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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe
Autoren: Jason Dark
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Unterwelt? Die Kanalisation?«
    »Ja, ja…«, preßte er hervor.
    »Und wo?«
    »Hinten – Hof…«
    Ich dachte an den Durchzug. Jetzt konnte ich mir erklären, wie es dazu gekommen war. Da mußte eine Hintertür nicht wieder geschlossen worden sein.
    »Dann machen Sie mal Platz.« Hinter mir war die barsche Stimme aufgeklungen.
    Ich drehte mich, während ich hochkam. Der Notarzt stand vor mir. Zwei Helfer warteten außerhalb des Kastens mit einer Trage. Der Notarzt war noch jung. Er hatte dunkles, dichtes Haar und trug eine Brille mit blauem Gestell.
    Ich verließ den Kasten und ging zu Suko. Als er mein Nicken sah, wußte er Bescheid. Etwas abseits der Kollegen trafen wir zusammen. Auch Shao gesellte sich zu uns, die immer wieder in die Bar hineinschaute wie jemand, der dem Frieden nicht traut.
    »Was hat dir Holland gesagt, John?«
    »Ich weiß jetzt, wo wir Senta finden.«
    »Wo denn?«
    »In der Kanalisation.«
    Suko fluchte. Er dachte das gleiche wie ich. Hinein in den Dreck, hinein in das verseuchte Wasser und gegen die Strömung kämpfen, das hatten wir schon alles hinter uns. Nicht nur in London, sondern auch in anderen Städten.
    »Muß ich mit?« fragte Shao, die unser Gespräch gehört hatte.
    »Auf keinen Fall. Das erledigen wir allein.«
    »Gut«, sagte ich, »dann gebe ich den Kollegen hier Bescheid. Warte auf mich.«
    Ich pickte mir den Chef heraus. Er stand an der Garderobe und war umringt von den Angestellten, bei denen noch immer das blanke Entsetzen in den Gesichtern stand. Sie würden diesen Vorfall so rasch nicht vergessen, das stand fest.
    Der Mann kannte mich zumindest vom Namen her. »Sir, was ist genau vorgefallen?«
    »Sie bekommen den Bericht später. Ich habe jetzt keine Zeit zu verlieren, denn es gibt noch eine Person, die wir stellen müssen. Und das wird nicht einfach werden.«
    »Ja, verstehe.«
    »Machen Sie hier weiter?«
    »Wir werden uns um die Verletzten kümmern. Es sind nicht wenige Menschen, die Rattenbisse abbekommen haben. Hoffentlich haben sie sich nicht die Tollwut geholt. Eine Infektion kann man nicht ausschließen. Das wäre schlimm.« Er schüttelte den Kopf. »Ich begreife einfach nicht, wie sich die Ratten so verhalten konnten. Es sind doch normale, meist scheue Tiere, die sich nur dann durchbeißen, wenn sie angegriffen werden.«
    »Da haben Sie recht. Aber es gibt Ausnahmen, glauben Sie mir. Ich lasse Ihnen noch Shao, die Partnerin des Inspektors, zurück. Sie wird sich mit dem Yard in Verbindung setzen und auch unseren Leuten Bescheid geben. Alles andere wird sich schon ergeben.«
    »Gut, Sir.« Er reichte mir noch die Hand und kümmerte sich wieder um die Vernehmung der Zeugen.
    Ich ging zurück. Suko wartete schon. Shao bat uns noch, vorsichtig zu sein, dann ließen wir sie allein und machten uns auf den Weg. Suko überließ mir die Führung. Der Luftzug traf uns, als wir im Garderobengang standen.
    Jetzt sahen wir auch die Hintertür. Sie stand offen, bewegte sich schwankend hin und her.
    In ihrer Eile hatte Senta de Fries sie nicht geschlossen.
    »Womit müssen wir rechnen?« fragte Suko.
    Ich hatte die Tür aufgezogen und blieb für eine Sekunde stehen. »Außer ihr noch mit zahlreichen Ratten.«
    »Die sie verteidigen werden.«
    »Ja.«
    Nach dieser Antwort hörte ich Suko schwer atmen. Es würde kein Vergnügen werden, uns gegen die aufgeputschten Tiere zu verteidigen.
    Aber wir mußten schnell handeln und konnten nicht erst auf Verstärkung warten. Wir kannten dämonische, mutierte Ratten und hatten gegen sie gekämpft. Diese hier waren anders. Ihnen tat keine Dämonenpeitsche etwas. Kein Treffer würde sie zu Staub zerfallen lassen. Wenn wir gegen die Ratten angingen, dann mit bloßen Händen oder mit einem Stuhlbein, das Suko nicht losgelassen hatte.
    Irgendwo wollte ich an einen wilden Kampf zwischen uns und den Nagern glauben. Es ging auch um Senta, zu der ich ein besonderes Verhältnis hatte.
    Der Hof war dunkel. Ein finsteres Geviert. Jedenfalls fiel dort, wo wir uns befanden, kein Lichtschein auf die Erde. Nur die Fenster an der Rückseite der anderen Häuserzeile waren erleuchtet.
    Suko hatte die kleine Lampe eingeschaltet. Der Lichtfinger fuhr suchend über den Boden – und erwischte auch den Einstieg zur Unterwelt. Der Gullydeckel war zur Seite gewuchtet worden.
    Wir gingen auf die runde Öffnung zu. Daneben blieben wir stehen. Der Beginn der Leiter war zu sehen. Das Metall war an einigen Stellen blank, ein Zeichen, daß die Leiter des öfteren
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