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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind
Autoren: Faye Kellerman
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Augen.
    »Möchtest du Kaffee, Pete?« fragte Marge.
    »Nein, danke.«
    »Was hat die Ärztin gesagt?«
    »Es ist ernst, Margie … Ich habe Angst.«
    Er wischte sich mit den Fingern über das feuchte Gesicht. Sie legte den Arm um seine Schultern, sagte jedoch nichts. Decker war für die Stille dankbar.
    3
    Sie war weder narzißtisch veranlagt noch psychisch gestört. Ihr Körper war es einfach wert, angesehen zu werden. Es war, als bewundere man ein Kunstwerk.
    Denn das war es, was sie war: ein Kunstwerk.
    Nackt und mit schweißglänzender, bronzefarbener Haut betrachtete sie sich im Spiegel. Perfekte, runde Brüste dank sorgfältig trainierter Muskelmasse. Die Belohnung für richtig harte Arbeit. Sie hatte Formen ausgebildet, ohne auch nur ein Gramm Fett anzusetzen. Sie klopfte sich auf den Waschbrettbauch, ließ die Armmuskeln spielen und nahm ein paar Posen ein … da war nichts als schmale Muskelstränge.
    Sie trocknete den Körper mit einem dicken Badehandtuch ab und wickelte es dann auf Brusthöhe um sich, wobei sie sich permanent im Spiegel beobachtete. Feiner Haarflaum verlief hinter den Wangen parallel zum Ohr – Koteletten aus Haar so fein wie der Pelz eines Pfirsichs. Sie verschmolzen mit der Haut. Zumindest waren sie ebenso hell. Glücklicherweise, denn ihre Haarfarbe war tief dunkel.
    Sie löste ihr Haar, das ihr wie ein schwarzer Seidenvorhang auf die Schultern fiel.
    Eine exotische Erscheinung. So beschrieb man sie.
    Erneut musterte sie sich im Spiegel.
    In nur zwei Jahren hatte sie sich von einem Niemand in eine Persönlichkeit verwandelt. Von einem formlos schwabbeligem Fettkloß in eine griechische Göttin. Aber sie war viel mehr als nur ein perfekter Körper. Mit der Disziplin war die Selbstbeherrschung, die Kontrolle … wirkliche Kontrolle gekommen. Nicht jene künstlich aufgepfropfte Kontrolle, die sich einstellt, wenn chemische Stoffe das Bewußtsein verändern. Drogen, die übertünchen, aber nicht heilen. Jetzt hatte sie alles in der Hand. Ihr Bewußtsein war so diszipliniert wie ein General, so peinlich genau organisiert wie ein Wörterbuch. Sie war Herrin ihres Schicksals. Es gab nichts, das sie nicht hätte erobern können, nichts, das sie nicht überwinden konnte.
    Und das beste von allem, die Stimmen waren verstummt.
    Die Tür wurde geöffnet und geschlossen. Im Spiegel sah sie ihn auf sich zukommen. Diesmal war es Eric. Er war nackt, seine Oberarmmuskeln dick wie von Adern durchzogene Fußbälle. Er watschelte. Seine Oberschenkelmuskeln waren so aufgebläht, daß sie sich an den Innenseiten aneinander wund gerieben hatten.
    Sie drehte sich nicht um, ließ sich nur auf alle viere nieder.
    Hinter ihr ging er in die Knie und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
    »Bereit, Babe?«
    »Bereit, willens und fähig.«
    »Willst du’s wirklich?«
    »Ich will’s wirklich!«
    »Sag es noch mal.«
    »Ich will’s wirklich!«
    »Sag es mit Überzeugung!« Eric schlug ihr erneut auf den Hintern, und seine ledrige Hand brannte auf ihrer Haut. »Ich will Überzeugung hören!«
    Sie lächelte. Sie mochte Eric. Er war sanft.
    »Ich sagte, ich will es wirklich, wirklich!«
    »Gemeiner, Tandy! Ich will es ordinär!«
    »Ich will es, Mann! Verpaß es mir, oder ich reiß dir den Arsch auf!«
    Eric lachte. »Du reißt mir den Arsch auf?«
    »Yeah … Zen … ti … me … ter … wei … se!« rief sie. »Gib’s mir, Eric!«
    »Ich kann dich nicht hören!«
    »Gib’s mir! Jetzt! Sofort!«
    »Kann dich immer noch nicht hören!«
    »Gib es mir!« brüllte sie, und ihr Gesicht wurde heiß.
    »Kann dich immer, immer noch nicht hören!«
    »GIB’S MIR, VERDAMMT! GIB’S MIR! JETZT!«
    »Braves Mädchen, Babe. Das nenne ich überzeugend!«
    Sie schloß die Augen und hielt die Luft an, bis sie die Nadel in ihrem Hinterteil fühlte. Langsam atmete sie wieder aus. Dann kam das erhebende Gefühl, die Explosion von Energie.
    Die totale Kontrolle. Sie grinste.
    Das Leben war großartig!

4
    Es schmeckte wie nasser Sand. Decker wußte nicht, ob es der Apfel war oder seine Geschmacksnerven versagten. Er aß ihn aus purer Höflichkeit. Cindy machte sich Sorgen um ihn. Also demonstrierte er Normalität. Als könnten alltägliche Kleinigkeiten die Qualen in Routine verwandeln. Tochter und Kollegin sahen zu, wie er kaute. Er war sich der mahlenden Geräusche seines Kiefers bewußt, und seine Zähne schmerzten. Er schluckte und griff nach der Hand seiner Tochter.
    »Danke, Prinzessin.«
    Marge stand auf. »Du bleibst
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