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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman
Autoren: Philip K. Dick
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Vielleicht ist das alles Absicht von Shedd; vielleicht ist es eine Methode, mich aus meinen Dämmerzuständen zu holen und in die eigentliche Welt zurückzuführen. Weil diese ganz kurzen Blicke auf Pris für mich viel wertvoller sind als alle Dämmerepisoden zusammen. Das ist ihre Therapie, dachte ich, und sie wirkt.
    Ich wußte nicht, ob ich mich wohl oder schlecht fühlen sollte.

Nach meiner zweihundertzwanzigsten Fugue-Sitzung kam es wieder zu einem Gespräch mit Pris. Sie verließ die Cafeteria der Klink; ich wollte gerade hineingehen. Ich sah sie, bevor sie mich sah; sie unterhielt sich mit einer jungen Frau.
»Pris«, sagte ich, als ich sie aufhielt. »Um Himmels willen, ich möchte dich ein paar Minuten sprechen. Es ist ihnen egal; es gehört zur Therapie, das weiß ich. Bitte.«
Das andere Mädchen entfernte sich rücksichtsvoll, und Pris und ich waren allein.
»Du siehst älter aus, Louis«, sagte Pris nach einer Pause.
»Du siehst prima aus, wie immer.« Ich hätte sie am liebsten in die Arme genommen, aber ich tat es nicht.
»Du wirst froh sein zu hören, daß ich irgendwann wieder entlassen werde«, sagte Pris sachlich. »Zur ambulanten Behandlung, wie vorher. Ich mache enorme Fortschritte, laut Doktor Ditchley, der hier Chefpsychiater ist. Ich sehe ihn fast jeden Tag. Ich habe in deinen Unterlagen nachgeschaut; du bist bei Shedd. Er ist nicht sehr… für mich ist er ein alter Narr.« »Pris«, sagte ich, »vielleicht können wir gemeinsam gehen. Was würdest du dazu sagen? Ich mache auch Fortschritte.« »Warum sollten wir miteinander gehen?«
»Ich liebe dich«, sagte ich, »und ich weiß, du liebst mich.«
Sie antwortete nicht; sie nickte nur.
»Könnte das gehen?« fragte ich. »Du kennst dich hier viel besser aus als ich; du hast praktisch dein Leben hier verbracht.« »Einen Teil.«
    »Könntest du das regeln?«
    »Mach das selbst. Du bist der Mann.«
»Heiratest du mich, wenn ich es mache?«
Sie stöhnte.
»Sicher, Louis. Alles, was du willst. Heiraten, in Sünde leben, nebenbei bumsen… wie du willst.«
»Heiraten«, sagte ich.
»Und Kinder? Wie in deinen Phantasien? Ein Kind namens Charles?« Sie verzog belustigt den Mund.
»Ja.«
»Dann regle das«, sagte Pris. »Sprich mit Shedd, dem KlinikTrottel. Er kann dich entlassen; er hat die Befugnis. Ich gebe dir einen Tip. Bei der nächsten Sitzung leistest du Widerstand. Du sagst, du bist nicht sicher, daß du noch etwas davon hast. Und in der Fugue erzählst du deiner Phantasie-Partnerin, der Pris Frauenzimmer, die du in deinem wirren, heißen kleinen Gehirn erfunden hast, daß du sie nicht mehr überzeugend findest.« Sie grinste auf altvertraute Weise. »Stell fest, was dir das einbringt. Vielleicht kommst du heraus, vielleicht auch nicht – vielleicht gerätst du nur tiefer hinein.«
»Du würdest nicht…«, sagte ich stockend.
»Dich auf den Arm nehmen? Dich irreführen? Versuch es, Louis, und stell es fest.« Ihr Gesicht war ganz ernst geworden. »Erfahren kannst du das nur, wenn du den Mut dazu hast, es zu versuchen.«
Sie drehte sich um und ging schnell davon.
»Wir sehen uns«, sagte sie über die Schulter. »Vielleicht.« Ein letztes kühles, fröhliches, selbstsicheres Grinsen, und sie war verschwunden.
Ich vertraue dir, sagte ich zu mir selbst.
Nach dem Essen traf ich Dr. Shedd in der Halle. Er war bereit, mich anzuhören.
    »Was beschäftigt Sie, Rosen?«
    »Doktor, wenn ich zu den Dämmerepisoden gehen soll, spüre ich eine Zurückhaltung in mir. Ich bin nicht sicher, daß ich noch etwas davon habe.«
»Wie war das?«
Ich wiederholte, was ich gesagt hatte.
»Und meine Phantasiepartnerin finde ich nicht mehr überzeugend«, fügte ich hinzu. »Ich weiß, daß sie nur eine Projektion meines Unbewußten ist; sie ist nicht die wahre Pris Frauenzimmer.«
»Das ist interessant«, meinte Shedd.
»Was heißt das, was ich eben gesagt habe… zeigt es an, daß es mir besser oder daß es mir schlechter geht?«
»Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Wir sehen das bei der nächsten Sitzung. Ich weiß mehr, wenn ich Ihr Verhalten in der Fugue beobachten kann.« Er nickte mir zu und ging weiter. Bei der nächsten gesteuerten Fugue wanderte ich mit Pris durch einen Supermarkt; wir kauften für die Woche ein. Sie war jetzt viel älter, aber immer noch Pris, immer noch dieselbe attraktive Frau mit klaren Augen, die ich immer geliebt hatte. Unser Junge lief vor uns her und brachte Sachen für den Ausflug mit seiner Pfadfindergruppe.
»Du bist zur
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