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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten
Autoren: James Herbert
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nach Jesus Christus ge-
    hört hatte, bevor schließlich Stille geherrscht hatte, dem schweres, zufriedenes Schnarchen gefolgt war.
    Die regelmäßigen Besuche der Kirche fielen bald dem Priester, Father Mahar, auf, der ihre Dienste für verschiedene Aufgaben in Anspruch nahm, die von Frauen im Gotteshaus erledigt wurden. Mit Freude wechselte Mary die Blumen, staubte den Altar und die Heiligenstatuen ab und hoffte, daß das kleine Opfer ihrer Zeit von Gott nicht unbemerkt bleiben würde. Sie half schließlich bei Wohltätigkeitsbasaren, besuchte Alte und Kranke und schloß sich sogar dem Kirchenchor an. Father Mahar war äußerst beeindruckt von seinem neuen Pfarrkind, und er begann, Erkundigungen über Mary einzuholen. Er erfuhr, daß sie in der Brauerei arbeitete, bei der einige seiner jungen männlichen Kirchgänger ebenfalls angestellt waren. Als er sie über Mary befragte, war er überrascht über das Grinsen und die zurückhaltenden Antworten. Dann suchte ihn eines Tages eine Mrs. Malone auf. Er kannte sie und ihren Mann vom Sehen, denn sie besuchten regelmäßig den Gottesdienst, aber er hatte noch nicht mit ihnen gesprochen. Beide waren um die 35 und anscheinend gute, hart arbeitende Leute. An diesem regnerischen Dienstagmorgen war Mrs. Malones Miene besorgt und bedrückt, was ihrem sonst attraktiven Gesicht harte Linien verlieh, die nur zu bald ständig da sein würden.
    »Ah, Sie sind Mrs...?«
    »Malone, Father.«
    »Ja, Mrs. Malone. Kann ich etwas für Sie tun?«
    Die Stimme des Priesters war sanft und freundlich, denn er spürte fast die nahe Hysterie der Frau, die ihn außerhalb der Gottesdienststunden aufsuchte.
    Margaret Malones Stimme zitterte leicht, als sie antwortete: »Es geht um meinen Mann Tom, Father. Er ist...« Plötzlich brach sie in Tränen aus. Sie suchte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch.
    So schnell, dachte der Priester. Wie lange hatte sich das aufgestaut, um so schnell vor mir hervorzubrechen? Für gewöhnlich konnten sie die Hälfte der Geschichte erzählen, bevor die Tränenflut sie unterbrach. Er seufzte resigniert. Er hatte es schon so oft gehört. Tom war untreu oder hatte das Interesse an ihrem Körper verloren, oder er schlug sie jede Freitagnacht nach einem Zechgelage im Pub. Wie konnte er diese armen Geschöpfe trösten, ihnen klarmachen, daß alles vorübergeht, daß Gebete zu Gott ihnen wenigstens halfen, die Prüfungen dieses Lebens auszuhalten?
    »Bitte, Mrs. Malone. Setzen wir uns, und dann können Sie mir alles in Ruhe erzählen.« Er nahm ihren Arm und führte sie zu einer Bankreihe hinten in der Kirche. Eine alte Frau, die eine schwarze Stola über den schmalen, gebeugten Schultern trug und eine weitere Kerze für das Seelenheil ihres mißratenen Ehemannes anzündete, der jetzt seit sechs Jahren tot war, schenkte ihnen keine Beachtung. Hatte sie so etwas nicht schon oft genug gesehen? Sie hatte vor so vielen Jahren mit einem anderen Priester in der gleichen Bankreihe gesessen und dem verständnisvollen, jedoch völlig machtlosen Geistlichen ihre Probleme anvertraut.
    Margaret Malone schaffte es schließlich, das Zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen. »O Father, mein Tom... er hat eine andere Frau gefunden.«
    Father Mahar tätschelte ihre Schulter und seufzte, während er wartete, bis ihr Weinen wieder aufhörte.
    »Es ist eine Frau von der Brauerei, Father«, fuhr Mrs. Malone schließlich fort. »Es geht schon seit Wochen so. Jeden Dienstag und Freitag trifft er sich mit ihr. Er sagte zuerst, er ginge ins Pub, aber Deirdre Finnegan erzählte mir, daß sie die beiden oft zusammen gesehen hat. Und als ich ihn zur Rede stellte, lachte er nur und sagte schließlich, daß sie besser im...« Sie verstummte,
    als sie sich daran erinnerte, daß sie mit einem Priester sprach.
    »Aber es ist ihm gleichgültig, Father. Das ist es, was schmerzt. Es macht ihm nichts aus, daß ich Bescheid weiß. Auch die Kinder sind ihm gleichgültig. Er ist besessen von ihr. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Father. Was kann ich denn tun?«
    »Zunächst dürfen Sie sich nicht aufregen, Mrs. Malone«, versuchte der Priester zu trösten. »Die meisten Männer machen irgendwann einmal diese Phase durch. Es hat nichts zu bedeuten. Sie werden sehen, er wird zu Ihnen zurückkommen, und Ihre Ehe wird so gut wie zuvor werden. Haben Sie nur Mut.« Er hielt inne. Jetzt mußte er praktisch sein. »Kennen sie den Namen dieser anderen Frau? Vielleicht kann ich mit ihr reden.«
    Er war
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