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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten
Autoren: James Herbert
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weil er absichtlich den Motor laufen gelassen hatte, röhrte die Maschine auf. Er gab weniger Gas, vergrößerte das Loch in der Windschutzscheibe, um mehr sehen zu können, und fuhr los, zuerst langsam, doch dann schneller, denn er erinnerte sich an seine Aufgabe.
    Er sah noch viele Killerratten, und er fuhr ohne zu zögern oder auch nur mit dem Tempo herunterzugehen durch sie hindurch, wenn sie die Straße blockierten. Wenigstens das mit den Ultraschallwellen scheint zu klappen, dachte er. Sie hatten die Ratten angelockt. Vielleicht war doch etwas Wahres an der Geschichte vom Rattenfänger von Hameln. Vielleicht war seine Pfeife ebenso auf die Frequenz der Ratten gestimmt gewesen.
    Harris schaute durchs Seitenfenster hinauf, als er das Dröhnen eines Helikopters hörte. Es liegt jetzt an diesen Jungs, sagte er sich. Und an ihrem Gas.
    Er bog von der Commercial Road ab und fuhr zu dem nicht mehr benutzten Kanal. Die Zahl der Ratten nahm jetzt ab, und als er die Straße neben dem alten Kanal erreichte, sah er überhaupt keine mehr. Schließlich entdeckte er einen Wagen am Straßenrand. Foskins war doch vor ihm eingetroffen. Harris hielt in Höhe des Hauses an, das hinter einer hohen Mauer und Büschen und Bäumen verborgen lag, wie er wußte. Foskins mußte sein Auto geparkt und sich zu Fuß auf die Suche nach dem Haus gemacht haben. Harris blieb einen Augenblick lang im Wagen sitzen und lauschte angespannt. Es widerstrebte ihm, die relative Sicherheit des Autos zu verlassen. Schließlich nahm er seinen Helm, stieg aus und schaute die Straße hinauf und hinab. Er hielt den Helm in einer Hand, bereit, ihn beim geringsten Anlaß aufzusetzen. Langsam ging er zu der mit Brettern vernagelten Lücke in der Mauer, wo einst ein zweiflügeliges Eisentor gewesen war. Zwei der dicken Bretter waren zur Seite gezogen worden, so daß eine Lücke entstanden war, durch die sich ein Mann zwängen konnte.
    Harris steckte vorsichtig den Kopf durch den Spalt und rief: »Foskins! Foskins, sind Sie hier?«
    Stille.
    Der Lehrer schaute noch einmal über die Straße, setzte den Helm auf, den er als schrecklich unbequem empfand, und zwängte sich durch die Öffnung. Er bahnte sich einen Weg durch das dichte Gebüsch, wo einst ein Pfad gewesen war, und beobachtete alles ganz genau durch das Visier des Helms. Dann gelangte er an das alte vertraute Haus und blieb vor der geschlossenen Vordertür stehen. Er nahm den Helm ab und rief von neuem: »Foskins, sind Sie hier?«
    Harris hämmerte mit der Faust gegen die Tür, doch im Haus blieb alles still. Verdammt, ich muß reingehen, dachte er. Wenn es dort irgendwelche Ratten gegeben hatte, waren sie schließlich jetzt alle herausgelockt worden.
    Er spähte durch das Fenster, dessen Scheibe seit langem zerbrochen war, konnte jedoch in der Dunkelheit nichts erkennen; die Bäume und Büsche schirmten viel Licht ab. Er ging zum Wagen zurück und holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach. Als er wieder beim Haus war, leuchtete er mit der Lampe durch das Fenster. Er sah nur zwei wurmstichige Lehnstühle und eine schwere, hölzerne Anrichte. Er wich bei dem Gestank zurück, der nicht ausschließlich auf den Moder zurückzuführen war. Er versuchte, die Haustür zu öffnen, aber sie war fest ver-schlossen. Er bahnte sich einen Weg ums Haus herum zur Hintertür.
    Harris gelangte an die ehemalige Küche des Hauses. Von dort aus hatte man einen Blick auf den schlammigen Kanal. Die Tür stand einen Spalt offen. Er schob sie langsam auf, und ihr Knarren war das einzige Geräusch in der beklemmenden Stille.
    Er trat ein.
    Der Gestank war jetzt noch stärker als zuvor. Harris setzte schnell den Helm auf, in der Hoffnung, daß er als Maske dienen würde. In der Küche stand noch Geschirr in der Spüle. Alles war mit Staub bedeckt. Spinnweben hingen an den Fenstern und in den Ecken des kleinen Raums. Im Kamin lag noch Asche vom letzten Feuer. Wer immer in diesem Haus gelebt hatte, mußte es in aller Eile verlassen haben.
    Harris öffnete eine Tür und betrat eine düstere Diele. Er knipste die Taschenlampe an, obwohl er noch genug ohne Licht sehen konnte. Er gelangte an eine Tür und verharrte. Dahinter war ein Zimmer, das er als Kind nie hatte betreten dürfen, wenn der Schleusenwärter ihn und seine Freunde eingeladen hatte. Nicht, weil es jenseits der Tür irgendein Geheimnis gegeben hätte, sondern weil der Schleusenwärter gesagt hatte, es wäre ein Privatzimmer, in dem er sich ausruhte und die
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