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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie
Autoren: dtv
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und stellte sie auf den Boden.
    »Wer … wer hat den Verband um meine Rippen gewickelt?«, fragte ich.
    »Oh«, sagte Claire leichthin, »das war ich. Ich hab das Handbuch für Pfadfinder meines Bruders hervorgeholt. Ich vermutete, dass du dir die Rippen gebrochen hast, also hab ich den Verband aus Maxwells Pfadfinderausrüstung genommen und dich genausobehandelt, wie es im Handbuch steht. Oscar«, sagte sie plötzlich. Etwas glitzerte in ihrer Hand. »Was ist das? Ich hab’s gefunden, als ich dich verbunden habe. Es hing an einer Schnur um deinen Hals, zusammen mit deinem Schulabzeichen.« Claire hielt meine an einer Schnur befestigte Zehncentmünze hoch.
    »Das ist meine Zehncentmünze an der Schnur«, sagte ich. »Mr Applegate hat sie für mich daran festgeklebt. Wir haben sie in den Schlitz geworfen und damit die Züge in der Bank in Gang gesetzt, sooft wir wollten.«
    »Oscar«, sagte sie vorsichtig, während sie mir die Münze zurückgab, »diese Münze ist von 1931 . Es ist eine originale Zehncent-Silbermünze mit einem Datum, das fünf Jahre in der Zukunft liegt.«
    Ich war nicht überrascht. Warum auch.
    »Oscar, kannst du vom Bett aufstehen?«
    »Ich glaube schon.« Langsam schob ich meinen schmerzenden Körper aus den behaglichen Decken und Kissen. Das Aspirin wirkte. »Was jetzt?«, fragte ich.
    »Kannst du diesen Brief nehmen?«, fragte Claire. »Könntest du damit über die Hintertreppe hinuntergehen?Dann durch den Seiteneingang nach draußen und durch den Vordereingang wieder hinein und in die Vorhalle? Schaffst du das?«
    »Ich denke schon, Claire. Ich werd’s versuchen.«
    »Gut! Die Polizisten werden wahrscheinlich aufpassen, aber sie werden nicht nach einem sechsjährigen Jungen ausschauen. Sie werden dich nicht einmal bemerken. Nimm diesen Brief und wirf ihn in den Korb im Postraum hinten in der Vorhalle.« Claire sah auf ihre Armbanduhr. »Der Hausdiener bringt dreimal täglich die Post herauf. Sein nächster Postgang ist in ungefähr zehn Minuten. Sobald du den Brief los bist, verschwinde schnell, Oscar. Tu nichts, was Aufmerksamkeit erregt. Hier sind zwanzig Cent. Wenn du hinauskommst, geh nach links auf die Park Avenue. Ein paar Schritte weiter ist das Schrafft. Geh dort hinein.«
    »Was ist das Schrafft?«, fragte ich.
    »Ein Imbissrestaurant. Meine Oma und ihre Freundinnen gehen dort oft mittags hin und lassen sich die Hühnersalat-Sandwiches schmecken, wenn sie ihren Einkaufsbummel machen. Außerdem gibt’s dort die beste Eiscreme von New York«, sagte Claire. »Setz dich an die Theke und bestell eineheiße Schokolade. Und trödle, Oscar. Lass dir eine halbe Stunde Zeit, um die Schokolade zu trinken. Wenn du fertig bist, geh um den Block und achte auf herumlungernde Polizisten. Wenn die Polizisten weg sind, geh zurück zu Bruno, dem Pförtner. Überzeug dich, dass keine Polizisten in der Vorhalle sind. Bruno sollte einen Antwortbrief von Mummy und Daddy haben. Nimm ihn. Überzeug dich, dass dir niemand folgt. Dann komm auf demselben Weg zurück, auf dem du hinuntergegangen bist.«
    »Kann ich zuerst lesen, was in deinem Brief steht?«, fragte ich.
    »Klar!«, sagte Clair.
    Das Kuvert war an Mr und Mrs Robert W. Bister adressiert.
    Der Brief war auf Claires persönlichem Briefpapier geschrieben. In Blockbuchstaben und mit roter Tinte, kerzengerade, wie mit dem Lineal gezogen.
    LIEBE MUMMY, LIEBER DADDY,
    ICH WURDE NICHT GEKIDNAPPT. ICH BEFINDE MICH GANZ IN DER NÄHE IN DER INNENSTADT.ICH WERDE WOHLBEHALTEN ZURÜCKKEHREN, WENN IHR DEN UNTEN STEHENDEN VERTRAG UNTERZEICHNET. BITTE SAGT ALLEN POLIZISTEN, SIE SOLLEN NACH HAUSE GEHEN. MIR GEHT ES GUT. BITTE STECKT DEN UNTERZEICHNETEN VERTRAG IN EINEN BRIEFUMSCHLAG UND GEBT IHN SOFORT BRUNO, DEM PFÖRTNER. JEMAND WIRD DEN BRIEF ABHOLEN, WENN KEINE POLIZEI IN DER NÄHE IST UND NIEMAND DIESER PERSON FOLGT. KURZE ZEIT SPÄTER WERDE ICH ZURÜCKKOMMEN.
    ALLES LIEBE,
    EURE TOCHTER
    CLAIRE. S. BISTER
    VERTRAG
    WIR BESTÄTIGEN UND VERSPRECHEN HIERMIT FEIERLICH, SO WAHR UNS GOTT HELFE, DASS UNSERE TOCHTER CLAIRE
    A. NIE AUF EIN PENSIONAT GESCHICKT WIRD ODER EINE EINFÜHRUNGSPARTY HABEN WIRD;
    B. KEINE PUPPEN UND RÜSCHENKLEIDER UND TANZSTUNDEN BEKOMMEN WIRD;
    C. DEN ELEKTRISCHEN ZUG IHRER WAHL PLUS SCHIENEN UND ANLAGE BEKOMMT.
    UNTERZEICHNET:
EVELYNE COMSTOCK BISTER . . . . . . . . . . .
ROBERT WHITNEY BISTER . . . . . . . . . . . . .
DATUM . . . . . . . . . . . ZEUGE(N) . . . . . . . . . .
    SOLLTE DIESER VERTRAG GEBROCHEN ODER IN IRGENDEINER WEISE
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