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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
Autoren: Philip K. Dick
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du gesehen?«
»Pris.«
»Me-ensch«, sagte Maury.
»Fährst du mich zum Flughafen?«
»Na klar, alter Freund. Sicher.« Er nickte heftig.
»Ich fliege erst spätabends. Wir könnten vielleicht noch zusammen essen. Ich habe keine Lust mehr, meine Familie zu sehen, nach allem, was war. Ich schäme mich.«
»Wieso redest du eigentlich so vernünftig, wenn du schizophren bist?« sagte Maury.
»Ich bin im Augenblick nicht angespannt, so daß ich meine Aufmerksamkeit auf nur eine Sache konzentrieren kann. Das ist nämlich ein Schizophrenieanfall, ein Nachlassen der Aufmerksamkeit, so daß unbewußte Abläufe die Herrschaft erlangen und über alles dominieren. Sie nehmen die Wahrnehmung gefangen, sehr archaische Abläufe, archetypisch, wie Nichtschizophrene sie nicht mehr gehabt haben, seitdem sie älter als fünf sind.« »Du bildest dir also ein, daß alle gegen dich sind und du der Mittelpunkt des ganzen Universums bist?«
»Nein«, sagte ich. »Doktor Nisea hat mir erklärt, daß es die heliozentrisch Schizophrenen sind, die – «
»Nisea? Ragland Nisea? Natürlich; nach dem Gesetz mußtest du zu ihm. Er ist derjenige, der Pris seinerzeit eingeliefert hat; er hat in seinem Büro persönlich den Wigotski-Luria-Test mit ihr gemacht. Ich wollte ihn immer schon mal kennenlernen.« »Genialer Mensch. Und sehr human.«
»Bist du gefährlich?«
»Nur, wenn man mich reizt.«
»Soll ich dich dann allein lassen?«
    »Ich denke schon«, sagte ich. »Aber wir sehen uns heute abend hier zum Essen. Gegen sechs Uhr. Dann schaffen wir es leicht zum Flughafen.«
    »Kann ich irgend etwas für dich tun? Irgend etwas besorgen?« »Nein. Trotzdem vielen Dank.«
Maury blieb noch eine Weile im Haus, dann hörte ich die Eingangstür zufallen. Es wurde wieder still. Ich war allein, wie vorher.
Schließlich fing ich wieder an, den Rest einzupacken.
Maury und ich aßen zu Abend, dann fuhr er mich in seinem weißen Jaguar zum Flughafen in Boise. Ich sah die Straßen vorbeigleiten, und jede Frau, die ich sah, glich Pris – jedenfalls einen Augenblick lang; jedesmal dachte ich, daß sie es sei, aber sie war es nicht.
Die Reservierung der Behörde war erster Klasse und für die neue australische Rakete, die C-80. Steuergelder hatte man also genug, dachte ich. Es dauerte nur eine halbe Stunde, bis wir in Kansas City waren, und noch vor neun Uhr stieg ich aus der Rakete und schaute mich nach den Beamten um, die mich in Empfang nehmen sollten.
Unten an der Rampe kam ein junges Paar auf mich zu, beide mit bunten Schottenkaromänteln. Das waren meine Leute; in Boise hatte man mich gebeten, auf diese Mäntel zu achten. »Mr. Rosen«, sagte der junge Mann erwartungsvoll.
»Richtig«, sagte ich und ging auf das Flughafengebäude zu.
Die beiden marschierten rechts und links neben mir her.
»Ein bißchen kühl heute«, sagte das Mädchen.
Nicht über zwanzig, die beiden, dachte ich; zwei frische, junge Leute, die zweifellos aus Idealismus zur Gesundheitsbehörde gegangen waren und in diesem Augenblick Heroisches leisteten. »Wie heißen Sie?« fragte ich sie.
»Julie«, sagte sie. »Und das ist Ralf.«
    »Äh – erinnern Sie sich an eine Patientin, die Sie vor ein paar Monaten hier hatten – eine junge Frau aus Boise namens Pris Frauenzimmer?«
    »Tut mir leid«, sagte Julie. »Ich bin erst vorige Woche zur Kasanin-Klinik gekommen, wie Ralf. Wir sind erst diesen Frühling in das Amt eingetreten.«
»Macht es Ihnen Spaß?« fragte ich. »Ist alles so gekommen, wie Sie es sich erhofft haben?«
»Ach, es ist wirklich lohnend«, sagte sie atemlos. »Nicht wahr, Ralf?« Er nickte. »Wir würden um keinen Preis aufhören.« »Wissen Sie etwas über mich?« fragte ich, als wir darauf warteten, daß die Gepäckmaschine meine Koffer ausspuckte. »Nur, daß Doktor Shedd für Sie zuständig ist«, sagte Ralf.
»Und er ist großartig«, sagte Julie. »Sie werden begeistert sein. Er tut so viel für die Leute. Er hat schon so viele geheilt.« Meine Koffer tauchten auf. Ralf nahm den einen, ich den anderen, und wir gingen durch das Gebäude zum Ausgang. »Ein schöner Flughafen«, sagte ich. »Ich habe ihn noch nicht gekannt.«
»Er ist heuer erst fertiggestellt worden«, sagte Ralf. »Der erste, der für irdische und außerirdische Flüge eingerichtet ist. Von hier aus können Sie direkt zum Mond fliegen.«
»Ich nicht«, sagte ich, aber Ralf hörte mich nicht.
Wir flogen mit einem Hubschrauber über den Dächern von Kansas City. Die Luft war kühl und frisch, und
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