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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion
Autoren: Simon R. Green
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den Haupteingang, der zu dem Vorplatz und der Zeremonie führte. Ein Kirchensoldat in voller Kampfmontur trat ihnen in den Weg. Er
war beinahe so breit wie groß, bewaffnet mit Schwert und Pistole, und auf seinem Gesicht stand das blöde Grinsen eines
Mannes, dem es erlaubt war, Leute herumzukommandieren, die
normalerweise seine Vorgesetzten waren. Ohnesorg segnete
ihn zweimal mit dramatisch ausholender Geste, doch der Soldat schien unbeeindruckt.
    »Es tut mir leid, Vater. Ihr kennt die Vorschriften. Niemand
darf hier durch, wenn die Zeremonie erst begonnen hat. Ihr
werdet von den Bildschirmen aus zusehen müssen. Und jetzt
setzt Euch in Bewegung.«
    Ohnesorg bedeutete dem Gläubigen, sich zu ihm vorzubeugen, und wartete, bis der Kopf des Mannes dicht vor seiner
Kapuze war. Dann sagte er mit feierlicher Stimme: »Wußtet Ihr
eigentlich, daß wir Jesuiten einen eigenen, ganz besonderen
Händedruck kennen?« Im gleichen Augenblick streckte er die
Hand aus, packte die Eier des Mannes und drückte zu. Die Augen drohten dem Riesen aus dem Kopf zu fallen. Er holte tief
Luft, um zu schreien, aber irgendwie brachte er keinen Ton
hervor. Dann ging er in die Knie. Ruby nahm ihm den Helm ab
und schlug ihm den Kolben ihres Disruptors über den Schädel.
Der Gläubige fiel vornüber, und Ohnesorg schlug ein weiteres
feierliches Kreuz über dem Bewußtlosen. »Aus mir hätte ein
großartiger Freimaurer werden können«, seufzte er wehmütig.
    Ruby und Jacob schlenderten unbekümmert zum Tor hinaus
und bezogen am Rand des Geschehens Position. Kassar schoß
ihnen einen giftigen Blick zu, weil sie sich verspätet hatten,
doch er beließ es dabei. Die restlichen Anwesenden ignorierten
die beiden Jesuiten geflissentlich. Daniel Wolf war noch immer
bei seiner Rede. Sie hörte sich schlimm an. Ohnesorg blickte
beiläufig zu den Gefangenen hinüber, die auf ihre Hinrichtung
warteten, und runzelte die Stirn, als er die Ketten sah, mit denen sie angebunden waren. Schwere Ketten aus massivem
Stahl und mit sperrigen Schlössern gesichert, die man mit
nichts weniger als dem richtigen Schlüssel oder einem Disruptor öffnen konnte. Ohnesorgs Stirnrunzeln vertiefte sich noch.
Niemand hatte Ketten erwähnt.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Menge betrachtete Toby Shreck ebenfalls die Gefangenen und nahm Einzelheiten in
sich auf. Viele wiesen blaue Flecken und blutverkrustete Wunden von erst kürzlich erfolgten Mißhandlungen auf. Sogar die
Kinder. Die Augen der Gefangenen waren glasig von starken
Beruhigungsmitteln, damit sie keine Schwierigkeiten machen
konnten. Jedenfalls nicht genug, daß man sie niederschlagen
mußte. Das würde der Exekution jeden Spaß nehmen. Toby
schnitt eine Grimasse und drehte sich um, als Daniel Wolf
plötzlich seine Ansprache unterbrach. Der Teleprompter war
unvermittelt dunkel geworden, und Stephanie warf Toby einen
bedeutungsvollen Blick zu. Also gab Toby seinem Kameramann einen Wink, die Aufzeichnung zu unterbrechen, anstatt
den jungen Wolf wie einen kompletten Idioten dastehen zu
lassen, der seine eigene Rede nicht kannte. Später würde man
sich mit technischen Schwierigkeiten entschuldigen. Und es
kam Toby nicht ganz ungelegen, wenn die mächtige und einflußreiche Stephanie Wolf ihm einen Gefallen schuldete. Flynn
kam herbei, stellte sich zu Toby, und sie musterten gemeinsam
die Gefangenen.
    »Ich kann einfach nicht glauben, daß sie auch die Kinder töten wollen«, flüsterte Flynn. »Ich wünschte nur, wir könnten
etwas dagegen unternehmen.«
    »Können wir«, flüsterte Toby zurück. »Sobald Daniel seine
Rede beendet hat, werde ich vor der Kamera einen Gnadenappell für die Kinder direkt an die Imperatorin richten.«
    »Ihr habt ein gutes Herz, Chef«, sagte Flynn. »Aber es wird
nicht funktionieren. Kassar hat zuviel von seinem Stolz in die
Waagschale geworfen, nachdem seinen Leuten in den Tunnels
die Köpfe abgerissen wurden. Er wird sagen, es handele sich
um eine reine Kirchenangelegenheit. Niemand legt sich heutzutage mit der Kirche an, wenn er gerne noch etwas länger atmen
möchte. Wahrscheinlich wird er Euch ebenfalls hinrichten lassen, weil Ihr die Frechheit besessen habt zu fragen. Nein, Chef.
Wir können nichts weiter tun, außer zu filmen, was hier geschieht, und hoffen, daß es den Zuschauern so ans Herz geht,
daß man den Kardinal daran hindert, etwas Derartiges zu wiederholen. Aber Geld würde ich nicht darauf setzen. Heutzutage
lieben
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