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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Arm zu befreien.
    Elsas Hände rutschten weiter ab, bis sie das Schwert an der Klinge hielt. Das glühende Eisen brannte sich in ihre Haut, doch sie ließ nicht los.
    »Mein Sohn«, flüsterte sie. Dann glitten ihre Hände ab, und in einer sanften Drehung wandte sich Sigurd der Nacht zu.
    »Nicht dein Sohn – nicht dein Schicksal!«, hörte Elsa die Stimme von Brunhilde. Sie sah auf ihre Hände. Aus zischenden Brandwunden floss kein Blut – sondern flüssiges Gold. Eifrige, dicke Tropfen quollen aus ihrer Haut, breiteten sich aus wie glänzendes Moos, über Finger, Gelenke, die Unterarme.
    Elsa musste hilflos zusehen, wie ihr Körper vom Gold verschluckt wurde, wie ihre Arme bereits steif waren wie die einer Statue, als die schimmernde Schicht die Schultern eroberte.
    Etwas zischelte im Wind wie ein böser Gedanke. Drei, vier böse Gedanken. Es sauste in Elsas Ohren, und Schatten ohne Körper tanzten um sie herum in höhnischer Freude. Ihre Stimmen kamen aus der Erinnerung, und ihr Ton war kalt ...
    Sooo lange heeer ... sooo lange ... und doch unseeer
...
    Es waren die Nibelungen, die sie quälten. Und es war ihr Gold, das nun den Weg in Elsas Rachen fand.
    Dann kam die Dunkelheit, und Elsa schrie so lange, bis ihr eigener Schrei sie weckte, bis Gernot ihr schweißnasses Gesicht in seine Hände nahm und sie festhielt, bis der Morgen den Albtraum von ihr nahm.

    »Er ist hier!«, schrie Gelen und ruderte wild mit den Armen. »Der Dryk ist hier!«
    Sigurd und Jon, die näher bei den Findlingen an der Steilküste gesucht hatten, drehten sich um zu ihrem Freund, der ein paar hundert Schritte weit im lichten Wald aus Krüppelbäumen umherstakste.
    Wie zur Bestätigung hörten sie das Brüllen des Tiers, im Klang irgendwo zwischen dem empörten Röhren eines Hirschs und dem verächtlichen Grunzen eines Wildschweins. Nur lauter. Und wilder.
    Der Dryk versuchte gar nicht, sich zu verstecken. Er war der König der kargen isländischen Tundra, und jeder Versuch, sich mit ihm zu messen, war leichtfertig – wenn nicht tödlich.
    Sigurd und Jon wollten ihrem Freund beistehen. Sigurd drehte sich noch einmal zu Eolind, der mit seinem Stock an einem großen Stein lehnte. »Kommst du?«
    Der alte Mann lächelte milde. »In meinen Jahren bin ich froh, dass die Knochen nicht von selber brechen – da werde ich sie nicht ungebührlich fordern.«
    Sigurd lachte und rannte ungestüm los. Weil der Boden steinig und uneben war, machte er lange Schritte, fast Sprünge. Der drahtige Jon folgte ihm, so gut es ging. Es galt keine Zeit zu verlieren, immerhin hatten sie schon zwei Tage lang nach dem Dryk gesucht. Die harte isländische Erde wies nur wenige Spuren auf, und Sigurd hatte geschworen, ohne einen Erfolg nicht ins Felsenschloss zurückzukehren.
    Als die drei Freunde wieder beieinanderstanden, ging nur Sigurds Atem ruhig. Gelen keuchte vor Aufregung, dass sein fleischiger Nacken zitterte, und Jon hatte der schnelle Lauf zugesetzt.
    Sigurd kniff die Augen zusammen und sah sich vorsichtig um. Die Bäume waren verwachsen und hielten sich angesichts des harschen Wetters nah am Boden. Es gab nur wenig Laub, und jede Bewegung war leicht auszumachen. Man musste nur sorgsam achtgeben ...
    »Dort!«, rief Jon nun und deutete nach rechts.
    Ein Schatten drängte sich durch das Gehölz, gerade weit genug entfernt, um nicht genau erkannt zu werden. Doch der zitternde Boden und die Geräusche von schweren Ästen, die brachen wie Reisig, verrieten den Dryk, der es nicht gewohnt war, statt Jäger die Beute zu sein.
    »Nehmen wir ihn in die Zange?«, fragte Jon.
    Sigurd nickte. Er bedeutete Jon, die linke Flanke zu übernehmen, entlang der Küste. Das war wichtig – sie wollten den Dryk nicht aus Versehen über die Klippe treiben. Es war keine Ehre darin, das zerschmetterte Tier von den Felsen zu klauben. Gelen war für die rechte Flanke zuständig – dort grenzte der Wald an ein freies Feld, auf dem der Dryk viel schneller war als jeder Mensch. Auf glattem Boden und über weite Strecken war die behaarte Bestie jedem Pferd an Geschwindigkeit und Ausdauer überlegen.
    Sigurd nahm sich vor, geradewegs auf den Dryk zuzugehen, um den Zweikampf zu suchen.
    »Sigurd«, mahnte Jon, »wo ist deine Klinge?«
    Er selber hatte schon ein langes Messer mit gezackter Schneide in der Hand.
    Sigurd lächelte. »Was wäre ich für ein Prinz, wenn ich einem unbewaffneten Dryk mit einem Messer in der Hand gegenüberträte?«
    »Unbewaffnet?«, zischte Gelen. »Mein
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