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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur
Autoren: Annie Sanders
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an dich gerissen. In diesem Haus ist nichts von mir – außer Libby.»
    «Und Libbys Zimmer», knurrte er.
    Georgie konnte sich gerade noch zurückhalten, ihn nicht am Arm zu packen und ihren Standpunkt unmissverständlich klarzumachen. «Genau, deswegen habe ich zurückgeschlagen – um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen.» Sie spürte, wie sie in sich zusammensank. «Aber da ist es schon zu spät gewesen.»
    Ein großgewachsener Mann mit einem Glas in der Hand kam an ihnen vorbei. «Wo sind denn hier die Toiletten? Oh   – Sie müssten es ja am besten wissen, Sie sind doch der Projektmanager, nicht wahr? Sie und Ihr Team mit den Schimpansen, nette Präsentation!» Er lachte und schlenderte davon.
    «Siehst du? Siehst du, was du da angerichtet hast?» Ed war nun furchtbar wütend. «Ich werde überall ausgelacht. Wenndu glaubst, dass ich dich, Libby und das Baby aushalte, dann hast du dich geschnitten.»
    Georgie schüttelte traurig den Kopf. «Es geht nicht immer nur ums Geld, Ed, auch wenn du das zu glauben scheinst. Es geht um Respekt und Ehrlichkeit.» Sie lächelte in sich hinein. «Vielleicht solltest du dir keine handgenähten Schuhe mehr kaufen. Nur so ein Gedanke. Übrigens bin ich beim Anwalt gewesen, ich stehe nicht völlig mittellos da.» Sie lachte freudlos. «Ich habe sogar noch die Fotos.»
    «Dann ist es das also gewesen?»
    Georgie bewegte sich langsam von ihm fort. «Ja. Ich kehre nach Hause zurück. Auf Wiedersehen, Ed.»
     
    Als Flick schließlich die Treppe der U-Bahn -Station Clapham South hochstieg, hätte sie am liebsten die Schuhe ausgezogen und wäre barfuß weitergelaufen. Kein Wunder, dass sie heruntergesetzt gewesen waren. Vielleicht sollte sie sie einer Terrororganisation zu Folterzwecken spenden. Sie zog sich ihren Cardigan enger um die Schultern, um sich vor der herbstlichen Kühle zu schützen. Der Abend war noch besser verlaufen, als sie sich ausgemalt hatten. Als sich Flick mit einer Gruppe Gäste, die früh aufbrach, treiben ließ, um der Aufregung und dem hysterischen Gelächter zu entkommen, die das Atrium bis unter die Decke erfüllte, hatte sie ein paar Kommentare mitbekommen, die genau das waren, worauf sie und Georgie gehofft hatten.
    «Was für ein Idiot», sagte ein Mann mit wieherndem Lachen. «Da wird der Seniorchef gar nicht begeistert sein.»
    «Ich konnte ihn noch nie ausstehen», meinte sein Kollege.
    Flick fragte sich, wie Georgies Begegnung mit Ed gelaufen war. Allerdings war sie da recht zuversichtlich, denn als sie gegangen war, schien ihre Freundin um zwei Meter gewachsen zu sein.
    Für Flick hingegen war es nicht so gut gelaufen. Als diePräsentation allmählich zur Farce wurde, schien Ben in der Menge verschwunden zu sein, und es war ihr nicht gelungen, ihn über die Köpfe der anderen Gäste hinweg zu entdecken.
    Jetzt war es erst halb neun, aber bereits dunkel, und sie betrat ihre Wohnung, nachdem sie im Laden an der Ecke eine Flasche Wein und ein Brot gekauft hatte. Es war kalt, und zum ersten Mal seit Mai drehte sie die Heizung auf. Dann zog sie sich die Schuhe aus und verschwand in Richtung ihres Schlafzimmers. Sie schälte sich aus ihrem Kleid und schlüpfte in eine graue Jogginghose und einen Kapuzenpullover. Dann steckte sie sich das sorgfältig gewellte Haar locker auf dem Kopf zusammen und steuerte auf die Weinflasche und den Korkenzieher zu. Als sie Georgie eine SMS schickte – GRATULIERE!   –, war sie sich nicht sicher, ob sie das richtige Wort getroffen hatte. All das Gejubel – und Ed hatte die Schmach weiß Gott bei all seinen Betrügereien und seiner Wichtigtuerei verdient – hinterließ einen bitteren Nachgeschmack bei Flick. War Rache jemals ruhmreich? Und wäre Georgie von nun an besser dran? Flick rollte sich auf dem Sofa zusammen und schaltete den Fernseher ein. Sie hatte da so ihre Zweifel. Es waren da noch immer Libby und das neue Baby, die Georgie allein erziehen musste, und dazu der Stress, Ed dazu zu bringen, dass er seine Familie finanziell unterstützte. Flick zappte durch die Kanäle, doch nichts interessierte sie, und so blieb sie schließlich bei einer Komödie auf Channel 4 hängen.
    Als es an der Tür klingelte, stellte sie das Glas ab. Vielleicht war es Georgie, die zum Reden vorbeikam, dachte sie und ging zur Tür.
    Ben stand auf ihrer Schwelle.
    «Warum bist du gegangen?», fragte er ohne Umschweife.
    «Ich bin gegangen, weil es mir nicht richtig vorkam, bis zum bitteren Ende zu bleiben und mit anzusehen, wie die
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