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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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gerade war. Er wollte es hinter sich bringen und betrat ohne Zögern den Nebelgang.
    Bald nahm er einen Schatten wahr, der über den Schlamm dahinglitt. Kaum hatte er gedacht, dass der Schatten ihn an einen großen Sumpf-Taryl erinnerte, als der dichte Dunst auch schon aufriss und der Taryl erschien, das reißzahnbewehrte Maul zu einem entsetzlichen Brüllen aufgerissen. Aber Andin hatte Schwierigkeiten, ihn ernst zu nehmen. Da seine Stute auf diese ungewöhnliche Erscheinung nicht reagierte, begriff er, dass es nur eine Illusion war. Ohne die geringste Furcht griff er das Tier an, und trotz der flinken Bewegungen des Taryl brachte er das tiefe, mächtige Knurren bald zum Schweigen. Ein wohlgezielter Schwerthieb enthüllte die wahre Natur der Bestie: Es war ein alter Baumstamm, der auf dem aufgeweichten Boden trieb.
    Andin musterte ihn einen Moment lang nachdenklich. Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, einen Schatten zu sehen, war eine Illusion entstanden, die seinen schlimmsten Albträumen entsprach. So, als ob boshafte Geister noch den kleinsten seiner Gedanken lasen … Als ein dritter Waran auftauchte, durchschaute er das Ritual, das hier ablief, und auch seinen Irrtum: Die Reptilien waren in Wahrheit Niedergeister.
    Andins Finger fanden sofort die richtige Position auf dem Schwertgriff, um einen Querhieb zu führen. Wie er erwartet hatte, sprang das Tier ihn an. Andin traf es mitten in die Brust; Blut sprudelte hervor. Das schuppige Untier bespritzte den jungen Mann bei seinem Sturz damit und zuckte noch einige Sekunden lang, bevor es den Geist aufgab. Der Gestank hätte Andin von Anfang an sagen müssen, dass er es nicht mit einfachen Echsen zu tun hatte!
    Einen kurzen Moment lang besann er sich auf den Rat seines Vaters. Dieser hatte oft wiederholt, dass Niedergeister nicht unbedingt eine ungewöhnliche Erscheinungsform hatten. Der junge Mann schürzte gereizt die Lippen: Er hatte sich nie sehr für die Theologie seiner Welt interessiert. Aber warum dieses Illusionsspiel? Auf jeden Fall wirkten die Warane verglichen mit dem, was sein Verstand sich in einer solchen Umgebung auszumalen in der Lage war, nicht besonders monströs. Andin konnte eindeutig mit dem Volksglauben mithalten!
    Während er sich von dem dritten schleimigen Kadaver entfernte, um dem widerwärtigen Geruch zu entkommen, beglückwünschte er die Stute zu ihrer Ruhe.
    »Gut gemacht, Nis, gut. Dieser Teil der Reise wird noch … interessant.«
    Sie sah ihn schief an. Andin begann zu lachen und fühlte sich einen Augenblick lang diesem trüben Ort enthoben. Die Müdigkeit steigerte diesen Heiterkeitsausbruch natürlich noch, genauso wie den leichten Wahnsinn, der ihn seit fünf Jahren dazu trieb, sich mit Nis zu unterhalten, um seine Einsamkeit zu vergessen.
    »Ha! Ich bin nicht verrückt! Ich sehe Monster und du nicht. Das ist eine interessante Situation, auch wenn du vom Gegenteil überzeugt bist.«
    Sie hob verächtlich den Kopf. Sie konnte selbst hier eine Überlegung oder eine Geste nicht gleichgültig hinnehmen. Nis musste immer ihre Meinung kundtun. Andin hatte sich daran gewöhnt, sich zu rechtfertigen, um sie zu überzeugen. Ihre Furcht vor ungewohnten Orten und ihre unangebrachte Eitelkeit machten sie eher zu einer Gefährtin als zu einem bloßen Reittier.
    »Ich bin überzeugt, dass ich dich dazu bringen kann, deine Ansicht zu ändern … Was hältst du davon, dass wir mit Karotten darauf wetten, wie es um die wahre Natur dieser Erscheinungen bestellt ist?«
    Bei dem Wort Karotte hatten sich die Ohren der Stute aufgerichtet. Diese Leckerei hatte einst die Oberhand über ihr Misstrauen gewonnen und sie in den grasbewachsenen, wilden Hügeln der Schwarzen Lande zu einem fremden Jungen mit blondem Haar geführt. Andin wusste, dass es ihm schon geglückt war, sie ihre Furcht vergessen zu lassen.
    »Eine Karotte, wenn ich es nicht herausfinde, keine, wenn ich es herausfinde.«
    Sie wirkte interessiert, aber nicht ganz überzeugt. War ihr bewusst, dass sie mehr herausschinden konnte, wenn sie sich bitten ließ?
    »Eine mehr für jedes Mal, das du vernünftig bleibst, wenn eine Echse auftaucht.«
    Sie war bereit, sich auf den neuen Nebeltunnel zuzubegeben. Andin lächelte. Nis schien ausreichend motiviert zu sein, um ihm zu folgen. Jetzt musste er nur noch hoffen, dass sie am Ende hier herauskommen würden.
    Das Hufgeklapper und die Tritte der Stiefel hallten in der öden Umgebung wider. Jeder Schritt drängte den Pesthauch des Schlamms ein
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