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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten
Autoren: James Herbert
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unter Harris' Beilhieb wie ein großer, mit dunkelrotem Blut gefüllter Ballon. Harris wurde von der dicken, klebrigen Flüssigkeit bespritzt, aber er hackte weiter auf das pulsierende Fleisch und war von einer nie gekannten Wut erfüllt.
    »Für die Menschen, die durch dich gestorben sind!« schrie er die sterbende Kreatur an. »Für die Guten, für die Schlechten, für die Unschuldigen - für die Ratten wie du!« Er hackte auf die Köpfe und tötete die beiden Gehirne, die über ihre Artgenossen geherrscht hatten.
    »Und für mich! Damit ich weiß, daß Dreck wie du immer ausgelöscht werden kann!«
    Er drosch das Beil mit einem letzten Hieb in den hinabsackenden Rücken der Kreatur und sank dann auf die Knie und weinte.
    Schließlich wischte er sich die Tränen ab und erhob sich. Nach einem letzten Blick auf den ekelerregenden Haufen
    Fleisch wandte er sich ab und wankte mit einem Gefühl der Leere an Foskins' Leiche vorbei aus dem Keller.
    Erschöpft stieg er schwach die Treppe hinauf, durchquerte die Küche und trat in den Sonnenschein hinaus. Einen Augenblick lang blieb er am Ufer das Kanals stehen. Harris sah Gaswolken am strahlend blauen Himmel ziehen, und er wußte, daß das Gas seinen tödlichen Zweck erfüllen würde. Er atmete tief durch und versuchte, den scharfen Gestank der Fäulnis und Verwesung zu vergessen. Seine Hand schmerzte. Er untersuchte die beiden Stümpfe der Finger. Plötzlich sehnte er sich nach Judy. Und nach Leuten. Er wollte wieder unter Menschen sein.
    Harris wandte sich um und ging den Weg hinunter. Die Sonne wärmte seinen Körper, und er zitterte nicht mehr. Er zwängte sich durch die Lücke zwischen den Brettern, trat auf die Straße hinaus, stieg müde in seinen Wagen und fuhr von dem alten Haus weg.

Epilog
    Die Ratte war seit fünf Tagen in dem Keller gefangen gewesen. Sie war in eine dunkle Ecke hinter eine Reihe von Regalen gekrochen, um Junge zu werfen, und als sie versucht hatte, dem Geräusch zu folgen, das in ihrem Kopf gesummt hatte, war ihr der Weg durch eine schwere Eisentür blockiert gewesen. Das Geräusch hatte fünf Tage lang angedauert und mit dem ständigen, monotonen Klang das Rattenweibchen und ihren winzigen Nachwuchs fast wahnsinnig gemacht. Doch sie hatten Nahrung in Hülle und Fülle im Keller gefunden, denn die Besitzer hatten die Ermahnung der Regierung ignoriert, alle Türen offenzulassen, damit jedes Gebäude gesäubert werden konnte. Die Besitzer wußten, daß in den ersten Tagen nach der Rückkehr der Stadtbewohner Lebensmittel knapp sein würden und daß sie aus den gehorteten Waren Kapital schlagen konnten. Die Ratte und ihre Jungen verschlangen die Lebensmittel, denn die Jungen brauchten nur in den ersten drei Tagen die Milch ihrer Mutter, und dann fanden sie Ersatz in der Nahrung aus der Umgebung. Von Tag zu Tag wurden sie größer und kräftiger. Sie waren schon fast dunkelbraun, und die ersten schwarzen Haare wuchsen auf ihrem Fell. Mit Ausnahme einer jungen Ratte. Nur ein paar Härchen sprossen auf ihrem rosafarbenen, fast weißen Körper. Sie schien über die anderen zu herrschen, die ihr Nahrung brachten und sie mit ihren Körpern wärmten. Eine sonderbare Beule schien an ihrer breiten, schiefen Schulter zu wachsen, nahe beim Kopf.
    Geduldig warteten die Ratten auf die Rückkehr der Menschen.
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