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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe
Autoren: Jason Dark
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benutzt wurde.
    »Wer geht zuerst?« fragte Suko.
    Ich hatte mich schon gebückt. Wohl war mir nicht zumute. Das Gurgeln des Wassers drang dumpf an meine Ohren und kam mir vor wie ein düsterer Willkommensgruß aus der Totenwelt…
    ***
    Slatko, der Killer, war zu einer steifen Person geworden. Zu einer Statue, die sich nicht mehr bewegen konnte. Er starrte nur auf die feuchte und pelzige Mauer von Ratten, die sich an der Rückseite noch bewegte, weil immer mehr dieser Nager eintrafen.
    Sie bildeten den Panzer. Sie würden ihn nicht mehr aus der Nische lassen, und wenn er es versuchte, dann warteten sie nur darauf, ihn als Beute töten zu können.
    Ich stecke in der Klemme. Verdammt, ich stecke in der Klemme. Der Killer stand dicht davor, die Nerven zu verlieren, aber er riß sich zusammen.
    Wieder dachte er an den Krieg, an Szenen, die ebenfalls mehr als lebensgefährlich gewesen waren. Er hatte es immer wieder geschafft, sich daraus zu befreien. Mit Waffengewalt.
    Er war auch jetzt nicht unbewaffnet. Holland hatte ihm einen stupsnasigen Colt überlassen. In der Trommel steckten sechs Patronen.
    Zuwenig für die Masse der Ratten, aber Slatko hoffte darauf, daß er sich mit Schüssen Respekt verschaffen konnte. Wenn die Ratten merkten, daß einige von ihnen starben, würden sich die anderen vielleicht zurückziehen.
    Noch taten sie nichts. Sie bildeten nur die Mauer aus Körpern.
    Slatko hielt den Colt in der rechten Hand. Dann bewegte er sich nach vorn.
    Die Tiere taten nichts. Sie rührten sich nicht einmal vom Fleck. Keine heftige Bewegung – nichts.
    Er wurde mutiger. Der zweite Schritt brachte ihn schon in ihre Nähe.
    Auch jetzt blieb die Mauer aus Leibern geschlossen. Hinter ihr fiel das Licht einer Deckenleuchte als trüber Schein in die Tiefe und tanzte über das Wasser hinweg. Das nahm der Mann wie nebenbei wahr, und er ging nicht mehr weiter. Jetzt lockte ihn sogar das dreckige Wasser. Um dort hineinzugelangen, hätte er die Mauer aus Rattenkörpern durchbrechen müssen, und das war unmöglich.
    Er mußte in der Nische bleiben, wenn er leben wollte. Wie lange?
    Minuten, Stunden? So lange, bis es Senta de Fries gefiel, ihr Versteck zu besuchen?
    Und wenn sie tatsächlich kam, beinhaltete das nicht seine Rettung. Sie würde sauer sein, daß ihr Versteck entdeckt worden war und entsprechend handeln.
    Vielleicht sogar mit Mord.
    Sie hatte ihn noch nie leiden können, und das hatte sie ihm auch gezeigt.
    Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Sein Herz schlug so schnell wie selten. Er schwitzte und fror zugleich. Seine rechte Hand zuckte. Er wartete auf eine Reaktion der Tiere, die erfolgte nicht. Er stand im Dunkeln der Nische, auf ihren nassen Körpern verteilte sich das Licht der schwachen Beleuchtung. Es fing sich auch in den kleinen Augen der Nager und hinterließ dort Reflexe.
    Er ging noch weiter.
    Da hörte er den Pfiff.
    Ein schrilles Geräusch, das ihm nicht unbekannt war. So hatte Senta oft oben in der Bar ihre Ratten zu sich befohlen. Der Pfiff wiederholte sich, aber es geriet keine Bewegung in die Ratten.
    Slatko wollte es versuchen. Er ging noch näher an die Mauer der Tiere heran. Das war sein Fehler. Vielleicht hing es auch mit dem Pfiff zusammen, denn keine Ratte blieb mehr an ihrem Platz.
    Sie stürmten vor.
    Sie wollten ihn.
    Die aus Leibern bestehende Mauer kam ihm plötzlich wie ein Tuch vor, das sich nach vorn wölbte. Er hörte nichts, bis auf das Klatschen, als ihn die ersten Rattenkörper erwischten und zurück in die Nische drängten.
    Slatko wunderte sich noch, wie schwer diese Tiere waren, dann aber wunderte ihn gar nichts mehr, denn die Tiere überschwemmten ihn wie eine zuckende, wirbelnde, kratzende und beißende Woge, die sich durch nichts mehr aufhalten ließ.
    Er brüllte so lange, bis ihm der feuchte Rattenkörper den Mund verstopfte. Dann schoß er.
    Wild feuerte er durch die Gegend. Die Nische fing die Kugeln auf, Querschläger fegten durch sie hindurch. Er wußte nicht, ob er überhaupt die eine oder andere Ratte traf, aber ein Querschläger fegte dicht über den Körper einer Ratte hinweg, die an seiner Brust in die Höhe krabbelte.
    Er zerfetzte den Hals des Killers.
    Tot sank Slatko zu Boden, und dieses Ende war gnädiger als das, was die Nager für ihn vorgesehen hatten. Er hatte keine Schmerzen gelitten, denn die Tiere machten sich über ihn her. Sie stürzten sich auf ihn, und er war plötzlich nicht mehr zu sehen, weil diese graue, feuchte Masse auf ihm
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