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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind
Autoren: Faye Kellerman
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drehte ihn zu sich herum. Sie umarmten sich.
    »Was machst du denn hier?« fragte Decker.
    »Was?«
    Decker drehte den Fernseher leiser und sagte lauter: »Was für eine Überraschung! Was machst du denn hier?«
    »Deine Mutter meinte, es sei Zeit, daß wir uns mal unsere neue Enkeltochter ansehen. Und natürlich auch die ältere.«
    »Du hast den Laden dicht gemacht, Dad?«
    Dad zuckte die Schulter. »Wir sind alt. Das Leben ist kurz. Außerdem … wenn sich deine Mutter was in den Kopf gesetzt hat …«
    Decker lachte. »Wo ist Mom?«
    »Sie bäckt und kocht mit deiner Frau, deiner großen Tochter und deiner Schwiegermutter und der Kinderschwester … und alle reden sie um die Wette. Dabei backen sie unaufhörlich Kuchen für die Party. Riecht verdammt gut, oder?«
    Decker schnupperte. »Hm, sogar sehr gut.«
    »Dein Schuppen ist eine Katastrophe, Sohn.«
    Decker lächelte. »Stimmt.«
    »Ich hab mir gedacht, wenn ich schon mal hier bin, kann ich mich vielleicht nützlich machen.«
    »Dad, du mußt hier nicht arbeiten.«
    »Mann, das ist besser als rumzusitzen und dem Gequatsche der Ladys zuzuhören.« Er klopfte Decker auf den Rücken. »Hast ein süßes, kleines Mädchen, Sohn. Zwei süße Mädels. Mein Gott, Cindy ist wirklich entzückend. Du und Jan, wenigstens das habt ihr richtig gemacht.«
    Decker lachte. »Ich sag nur schnell allen guten Tag. Wir treffen uns dann im Schuppen.«
    »Deine Jungs sind draußen. Ich hab sie angehalten, Nägel zu sortieren. Ist doch okay, wenn sie helfen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut. Sie brauchen ein bißchen Fleisch auf den Knochen. Besonders der Jüngere hat’s nötig. Er ist ja mager wie ein Hering.«
    »Jake ist dünn, aber gesund.«
    »Ja, ein zäher Bursche.« Der alte Mann musterte seinen Sohn eingehend. »Du sieht noch gut aus.«
    »In meinem Job muß man fit bleiben, Dad.«
    »Kann man von deinem Bruder nicht behaupten. Er hat einen Bauch wie ein Sumo-Ringer. Komm in den Schuppen, wenn du mit den Damen fertig bist. Und zieh den Anzug aus. In der Verkleidung räumt man keinen Schuppen auf.«
    »Ist mir schon klar, Dad.«
    Dad Decker ging hinaus. Decker wollte den Fernsehapparat ausschalten, als er die Vorschau auf die Sechs-Uhr-Nachrichten sah. Einer überglücklichen Lourdes Rodriguez wurde ein rosafarbenes Bündel übergeben. Matty Lopez war an ihrer Seite. Er wirkte ernster. Die Vaterschaft war für den Jugendlichen wohl plötzlich zur Realität geworden.
    Decker schaltete den Fernseher aus und wanderte in die Küche. Dort ging es zu wie in einem Hühnerstall. Mom wirkte praktisch und zupackend wie immer. Ihr graumeliertes Haar hatte sie im Nacken aufgesteckt. Über dem Kleid trug sie eine gestärkte, weiße Schürze. Ida Decker war eine schlanke, eigenwillige Frau, die nie die Hände in den Schoß legte und zu allem eine feste Meinung hatte.
    »Na, wie geht’s, meine Damen?« fragte Decker.
    Die Frauen brachen in schrille Willkommensschreie aus. Seine Mutter lächelte ihn an. Decker umarmte sie herzlich.
    »Ich kann’s noch gar nicht glauben, daß ihr hier seid.« Decker wandte sich an Rina. »Hast du das gewußt?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Sollte eine Überraschung werden.«
    Und zu seiner Mutter sagte Decker: »Aber daß ihr wirklich gekommen seid!«
    »Deine Frau hat uns eingeladen. Also sind wir gekommen.«
    »Ich hab euch in den letzten zwanzig Jahren mindestens fünfzigmal eingeladen«, seufzte Decker. »Und ihr seid nie gekommen.«
    »Ach, laß den Unsinn«, mahnte die Mutter mit Spott in den Augen. »Zur Hochzeit war ich da.«
    »Ja. Besten Dank, Mom!«
    Rina zwickte Decker in die Backe. »Rede nett mit deiner Mutter, ja?«
    »Ja, rede nett mit ihr«, wiederholte Magda.
    »Ich muß hier raus.« Decker sah sich um. Hannah lag in ihrem Körbchen und schlief. Er beugte sich über sie und gab ihr vorsichtig einen Kuß auf die Nase. »Erziehen sie dich schon zur Emanze?«
    »Peter, sprich nicht so laut!« schimpfte seine Mutter. »Du weckst sie auf. Außerdem fällt unser Teig zusammen.«
    Cindy klopfte sich an die Brust wie Tarzan. »Geh, räume Schuppen auf und sei ein Macho, großer Dad!«
    »Gute Idee.«
    Decker ging, und niemand hielt ihn zurück. Trotzdem war er glücklich. Es ging nichts über eine harmonische Familie.
    Er dachte unwillkürlich an Lita Bellson. Eine selbstsüchtige, lausige Mutter. Aber sie hatte Marie nie allein gelassen.
    Und dafür ließ Marie sie nicht allein.
    Er überlegte.
    Marie entpuppte sich als die
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