Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 1: Maske (German Edition)
Autoren: Magali Ségura
Vom Netzwerk:
ihre wiederholten Angriffe nicht einbilden können …
    Verstört ging er weiter. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war; das beständige Leuchten des Nebels täuschte ihn. Dieser Landstrich stellte jegliche Logik auf den Kopf…
    Eine Illusion … Eine aggressive Illusion … Um ihm Angst zu machen, um ihn in die Flucht zu schlagen … Seine Stute wirkte genauso verblüfft wie er. Sie drehte die Ohren in alle Richtungen und sah Andin fragend an. Aber er vermochte nicht zu sagen, ob sie über die Erscheinungen erstaunt war – oder über sein eigenes Verhalten. Er tätschelte ihr den Hals und strich ihr mit der Hand über den Oberschenkel.
    »Du … Du hast nichts gesehen. Wegen des Nebels oder … weil es nichts zu sehen gab?«
    Nis bewegte noch immer die Ohren, um die Fliegen zu verscheuchen, und hob die etwas zu langen Haarsträhnen, die Andin ins Gesicht hingen, mit dem Rand ihrer bärtigen Lippen an. Er streichelte ihr die Kehle; trotz der Ruhe, die Nis zur Schau trug, fühlte er sich noch immer unbehaglich.
    »Ja, es war eine Illusion. Der Wächter ist nur eine Illusion …«
    Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als der gewaltige Kopf eines Warans sich hinter dem Baum erhob und zornig die gespaltene Zunge hervorschießen ließ. Die Bestie stieß sich mit den untersetzten Beinen ab und sprang dem jungen Mann mit einem zischenden Fauchen an die Kehle. Andin stieß Nis beiseite und duckte sich vor dem Angriff. Er wirbelte herum und führte einen Schwerthieb gegen den Kopf des Tiers. Da dieses zu schwer war, hatte es nicht die Zeit, auf dem Boden wieder Halt zu finden. Die Klinge traf gut und schnitt tief. Scharlachrot breitete sich das Blut auf dem grauen Boden aus. Diesmal verwandelte sich die schuppige Haut des Warans nicht und verschwand auch nicht: Ein bitterer, durchdringender Geruch, der sich von den fauligen Ausdünstungen der Umgebung abhob, ging von dem leblosen Körper aus.
    »Sachte, Nis«, sagte Andin, indem er sich zu seiner in Panik geratenen Stute umwandte. »Sachte, meine Schöne. Es ist vorbei. Es ist vorbei …«
    Sie ließ sich beruhigen, warf aber dabei ängstliche Blicke auf den seltsamen Kadaver.
    »Nun … Es ist also nicht alles eine Luftspiegelung«, bemerkte Andin. »Ein sonderbarer Wächter, findest du nicht? Vielmehr sein Wachhund, möchte man meinen … Hör auf zu zittern, Nis, sieh doch! Das ist bloß eine kleine Eidechse, nichts weiter!«
    Auch ohne Kopf war das zu Boden gestreckte Tier trotz allem fünf Fuß lang. Nis hatte jedes Recht, entsetzt zu sein! Andin spürte, dass sie fluchtbereit war, und nahm ihre Zügel fest in die Hand. Während er die Umgebung gut im Auge behielt, versuchte er, beruhigende Worte zu finden. Es gelang ihm jedoch nicht, den rechten Ton zu treffen. Ob das Reptil nun der Wächter gewesen war oder nicht, die Illusion blieb unerklärlich! Die große Nebelwand zog Andins Aufmerksamkeit auf sich, als sie sich abrupt zu einem Tunnel aushöhlte. Er schien den Ausweg und die Antwort auf Andins Fragen anzuzeigen: Ein Geist beherrschte das Gebiet.
    Ein Hochgeist oder ein Niedergeist? Andin verneigte sich vor seinen Gottheiten, den Drei Feen des Ostens. Wegen des Nebels. Der entsprach nämlich eher der Vorstellung, die er sich von einem Hochgeist machte: Ohne eigentliche Gestalt, unberührbar, nur aus Sinneseindrücken bestehend. Die Niedergeister waren abscheuliche Kreaturen, die einen Körper hatten und im Vergleich zu ihren älteren Geschwistern nur über sehr eingeschränkte Fähigkeiten verfügten. Aber sie konnten töten: Sie hatten keinerlei Interesse daran, Illusionen zu erzeugen, um damit lediglich Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Die Feen hatten Andin sicher auf die Probe stellen wollen. Das große Reptil war nur ein Bewohner dieser Gegend gewesen. Nach weiteren Ermutigungen entschloss sich Nis, ihrem Herrn zu folgen, und konzentrierte sich auf seine grünen Augen und sein zuversichtliches Auftreten.
    Aber die Nebel verflogen nicht, wie Andin angenommen hatte. Im Gegenteil: Die Atmosphäre wurde bald wieder bedrückend und beunruhigend. Angesichts dessen verlor der junge Mann seine triumphierende Miene. Ein Dutzend Schritte weiter fragte er sich schließlich, ob das getötete Reptil keinerlei Bedeutung gehabt hatte und ob seine Gottheiten ihm wirklich beistanden. Die Beklemmung, die er verspürte, passte nicht zu ihren wohltuenden Kräften.
    Ein Knacken von Knochen und ein Zähneknirschen ließen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher