wieso hatte Satur damals im Metrorat erklärt, dass die Veganer ein Medikament entwickelt hätten? Ausgerechnet in dem Moment, in dem es den »Grünen« besonders gelegen kam! Im Nachhinein entpuppte sich dieser merkwürdige Zufall als kalte Berechnung. Die verdammten Bastarde hatten das wieder mal ziemlich schlau angestellt …
    »Wenn wir den miesen Hund zu fassen kriegen, der dir dieses ›Serum‹ untergeschoben hat …«, sagte Gleb und schlug sich mit der Faust in die Hand.
    »Der hat seine Strafe schon bekommen«, erwiderte Taran.
    Als er an das Duell mit Satur zurückdachte, fiel ihm das kurze Gespräch mit Glebs leiblichem Vater wieder ein. Das Versprechen, die Begegnung für sich zu behalten, lag dem Stalker im Magen. Wie sein Stiefsohn wohl reagieren würde, wenn er erführe … Ja – was eigentlich? Von dem hinfälligen Greis, den Qualen seiner Gefangenschaft und seinem gewaltsamen Tod? Nein, der Knecht hatte recht gehabt. Mit solchen Nachrichten würde man dem Jungen keinen Gefallen tun. Der Ärmste hatte auch so schon genug durchgemacht.
    Der Söldner tastete in seiner Weste nach einem kalten, metallischen Gegenstand und reichte ihn seinem Stiefsohn.
    »Mein Zippo!« Gleb strahlte. »Wo hast du es her?«
    »Das ist eine lange Geschichte …«, äffte Taran ihn nach und schmunzelte über Glebs begeisterte Reaktion.
    Der Container wackelte, die Wände schwankten. Der Raketentruck blieb mit einem Ruck stehen. Der Dieselmotor rumorte im Leerlauf weiter. Die Tür öffnete sich. In der Nische erschien ein Kopf mit runder Schutzbrille und Panzerhaube: der Fahrer.
    »Moskowskaja!«, verkündete er geschäftig und verschwand wieder in seiner Frontkabine.
    Gleb verstaute das Feuerzeug in der Innentasche seiner Jacke und schaute erwartungsvoll durchs Bullauge. Ganz in der Nähe entdeckte er die wohlvertraute Treppe der Unterführung.
    Mit eingezogenem Kopf kam Gennadi
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