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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
Autoren: Philip K. Dick
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ich und nickte eifrig.
»Das braucht sich in Ihrem ganzen Leben nicht mehr zu wiederholen, aber natürlich stellt das eine Warnung dar – es ist ein Gefahrenzeichen und muß beachtet werden.« Er starrte mich lange Zeit durch den hochquellenden Dampf an. »Nun, es könnte sein, daß wir Sie in Ihrem Fall mit Hilfe der sogenannten gesteuerten Fugue so ausstatten können, daß Sie erfolgreich mit Ihrer Umwelt zurechtkommen. Haben Sie davon schon gehört?« »Nein, Doktor.« Aber es hörte sich gut an.
»Sie bekämen halluzinogene Drogen – Drogen, die Ihren psychotischen Ausbruch herbeiführen, Ihre Halluzinationen auslösen. Für eine eng begrenzte Zeit jeden Tag. Das würde Ihrer Libido die Erfüllung ihrer regressiven Sehnsüchte bringen, die zur Zeit unerträglich stark sind. Dann würden wir die Dämmerzustandsperiode stufenweise verkürzen, in der Hoffnung, sie am Ende ganz beseitigen zu können. Ein Teil dieser Zeit würde hier zu verbringen sein; wir würden hoffen, daß Sie später nach Boise zurückkehren können, in Ihren Beruf, um sich dort ambulant behandeln zu lassen. Wir sind hier viel zu überfüllt, wissen Sie.«
»Das weiß ich.«
»Möchten Sie es damit versuchen?«
    »Ja!«
    »Das würde weitere schizophrene Schübe bedeuten, die natürlich unter überwachten, gesteuerten Bedingungen ablaufen.«
»Ist mir egal, ich versuche es.«
»Es würde Sie nicht stören, daß ich und anderes Personal dabei wären und Sie beobachteten? Mit anderen Worten, die Verletzung Ihrer Privatsphäre – «
»Nein«, unterbrach ich ihn, »das würde mich nicht stören. Es ist mir gleichgültig, wer zusieht.«
»Ihre paranoische Neigung kann nicht sehr groß sein, wenn Zuschauer Sie nicht mehr stören«, meinte Shedd nachdenklich. »Sie stören mich überhaupt nicht.«
»Gut«, sagte er erfreut. »Das ist ein sehr gutes prognostisches Zeichen.« Und damit schlenderte er davon in die wallenden Dampfwolken, in seiner blauen Badehose, das Klemmbrett unter dem Arm. Mein erstes Gespräch mit meinem Psychiater in der Kasanin-Klinik war beendet.

Um ein Uhr nachmittags wurde ich in einen großen, hellen Raum geführt, in dem mehrere Schwestern und zwei Ärzte auf mich warteten. Man schnallte mich auf einen lederbezogenen Tisch und spritzte mir die halluzinogene Droge in die Vene. Ärzte und Schwestern, alle überarbeitet, aber freundlich, traten zurück und warteten. Ich wartete auch, festgeschnallt auf meinem Tisch, in einer Art Spitalkittel, mit nackten Beinen.
Einige Minuten später wirkte die Droge. Ich sah mich in der Innenstadt von Oakland in Kalifornien, auf einer Parkbank am Jack London Square. Neben mir saß Pris und fütterte die Tauben. Sie trug lange Hosen und einen grünen Rollkragenpulli; ihr Haar war zurückgekämmt, sie trug ein rotkariertes Kopftuch, und sie war völlig vertieft in ihre Beschäftigung.
    »He«, sagte ich.
    Sie drehte den Kopf und sagte ruhig: »Verdammt. Ich hab' doch gesagt, sei still. Wenn du redest, verschreckst du sie, dann füttert sie der alte Mann da unten, an meiner Stelle.«
Auf einer anderen Bank saß Dr. Shedd mit einer Tüte Brotbrokken und lächelte uns an. Auf diese Weise hatte meine Psychose seine Anwesenheit registriert und ihn in die Szene eingebaut. »Pris«, sagte ich leise, »ich muß mit dir reden.«
»Warum?« Sie sah mich kalt und fern an, wie ich es von ihr kannte. »Es ist wichtig für dich, aber auch für mich. Oder kümmert dich das nicht?«
»Doch«, sagte ich mutlos.
»Dann zeig es, statt es zu sagen – sei still. Ich bin mit dem, was ich mache, ganz glücklich.« Sie fütterte wieder die Vögel. »Liebst du mich?« fragte ich.
»Guter Gott, nein!«
Und trotzdem hatte ich das Gefühl, daß sie es tat.
Wir saßen einige Zeit auf der Bank, dann verblaßten der Park, die Bank und Pris, und ich lag wieder auf dem flachen Tisch, beobachtet von Dr. Shedd und den überarbeiteten Schwestern der Kasanin-Klinik.
»Das ging schon viel besser«, sagte Shedd, als man die Gurte löste.
»Besser als was?«
»Als die beiden Male vorher.«
Ich hatte keine Erinnerung an vorherige Versuche und sagte ihm das.
    »Natürlich nicht«, sagte er. »Sie waren nicht erfolgreich. Kein Phantasieleben ist ausgelöst worden; Sie sind einfach eingeschlafen. Aber jetzt können wir jedesmal mit Ergebnissen rechnen.«
    Man brachte mich wieder in mein Zimmer. Am nächsten Vormittag kam ich wieder in den Behandlungsraum, um meine Stunde mit Pris zu verbringen.
Als ich angeschnallt wurde, kam Dr. Shedd
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