Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des Griechen

Die Rache des Griechen

Titel: Die Rache des Griechen
Autoren: Abby Green
Vom Netzwerk:
vergessen hätten, dass sie sich an einem öffentlichen Ort befanden, umgeben von Menschen. Aber er musste sich um Isabelle kümmern. Kallie fand als Erste die Sprache wieder.
    „Bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss jemanden treffen, bevor er die Party verlässt. Es war … schön, dich wiederzusehen, Alexandros.“
    Und damit war sie gegangen, verschmolzen mit der Menge. Nur hin und wieder konnte er noch ihren blonden Haarschopf ausmachen. Der Drang, ihr zu folgen, war überwältigend stark, das nagende Gefühl der Langeweile, das er vorhin verspürt hatte, verflogen. Es war, als habe er von irgendwoher eine Portion Energie erhalten. Und Verlangen. Die Art von Verlangen, die er seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Jene elementare Art, die sein Inneres nach Erfüllung brennen ließ.
    Zögerlich folgte er Isabelle zum Ausgang, während er in seinem Kopf bereits die ersten Pläne spann. Seit Jahren hatte er nicht mehr an Kallie gedacht. Auch als ihr Onkel ihn neulich aufgesucht hatte, war sie kaum mehr als ein flüchtiger Gedanke gewesen. Damals hatte er sich noch gratuliert, hatte geglaubt, das Treffen mit Alexei sei ein Zeichen, er habe nun endlich alles hinter sich gelassen … bis jetzt.
    Kallie Demarchis.
    Er konnte nicht aufhören, den Namen in seinem Kopf zu wiederholen.
    Wer hätte gedacht, dass sie heute Abend auf dieser Party sein würde? Wer hätte gedacht, dass sie die verlöschende Flamme seiner Leidenschaft neu entfachen würde? Und wer hätte gedacht, dass er je etwas wegen ihrer gemeinen Tat vor sieben Jahren unternehmen konnte? Sie war nie für ihre Handlungen verantwortlich gemacht worden. Alexandros war überrascht, wie intensiv er jetzt wieder die Gefühle von damals, Verrat und Wut, empfand. Es gefiel ihm gar nicht, sich selbst auf solch primitive Emotionen reduziert zu sehen.
    Der Begegnung mit Kallie heute Abend lag ein so perfektes Timing zugrunde, er hätte beinahe laut aufgelacht. Die Möglichkeit, aus diesem Umstand seinen Vorteil zu ziehen, war grandios. Er würde jede Minute davon auskosten. Und auch sie, Kallie, würde er bis zur Neige genießen.
    Zwei Tage später starrte Kallie auf das blinkende Licht an ihrem Telefon. Die Stimme ihrer Assistentin meldete sich noch einmal voller Ehrfurcht. „Kallie, hast du verstanden? Alexandros Kouros möchte dich sprechen.“
    Langsam begann ihr Herz wieder zu schlagen. Sie hatte die letzten achtundvierzig Stunden damit verbracht, sich einzureden, ihm gar nicht wirklich begegnet zu sein. Alles war vielmehr ein böser Traum gewesen. Sie versuchte zu sprechen, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Mit letzter Kraft schüttelte sie die Erstarrung ab und sagte: „Vielen Dank, Cécile. Ich nehme den Anruf jetzt entgegen.“
    Sie nahm den Telefonhörer ab, drückte auf den Knopf unter dem blinkenden Licht und atmete tief ein.
    „Hallo?“
    „Kallie.“ Tief und autoritär klang seine Stimme nah an ihrem Ohr.
    „Alexandros.“ Sie wunderte sich, wie gelassen sie sich anhörte, wo doch in ihrem Inneren helle Aufruhr herrschte. Die verräterische Sehnsucht, die sich bei ihrem Wiedersehen entzündet hatte, loderte wieder in ihr auf. Das machte ihr Angst.
    „Was kann ich für dich tun, Alexandros? Ich bin sicher, du rufst nicht nur an, um Hallo zu sagen.“
    „Es war schon ein Schock, dich vorgestern auf der Party zu sehen. Wie lange ist es jetzt her? Sechs Jahre?“
    „Sieben.“ Ihre Antwort kam zu rasch. Sie umklammerte den Telefonhörer fester und hoffte inständig, es war ihm nicht aufgefallen. Offensichtlich nicht, denn seine nächsten Worte überraschten sie.
    „Das mit deinen Eltern tut mir sehr leid …“
    Kallies Verwirrung wuchs. Dieser Mann war von ihrem Vater aus dem Haus gewiesen und von ihrer Mutter geohrfeigt worden. Er hatte ihr gesagt, er wolle sie nie wiedersehen. In das Schweigen hinein meinte er: „Trotz der Vergangenheit hat es mir sehr leidgetan, von ihrem Tod zu hören.“
    „Danke.“ Dann wiederholte sie ihre ursprüngliche Frage. „Was kann ich für dich tun, Alexandros?“
    Er gab keine Antwort. Doch gerade, als sie noch einmal fragen wollte, entgegnete er mit unglaublicher Ruhe: „Ich möchte, dass du mir heute Abend beim Essen Gesellschaft leistest.“
    Kallie zog den Hörer von ihrem Ohr und sah ihn verdutzt an. Alexandros plante etwas. Das stand für sie fest. Auf einer Liste von Menschen, die er zu einem Dinner einladen konnte, stand ihr Name unmittelbar neben Attila dem Hunnenkönig. Er flog um die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher