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Die Ratten

Die Ratten

Titel: Die Ratten
Autoren: James Herbert
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Sonntagszeitung las. Harris wußte jetzt nicht, weshalb er sich vor dem unbekannten Raum fürchtete. Ängstlich drehte er den Griff und drückte gegen die Tür, zuerst langsam, doch dann schnell und fest. Sie flog auf und knallte gegen die Wand.
    Dahinter war es fast völlig dunkel. Staubige Vorhänge vor dem Fenster ließen kein Licht herein. Er leuchtete mit der Taschenlampe über die Wände und fürchtete sich vor dem, was er vielleicht finden würde. Der Raum hatte offensichtlich einst als Arbeitszimmer gedient. Der Schein der Taschenlampe geisterte über einen Globus in einer
    Ecke, über eine Schiefertafel in einer anderen. An den Wänden hingen Zeichnungen von Tieren und Skeletten in verschiedenen Variationen. Ein langes Bücherregal war mit dicken Bänden gefüllt. Auf einem Schreibtisch lagen Landkarten, Skizzen und Zeichnungen.
    Harris richtete das Licht der Taschenlampe wieder auf die Schiefertafel. Die Kreidezeichnung darauf war kaum noch zu erkennen. Er nahm den Helm ab, um besser sehen zu können, und ging näher heran. Der schmale, spitz zulaufende Kopf, der lange Körper, die schweren Hinterbeine, der dünne Schwanz - ja, es war eindeutig eine Ratte. Dennoch war irgend etwas daran merkwürdig. Er fixierte sie angestrengt im schwachen Lichtschein und überlegte, was das Sonderbare war.
    Ein Geräusch von irgendwo im Haus riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Foskins, sind Sie das?« rief er.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, doch dann hörte Harris wieder ein Geräusch. Ein schwaches Schlurfen. Er eilte zur Tür und rief erneut nach Foskins. Stille, und dann ein dumpfer Schlag, anscheinend hinten im Haus. Unten.
    Harris schlich durch die Diele und stützte sich mit einer Hand an der Wand. Gegenüber der Küche gab es eine andere Tür, die er zuvor nicht bemerkt hatte, doch nun erinnerte er sich daran, daß er sie als Kind gesehen hatte. Es war die Tür zum Keller, und sie war nicht ganz geschlossen.
    Er schob die Tür auf und leuchtete mit der Taschenlampe die steile Treppe hinab, konnte jedoch nur einen kleinen Fleck an ihrem Fuß erkennen.
    »Foskins?«
    Vorsichtig und zögernd stieg er eine Stufe hinab. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, ekelte ihn an. Harris sah, daß der Fuß der Tür weggenagt war. Wenn der Zoologe mutierte Ratten nach England gebracht hatte, dann mußte er sie hier gehalten und zugelassen haben, daß sie sich vermehrten. Aber was war mit ihm geschehen? War er von seinen eigenen Monstern getötet worden? Dann hatte nach seinem Tod nichts ihre schnelle Vermehrung kontrollieren und stoppen können. Jetzt mußte der Keller jedoch leer sein - die Ultraschallwellen mußten sie herausgelockt haben. Dann dachte Harris an die Ratte, die auf seinem Wagen gewesen war. Sie hatte anscheinend nicht auf die Ultraschallwellen reagiert. Vielleicht gab es andere, die ebenfalls nicht darauf ansprachen. Sollte er umkehren oder weitergehen?
    Er war jetzt so weit gekommen, daß er die Suche fast nicht mehr abbrechen konnte. Er stieg die Treppe hinab.
    Am Fuß der Treppe sah er einen schwachen Lichtstreifen. Harris leuchtete über den Boden bis zu dem Lichtschimmer und entdeckte viele weiße Gegenstände. Harris stockte er Atem, als er erkannte, daß es Knochen waren, von denen viele Menschenknochen ähnelten. Die Ratten mußten ihre menschlichen Opfer hier hinuntergeschleift haben, um sie in Sicherheit zu verschlingen oder vielleicht, um ihre Jungen zu füttern.
    Er leuchtete hin und her und entdeckte Käfige, die im ganzen Keller verteilt waren. Der Maschendraht der Käfige war zerfetzt, und sie waren am Boden mit Stroh und weiteren Knochen bedeckt. Harris richtete die Taschenlampe wieder auf den kleinen Lichtstreifen. Plötzlich erkannte er, woher er stammte: von einer anderen Taschenlampe, wie man sie an Schlüsselanhängern hat, die nur ein kleines, schwaches Licht spenden, das jedoch ausreicht, um in der Dunkelheit ein Schlüsselloch zu finden. Sie lag neben einer dunklen Gestalt, und von Grauen erfaßt richtete Harris den Schein seiner Taschenlampe darauf.
    Foskins' leblose Augen starrten zur Decke. Er war kaum zu erkennen, denn seine Nase fehlte und eine Wange klaffte weit auf, doch Harris wußte instinktiv, daß es der Ex-Unterstaatssekretär sein mußte. Die untere Hälfte von Foskins' Gesicht war blutüberströmt, und etwas bewegte sich an seiner offenen Kehle. Eine schwarze Ratte fraß an ihm, trank gierig sein Blut. Die Ratte hielt inne, als sie voll vom Licht erfaßt wurde. Zwei
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