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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
Autoren: Philip K. Dick
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Abwechslung aber einmal sehr still«, sagte Pris.
»Ich denke nach.«
»Du machst dir Sorgen, meinst du. Ich weiß es, ich sehe es.«
»Pris«, sagte ich, »ist das wirklich? Ist das genug, was wir hier haben?«
»Nicht mehr«, sagte sie. »Ich kann dein ewiges Philosophieren nicht mehr ertragen. Nimm dein Leben entweder hin oder bring dich um, aber hör auf, darüber zu schwätzen.«
    »Okay«, sagte ich. »Und im Austausch dafür möchte ich, daß du aufhörst, mir ständig deine herabsetzende Meinung über mich mitzuteilen. Ich habe das satt.«
    »Du hast nur Angst davor, sie zu hören…«, begann sie.
Bevor ich noch recht wußte, was ich tat, hatte ich ihr ins Gesicht geschlagen; sie stolperte und fiel halb hin, sprang zurück und preßte die Hand aufs Gesicht, während sie mich verwirrt ansah.
»Der Teufel soll dich holen«, sagte sie schließlich gepreßt. »Das verzeihe ich dir nie.«
»Ich kann deine herabsetzenden Äußerungen nicht mehr hören.«
Sie starrte mich an, dann fuhr sie herum, packte Charles und eilte mit ihm hinaus.
Schlagartig sah ich Dr. Shedd neben mir stehen.
»Ich glaube, für heute reicht es, Rosen.« Der Supermarkt verblaßte.
»Habe ich falsch gehandelt? Das war das erstemal in meinem Leben, daß ich eine Frau geschlagen habe.«
»Keine Sorge.« Shedd nickte den Schwestern zu. »Lassen Sie ihn aufstehen. Und auf die Gruppentherapie verzichten wir heute auch. Er soll in sein Zimmer zurückgehen.« Zu mir sagte er plötzlich: »Rosen, in Ihrem Verhalten ist etwas Eigenartiges, das ich nicht verstehe. Es sieht Ihnen gar nicht ähnlich.«
Ich sagte nichts; ich ließ nur den Kopf hängen.
»Ich würde fast sagen, daß Sie simulieren«, sagte Shedd langsam.
»Nein, durchaus nicht«, wandte ich ein. »Ich bin wirklich krank. Ich wäre gestorben, wenn ich nicht hergekommen wäre.« »Ich glaube, ich hole Sie morgen in mein Büro. Ich möchte den Benjamin-Test und den Wigotski-Luria mit Ihnen machen. Es kommt mehr darauf an, wer der Tester ist, als wer getestet wird.«
    »Da gebe ich Ihnen recht«, sagte ich nervös.
    Am nächsten Nachmittag bestand ich beide Tests eindeutig. Nach dem McHeston-Gesetz war ich frei; ich konnte heimgehen. »Ich frage mich, ob Sie überhaupt je in die Klinik gehört haben«, sagte Dr. Shedd. »Während im ganzen Land die Leute warten und das Personal überbeansprucht ist…« Er unterschrieb meinen Entlassungsschein und gab ihn mir. »Ich weiß nicht, was Sie damit erreichen wollten, daß Sie hergekommen sind, aber Sie müssen zurückgehen und sich Ihrem Leben wieder stellen, ohne eine Geisteskrankheit vorzutäuschen, von der ich bezweifle, daß Sie sie haben oder jemals hatten.«
Mit diesen brüsken Worten wurde ich aus der Klinik verstoßen.
»Es gibt ein Mädchen hier, das ich sprechen möchte, bevor ich gehe«, sagte ich. »Geht das? Sie heißt Miss Rock.« Vorsichtig fügte ich hinzu: »Ihren Vornamen kenne ich nicht.«
Dr. Shedd drückte auf einen Knopf.
»Mr. Rosen kann mit einer Miss Rock sprechen, aber nicht länger als zehn Minuten. Dann bringen Sie ihn zum Haupttor und schaffen Sie ihn hinaus; seine Zeit hier ist vorbei.«
Der stämmige Pfleger führte mich in das Zimmer, das Pris zusammen mit sechs Frauen bewohnte. Sie saß auf dem Bett und lackierte ihre Nägel. Als ich eintrat, sah sie kaum auf. »Hallo, Louis«, murmelte sie.
»Pris, ich hatte den Mut. Ich bin hingegangen und habe ihm gesagt, was du meintest.« Ich bückte mich, um sie zu berühren. »Ich bin frei. Man hat mich entlassen. Ich kann heimfahren.« »Dann geh.«
Zuerst begriff ich nicht.
»Und du?«
    »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Pris ruhig. »Ich habe meine Entlassung nicht beantragt; ich will noch ein paar Monate bleiben. Mir gefällt es jetzt – ich lerne weben, ich webe einen Teppich aus schwarzer Wolle.« Sie flüsterte plötzlich: »Ich habe dich angelogen, Louis. Ich stehe nicht vor der Entlassung. Ich bin viel zu krank. Ich muß noch sehr lange hierbleiben, vielleicht für immer. Es tut mir leid, daß ich dir etwas anderes gesagt habe. Verzeih mir.« Sie griff kurz nach meiner Hand und ließ sie wieder los.
    Ich konnte nichts sagen.
Kurz danach führte mich der Pfleger durch die Korridore zum Ausgang und ließ mich mit fünfzig Dollar in der Tasche, die vom Staat bezahlt wurden, auf dem Gehsteig stehen. Die KasaninKlinik lag hinter mir, war nicht mehr Teil meines Lebens; sie war in die Vergangenheit verschwunden und würde hoffentlich nie mehr auftauchen.
Ich bin
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