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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte
Autoren: Reginald Hill
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nur vorstellen kann«, erwiderte Roote lachend. »Johnson. Dr. Sam Johnson. Kennen Sie ihn?«
     
    »Da hab’ ich mich entschuldigt und bin gegangen«, sagte Pascoe.
    »Ach ja? Warum denn das?« fragte Detective Superintendent Andrew Dalziel. »Der Dreck ist zu nichts zu gebrauchen.«
    Pascoe hoffte, daß damit der Videorecorder gemeint war, der unter Dalziels Wurstfingern quietschte, und nicht etwa er.
    »Weil ich gerade mit Sam Johnson Squash gespielt hatte«, erklärte er und rieb sich die Schulter. »Ich hatte den Eindruck, daß mich Roote verscheißern will, und verspürte große Lust, mal kräftig auszuholen. Also bin ich gleich wieder reingegangen und habe mir Sam geschnappt.«
    »Und?«
    Und Johnson hatte jedes Wort bestätigt.
    Es stellte sich heraus, daß er die Vorgeschichte seines Studenten kannte, mit den Einzelheiten aber nicht vertraut war. Pascoes Verwicklung in den Fall überraschte ihn, sobald er aber im Bilde war, meinte er klipp und klar: »Wenn du glaubst, daß Fran mit irgendwelchen Hintergedanken hierher zurückgekommen ist, vergiß es. Das ist reiner Zufall, es sei denn, er konnte mir als heimlicher Drahtzieher hier eine Stelle verschaffen. Ich bin umgezogen, er legte keinen Wert auf weite Reisen zu seinem Betreuer, den Job in Sheffield hatte er verloren, also lag es nahe, daß er ebenfalls umzieht. Ich bin froh, daß er sich dazu entschlossen hat. Er ist wirklich ein kluger Kopf.«
    Johnson hatte die Sommerferien im Ausland verbracht, also hatte er das Drama von Rootes vorgetäuschtem Selbstmordversuch nicht mitbekommen, und der junge Mann hatte offenbar darauf verzichtet, sich wegen der Schikanen durch die Polizei im allgemeinen und durch Pascoe im besonderen bei ihm auszuweinen, was man ihm eigentlich als Pluspunkt anrechnen sollte.
    Johnson sagte noch: »Also habe ich ihm den Job bei der Gärtnerei verschafft, und deshalb hält er sich draußen im Garten auf. Er wohnt in der Stadt, und deshalb triffst du ihn dort auch. Der Zufall regiert die Welt, Peter. Schlag nach bei Shakespeare.«
    »Dieser Johnson«, wunderte sich Dalziel, »warum seid ihr so dick befreundet, daß ihr sogar zusammen unter die Dusche geht? War er dir in Eton als kleiner Helfer zugeteilt?«
    Dalziel tat gern so, als glaube er, daß die akademische Welt, in der Pascoe seinen Abschluß erworben hatte, irgendwo im Süden auf einem einzigen Grundstück untergebracht war, wo sich Oxford und Cambridge und alle größeren Privatschulen unter einem gemeinsamen Dach drängten.
    In Wirklichkeit hatte Pascoe die Bekanntschaft mit Johnson den Verbindungen seiner Frau zur akademischen und literarischen Welt zu verdanken. Zu Johnsons Aufgaben an der Universität von Mid-Yorkshire gehörte es, einen Kurs für Kreatives Schreiben ins Leben zu rufen. Seine Qualifikation bestand darin, daß er ein paar schmale Gedichtbände veröffentlicht hatte und in Sheffield an der Leitung eines solchen Kurses beteiligt gewesen war. Charley Penn, der gelegentlich sowohl bei den Germanisten wie bei den Anglisten Seminare hielt, fühlte sich auf den Schlips getreten, weil das von ihm bekundete Interesse ignoriert worden war. Er leitete eine von der Kommune finanzierte Literaturgruppe, die dem Rotstift zum Opfer zu fallen drohte, und so erschien ihm der Uni-Posten für Kreatives Schreiben als angemessener Schadensersatz für die Honorareinbuße, die ihm damit drohte. Kollegen, die zu der in der akademischen Welt recht verbreiteten Gattung der neidischen Unruhestifter zählten, hatten Johnson geraten, auf der Hut zu sein, denn Penn sei sowohl körperlich als auch verbal ein ernstzunehmender Gegner. Wie eine Universitätslegende berichtete, hatte ein paar Jahre zuvor eine freche junge Journalistin einen sarkastischen Verriß von Penns Œuvre in
Yorkshire Life,
dem Hochglanzmagazin der Grafschaft, veröffentlicht. Der Artikel schloß mit den Worten: »Es heißt, die Feder sei mächtiger als das Schwert, aber wenn Sie eine Schwäche für Zuckriges und einen starken Magen haben, dann dürfte das beste Werkzeug, um mit Mr. Penns seichten Süßwaren fertig zu werden, ein Dessertlöffel sein.« Als Penn am folgenden Tag in einem Restaurant in Leeds einen nicht ganz alkoholfreien Lunch zu sich nahm, entdeckte er die Journalistin jenseits eines übervollen Dessertwagens. Er wählte eine große Portion Erdbeerkuchen, der großzügig mit Schlagsahne garniert war, trat an ihren Tisch und sagte: »Madam, das ist eine seichte Süßware«, und drückte ihr die
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