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Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
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das Vogelgeschrei in der Ferne verhallte.
    Andin wandte sich nach rechts, dann nach links. Der Nebel war auf einmal so dicht, dass er seine Fingerspitzen nicht mehr sah, wenn er den Arm ausstreckte. Er konnte kaum noch seine Stute neben sich erkennen. Als er sie beruhigen wollte, fiel ihm auf, dass sie noch nicht einmal zurückgezuckt war. Er hatte keine Zeit, länger über das Thema nachzudenken. Das Patschen von Schritten im klebrigen, stinkenden Matsch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Gegner war nicht fern. Andin ahnte den nächsten Angriff voraus. Sein junges Gesicht war mit einem Mal von den Falten langjähriger Erfahrung gezeichnet.
    Das seltsame Individuum erschien wieder am selben Ort im Nebel. Einige Silberfäden funkelten noch im alten, durchwirkten Stoff seines Umhangs. Die Vögel – sieben an der Zahl – richteten ihre federlosen Hälse auf. Ihre Schnäbel waren genauso spitz und scharf wie die Klauen, die sich in die Arme ihres Herrn gruben. Sie breiteten die Flügel aus und flogen von Neuem auf.
    »Geh dorthin zurück, wo du herkommst, oder stirb!«, knurrte der finstere Hexer.
    Aber Andin hütete sorgsam sein Leben und seine Freiheit. Seit acht Jahren hielt ihn niemand mehr davon ab, zu gehen, wohin er wollte. Fest im Schlamm stehend war er bereit, den Angriff abzuwehren. Der Überraschungseffekt wirkte nicht mehr auf ihn, und seltsamerweise hatte er trotz der dichten, sich bewegenden Dunstschwaden mittlerweile den Eindruck, die Vögel klar erkennen zu können. Als zwei von ihnen an seiner Klinge vorbeiflogen, schlug diese weit gezielter als zuvor zu: Ein Vogel verlor einen Flügel, der andere den Kopf. Die verstümmelten Körper verschwanden unter der Nebeldecke, die den Boden überzog.
    Angesichts des plötzlichen Geschicks ihres Gegners brachten sich die letzten Flatterer flink vor den folgenden Schwerthieben in Sicherheit. Sie stießen Schreie aus, die einem das Trommelfell zerfetzen konnten, und nutzten Andins Unbehagen, um ihre aggressiven Attacken wieder aufzunehmen. Trotz mehrerer Versuche gelang es Andin nicht, sich ihrem reglosen Herrn zu nähern, der immer noch Drohungen hervorstieß. Dann rief der Hexer plötzlich seine Vögel mit einem Knurren zurück und verschwand aufs Neue ohne ersichtlichen Grund.
    Nebel und Schritte. Der dritte Angriff kündigte sich an.
    Andin nutzte die Ruhepause, um sein Schwert in den Boden zu rammen. Er ließ die Zügel seiner Stute, die sich noch immer nicht rührte, über seinen Arm gleiten und ergriff mit derselben Bewegung den Bogen und die Pfeile, die am Sattel befestigt waren. Der Nebel enthüllte ein weiteres Mal seine Gegner. Kraftvoll spannte der junge Mann die beiden großen Wurfarme seines hölzernen Bogens. Drei Mal in Folge streifte die Sehne das Lederarmband, das seinen Unterarm bedeckte. Die Pfeile zischten durch die Luft auf die auffliegenden Vögel zu. Zwei wurden im Flug aufgehalten und stürzten mit durchstochenen Hälsen in die tief hängenden Dunstschwaden. Ihres Schutzes beraubt bekam ihr überraschter Gebieter den dritten Pfeil mitten ins Herz.
    Der Nebel verdichtete sich unmittelbar über dem Boden und verbarg den Körper des zusammenbrechenden Mannes. Andin machte sich bereit, die drei verbliebenen Vögel zu töten, aber diese waren zur selben Zeit wie der Hexer verschwunden. Alles war still. Wieder schwirrten Fliegen auf. In zwanzig Schritten Entfernung baute sich eine Nebelwand auf.
     
    Andin schlang sich den Bogen über die Schulter und nahm sein Schwert wieder an sich. Er machte ein paar vorsichtige Schritte, um sich seine Pfeile zurückzuholen. Zu seinem großen Erstaunen fand er die ersten beiden in toten Zweigen stecken, die zu Boden gefallen waren. Und als er die Stelle erreichte, an der der Zauberer gestorben sein musste, entdeckte er einen Baum, den sein Pfeil mitten in den Stamm getroffen hatte.
    Der junge Mann strich mit der Hand über die Rinde und riss die Metallspitze heraus. Er hatte einen Sumpfbaum für einen Menschen gehalten, das breite Wurzelwerk für ein weites Gewand und die tief hängenden, faserigen Blätter für einen zerlumpten Umhang. Die ausgestreckten Arme waren nichts als zwei tote Äste.
    Andin kam sich vor seinem Opfer wie ein Dummkopf vor. Seine Augen mussten in noch schlechterer Verfassung sein, als er angenommen hatte, und die Geschichten der Bauern hatten wohl doch Eindruck auf ihn gemacht! Aber die Verwirrung erklärte nicht alles: Er hatte sich doch die Drohungen, die Schreie der Vögel und
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