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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion
Autoren: Simon R. Green
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Halbe Mann im Blickfeld der
Kamera und zog sich nicht wie sonst üblich in den Hintergrund
zurück. Er sagte zwar nichts und hielt sich auch sonst zurück,
aber er trat heutzutage so selten in der Öffentlichkeit auf, daß
jedes Erscheinen eine interessante Neuigkeit war. Toby hatte
sich die allergrößte Mühe gegeben, den Halben Mann zu überreden, genau wie er Flynn überredet hatte, nicht seinen allerbesten Freizeitanzug zu tragen. Gute Zuschauerquoten kamen
nicht von allein zustande.
    Die Wolfs standen im Vordergrund, jeder mit seinem Ehegatten, und nickten und lächelten die ganze Zeit über und waren
auch sonst überraschend nett zueinander. Schauspieler hatten
schon für schwächere Leistungen die höchsten Auszeichnungen gewonnen. Unterschwellig lag eine spürbare Spannung in
der Luft, doch das kam nicht unerwartet und würde auf den
Holoschirmen hoffentlich nicht zu erkennen sein. Toby fiel auf,
daß alle ständig auf ihre Uhren blickten, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Wahrscheinlich warteten sie schon ungeduldig
auf die Exekutionen. Toby grinste vor sich hin. Die Wolfs
konnten schließlich nichts von seiner geplanten dramatischen
Bitte um Gnade ahnen.
    Die Ränge der Kirchentruppen und Sicherheitsleute aus der
Fabrik standen noch immer steif in Habtacht und boten einen
hübschen Anblick. Nur wenige waren noch wegen der Hitze in
Ohnmacht gefallen, aber das würde die Zuschauer nicht weiter
stören. Es gab der ganzen Sache einen dramatischen Aspekt
und erweckte Mitgefühl. Toby hatte überlegt, ob er ein paar
Leute bestechen sollte, damit noch mehr in Ohnmacht fielen,
doch dann hatte er beschlossen, daß die Hitze auch so für genügend Bewußtlose sorgen würde. Er hatte sich nicht getäuscht. Die Gefangenen sahen aus wie der reine Pöbel. Tiere
in Ketten. Wahrscheinlich mit voller Absicht so hergerichtet.
Die Wolfs ließen niemals eine gute Gelegenheit für Propaganda aus.
    Daniel Wolf trat vor, um die letzte Ansprache zu halten. Er
las die Worte mit der Wärme und Spontaneität eines besonders
dicken Holzklotzes vom Teleprompter ab. Flynn zoomte ein
wenig dichter heran, damit nur Kopf und Schultern des Mannes
zu sehen waren und seine nervös zuckenden Hände den Zuschauern verborgen blieben. Toby lauschte aufmerksam und
nickte hin und wieder zustimmend. Es war eine gute Ansprache. Beinahe so gut wie der Stoff, den Toby früher für Gregor
Shreck und seine Familie geschrieben hatte. Er blickte zu der
Rampe hinüber, die aus der Fabrik hervorkam. Der erste fertiggestellte Hyperraumantrieb wartete auf dem Band, ein großes,
häßliches Ding, bereit, auf das Stichwort hin vorzurollen. Toby
ließ sich zu einem befriedigten Grinsen hinreißen. Nach diesem
Bericht würde er in Zukunft aus den allerbesten journalistischen Angeboten auswählen können. Es war eine gute Schau,
wenn auch ein wenig zu unkontrovers und langweilig, mit der
seine Arbeit auf Technos III endete. Trotzdem. Schade, daß
nichts Dramatisches mehr passiert war.
    Jakob Ohnesorg und Ruby Reise kamen im anonymen Schutz
der Jesuitenroben gut voran. Sie stapften hastig an den Sicherheitskameras vorbei. Die meisten der wenigen Wachen, die auf
ihren Posten verblieben waren, winkten die beiden einfach
durch. Man stritt nicht mit Jesuiten, es sei denn, man wollte das
nächste Wochenende mit einer höchst erfindungsreichen, erniedrigenden Bußübung verbringen. Ohnesorg murmelte ununterbrochen leise vor sich hin und hoffte, daß es wie religiöse
Gebete klang. Er segnete kreuzschlagend alles, was sich bewegte oder auch nur so aussah, und hielt im übrigen den Kopf
gesenkt. Ohnesorg hatte schon immer den Teil seiner Pläne am
meisten genossen, in dem es um Tarnung und Täuschung gegangen war. Es kam dem frustrierten Schauspieler in Jakob
entgegen. Obwohl er manchmal dachte, daß sein Leben als
Berufsrebell die größte Rolle überhaupt war.
    Ruby trottete einfach neben Jakob her, gab sich Mühe, die
Hände von den unter ihrer Robe verborgenen Waffen zu lassen
und nicht in den gewohnten weit ausgreifenden Schritt zu verfallen. Auf ihre Weise spielte auch sie eine Rolle. Es lag überhaupt nicht in ihrer Natur, leise, unauffällig und demütig zu
erscheinen. Sosehr Jakob sie auch liebte, selbst er mußte
zugeben, daß Ruby nicht gerade flexibel war. Wenn man es
nicht schlagen, stehlen oder mit ihm schlafen konnte, dann fiel
ihr meist keine Alternative ein.
    Schließlich erreichten die beiden Rebellen
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