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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
Autoren: Philip K. Dick
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und er wirkt immer bestürzt, so, als gehe links und rechts von ihm alles schief.
»Kein gutes Musikinstrument veraltet«, sagte ich. Aber Maurys Meinung hatte etwas für sich. Unser Untergang war die umfassende Gehirntopographie Mitte der sechziger Jahre gewesen, dazu die Tiefenelektrodenmethoden von Penfield, Jacobson und Olds, vor allem ihre Entdeckungen über das Mittelhirn. Es ist der Hypothalamus, wo die Emotionen liegen, und bei Entwicklung und Verkauf unserer elektronischen Orgel hatten wir den Hypothalamus nicht berücksichtigt. Die Fabrik Rosen war nie beteiligt gewesen an der Übertragung von Kurzstrecken-Schocks auf Selektiv-Frequenzen, die ganz bestimmte Zellen des Mittelhirns reizt, und wir hatten gleich zu Anfang nicht erkannt, wie leicht – und wichtig – es sein würde, die Schaltkreisweichen in eine Klaviatur von achtundachtzig schwarzen und weißen Tasten einzubauen.
    Wie die meisten Leute habe ich schon mal auf einer »Hammerstein Stimmungsorgel« gespielt, und das macht mir Spaß. Aber kreativ ist nichts daran. Gewiß, man kann neue Strukturen der Hirnreizung finden und damit gänzlich neue Emotionen in seinem Gehirn hervorrufen, die sich dort sonst nie einstellen würden. Man könnte – theoretisch – sogar die Kombination treffen, die einen ins Nirwana befördert. Beide Unternehmen, Hammerstein und Waldteufel, haben hohe Preise dafür ausgesetzt. Aber Musik ist das nicht. Das ist Flucht aus dem Alltag. Und wer ist darauf schon aus?
    »Das will ich«, hatte Maury schon im Dezember 1978 gesagt. Und er war hingegangen und hatte einen entlassenen ElektronikIngenieur des Raumfahrtteams eingestellt, in der Hoffnung, er werde uns eine neue Version der auf den Hypothalamus wirkenden Orgel liefern.
Aber Bob Bundy hatte trotz seiner genialen Begabung keine Erfahrung mit Orgeln. Er hatte für den Staat Simulacraschaltungen entwickelt. Simulacra sind die synthetischen Menschen, die ich immer Roboter zu nennen pflege; man verwendet sie für Mondflüge und schickt sie von Zeit zu Zeit von Cape Canaveral hinauf.
Bundys Gründe, das Cape zu verlassen, sind unklar. Er trinkt, aber das wirkt sich auf seine Fähigkeiten nicht aus. Er hat Weiber. Aber die haben wir alle. Wahrscheinlich ist er hinausgesetzt worden, weil er ein Sicherheitsrisiko war; kein Kommunist – Bundy würde das Vorhandensein politischer Ideen nicht einmal bemerken –, aber dennoch ein Risiko, weil er einen Anflug von Jugendirrsinn zu haben scheint. Mit anderen Worten, er neigt dazu, ohne irgendeine Mitteilung zu verschwinden. Seine Kleidung ist schmutzig, sein Haar ungekämmt, sein Kinn unrasiert, und er sieht einem nicht in die Augen. Er grinst albern. Er ist, was die Psychiater des Bundesamtes für Geistige Gesundheit verwahrlost nennen. Wenn ihm jemand eine Frage stellt, weiß er nicht, wie er sie beantworten soll; er hat eine Sprachsperre. Aber mit seinen Händen kann er sehr gut umgehen. Er macht seine Arbeit, und zwar gut. Das McHestonGesetz gilt also für ihn nicht.
In den vielen Monaten, die Bundy schon für uns arbeitete, hatte ich aber noch keine Erfindung gesehen. Vor allem Maury beschäftigte sich mit ihm, weil ich viel unterwegs bin.
    »Der einzige Grund, warum du dich für diese Hawaiigitarre mit Elektrotastatur einsetzt, ist der, daß dein Vater und dein Bruder die Dinger herstellen«, sagte Maury zu mir. »Deshalb kannst du der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen.«
    »Du argumentierst ad hominem «, antwortete ich.
»Talmud-Wissen«, gab Maury zurück. Offensichtlich war er – waren überhaupt alle hier – ziemlich angetrunken; sie hatten den alten Bourbon gesüffelt, während ich mich draußen abplagen mußte.
»Willst du die Teilhaberschaft auflösen?« fragte ich. Und in diesem Augenblick war ich bereit dazu, wegen Maurys trunkener Verleumdung meines Vaters und Bruders und der ganzen RosenElektronikorgelfabrik in Boise mit ihren siebzehn Angestellten. »Ich sage dir, die Nachrichten aus Vallejo und Umgebung bedeuten den Tod unseres Hauptprodukts«, behauptete Maury. »Selbst mit seinen sechshunderttausend möglichen Tonkombinationen, von denen das menschliche Ohr manche noch nicht einmal vernommen hat. Du bist, wie deine ganze Familie, wild auf die unheimlichen Weltraumgeräusche, die dein elektronischer Misthaufen hervorbringt. Und du hast den Nerv, ihn ein Musikinstrument zu nennen. Keiner von euch Rosens hat ein Musikgehör. Ich würde mir keine Rosen-Orgel für sechzehnhundert Dollar in die Wohnung stellen, selbst
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