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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur
Autoren: Annie Sanders
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Ed schon gesprochen?», flüsterte Flick.
    Georgie sah sich um. «Nein. Er war vorhin noch in ein Gespräch vertieft, zweifellos ist er jemandem dabei in den Hintern gekrochen.» Ein Kellner bot ihnen Champagner an. «Soll ich? Ich habe zu Hause schon ein Glas Wein getrunken.»
    «Warum das Kleine nicht jetzt schon ans Nachtleben gewöhnen?» Flick lachte, während sie sich Bens Gegenwart bewusst war und all der Dinge, die unausgesprochen zwischen ihnen standen.
    Georgie ergriff mit schuldbewusster Miene eines der langstieligen Gläser und nahm einen Schluck.
    «Brian», ertönte hinter ihnen eine laute Stimme. «Darf ich dir Lynn vorstellen?» Flick und Georgie erstarrten, Georgie mit ihrem Glas halb auf dem Weg zum Mund. «Lynn und Ed haben bei dem großen Promenadenprojekt in Cardiff zusammengearbeitet.»
    Georgies Gedanken rasten so schnell wie ihr Puls. Nur ihr Körper schien sich in Zeitlupe zu bewegen, doch Flick, gepriesen sei sie, drehte sich rasch um und blickte über Georgie hinweg auf das Grüppchen, das sich hinter ihnen unterhielt. Die männliche Stimme konnte Georgie einem der Seniorpartner zuordnen, der unsichtbare Brian musste einer der anderen Männer sein. Doch es stand außer Frage, wer Lynn war. Und eine weitere Lüge von Ed war ans Tageslicht gekommen. Von wegen ein zufälliges Treffen in einer Galerie. Sie hatte mit ihm auf dem Cardiff-Projekt zusammengearbeitet.
    Flicks Miene bestätigte ihre Vermutung. Sie erwiderte Georgies fragenden Blick mit einem kurzen Nicken, dann trat ein Ausdruck äußerster Entschlossenheit in ihre Augen, und sie schlüpfte an Georgie vorbei. «Hallo! Lynn, nicht wahr?Wusste ich doch, dass ich Sie erkannt habe. Entschuldigen Sie, Brian, habe ich etwa Ihren Drink verschüttet? Wie ungeschickt von mir. Zum Glück ist reichlich davon vorhanden – diese Leute hier wissen, wie man eine Party schmeißt, nicht wahr? Das sagt jedenfalls Ed Casey.»
    Georgie blieb wie angewurzelt stehen, doch Ben, der offensichtlich begriffen hatte, was hier vorging, trat näher heran und drückte ihr sanft die Schulter. Auch er lauschte nun der gespreizten Unterhaltung zwischen Flick und Lynn, wobei Letztere zwar höflich, aber auch ziemlich erstaunt war. Bens Miene war unergründlich, als er Flick anstarrte. Er konnte den Blick nicht von ihr lösen. Sie wirkte wie eine exotische Blume in dieser Umgebung aus Designerklamotten in Schwarz und Anthrazit, mit ihren langen Beinen, die jedem Filmstar zur Ehre gereicht hätten, und den tollen, lachsfarbenen Stilettos.
    Flick zog ihre Nummer mit Lynn richtig gut durch. Sie wirkte wie eine Talkshowmoderatorin, die es mit einer schüchternen Interviewpartnerin zu tun hat. «Und kennen Sie
jeden
hier?», fragte sie unschuldig.
    «Nein, nicht jeden, aber die meisten Verantwortlichen, natürlich.» Georgie lauschte mit morbider Faszination, während sich ihr Herzschlag allmählich normalisierte. Was für eine hässliche Stimme Lynn hatte. Hart und abgehackt.
    «Ach soooo, das heißt also, dass Sie ziemlich wichtig sind? Sie
wirken
ganz schrecklich wichtig auf mich, muss ich zugeben.»
    Pause. «Nun, ich würde mich durchaus als Entscheidungsträgerin bezeichnen. Und ich verfüge über einen gewissen Einfluss.»
    Ben beugte sich vor und flüsterte Georgie etwas ins Ohr. «Aber leider über kein Fünkchen Humor, wie es scheint.»
    Georgies Kichern wurde von Flicks nächstem Kommentar unterbrochen. «Ich kenne hier auch ein paar Entscheidungsträger. Und ich möchte sie Ihnen nur zu gern vorstellen.»
     
    Georgie spürte, wie ihr jemand leicht auf die Schulter tippte. Sie drehte sich um und blickte einer blonden Frau in die Augen, die einen teures, strenggeschnittenes Kleid trug und dazu eine moderne Kette aus braunen und orangefarbenen Kunststoffteilen im Ausschnitt. Aus der Nähe konnte Georgie erkennen, dass sie zu viel Make-up trug und vielleicht nur ein, zwei Jahre jünger war als sie, wenn überhaupt, da sie recht ausgemergelt wirkte. Nicht die unbesiegbare Rivalin, die sie in ihr gesehen hatte.
    «Bestimmt kennen Sie Ben Houghton», fuhr Flick fort. «Auch er trifft wichtige Entscheidungen. Leute, das hier ist Lynn. Sie ist Teil der Cardiff-
Affäre
. Ihr wisst schon, die Sache, an der Ed Casey dran war.»
    Georgie, die gerade an ihrem Champagner nippte, verschluckte sich und hustete. Lynn sog scharf den Atem ein. Flick spürte, wie Ben neben ihr in sich hineinlachte. Doch sie war noch nicht fertig. «Ist Ihre Beteiligung an diesem Projekt so etwas
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