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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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steckte es in den Backofen und schloss die Ofentür. Im gleichen Moment strömte das Wasser in die Kombüse. Simon kämpfte gegen die brusthohe Strömung an, bevor er untertauchte und aus dem überfluteten Raum schwamm. Er musste Busch finden, und er musste das Boot finden. Anderenfalls würden sie alle hier auf dem Mittelmeer sterben, fernab jeder Schifffahrtsroute, ohne dass jemand auch nur ahnte, wo sie geblieben waren.
    Nur noch das Heck der Gottes Flüstern war über der Wasseroberfläche zu sehen, ehe es wie der Rest des Schiffes seine fast vier Kilometer lange Reise zu den tiefsten Tiefen des Mittelmeeres antrat.
    Michael quälte sich durch das brusthohe Wasser; sein Dad schaukelte neben ihm auf Kissen von der Couch.
    Wie rasend zerrte Julian mit seinen gefesselten Händen an dem Seil, das um sein Bein geschlungen war, klammerte sich daran fest, ruckte daran und tat alles, was er konnte, um das Unvermeidbare zu verhindern. Sein Leben lang hatte er darum gekämpft zu leben, und jetzt …
    Michael lief an ihm vorüber, griff nach der Reling und hielt seinen Vater fest. Nebeneinander glitten sie auf dem Wasser dahin, weil das Deck zu sinken begann. Sie trieben hinaus aufs offene Meer und beobachteten, wie das Schiff immer weiter sank. Julian trieb neben ihnen aufs Wasser hinaus, und seine Augen schrien um Gnade.
    Und dann verschwand der Salon. Alles, was jetzt noch von der nahezu hundertzwanzig Meter langen Jacht zu sehen war, war die Reling am Heck und das fünfzig Meter lange Nylonseil, das auf der Oberfläche trieb. Michael blickte hinüber, als Julian gerade hysterisch versuchte, seinen Kopf über Wasser zu halten, das Unvermeidbare damit aber lediglich hinauszögerte. Er trat und drehte sich, tat alles, was in seiner Macht stand, um sich zu befreien, aber die Mühe war umsonst.
    Die Reling des Hecks verschwand, und das Schiff war verschwunden. Um sie her entstand ein Schaumteppich aus blubbernden Blasen. Das Seil, an dem Julian festgebunden war, glitt davon und tauchte unter die kleinen Wellen wie eine Schlange, die im Gras verschwand. In Panik sah Julian, wie das Seil versank. Noch hatte es fünfzehn Meter Spiel, zwölf Meter, zehn Meter … dann verschwand es schneller unter Wasser, sodass es plötzlich nur noch drei, vier Meter waren. Dann, ohne einen Laut, wurde Julian unter Wasser gerissen und hinuntergezogen in die Tiefen des Ozeans, zusammen mit seinem zertrümmerten Schiff. Die goldene Schatulle, der Albero della Vita, der Baum des Lebens, war in seinem Innersten versteckt, verloren für immer. Julian würde auf ewig begraben sein, zusammen mit dem Objekt, von dem er zeit seines Lebens besessen gewesen war.
    Die Meerestiefe betrug hier knapp vier Kilometer – weit mehr, als es eine Rettungsaktion gerechtfertig hätte. Sie hatten Funkstille gehalten, seit sie Korsika auf Julians Befehl verlassen hatten. Kein Notruf war ausgesandt worden. Das Schiff war im wahrsten Sinne verschollen – und mit ihm sein Eigner. Was blieb, war ein Rätsel.
    Michael und Stephen trieben allein auf den tiefschwarzen Wassern des Mittelmeeres. Der Mond, der bereits am Horizont versunken war, hinterließ eine beängstigende Dunkelheit, die ihre düstere Stimmung unterstrich. Die einzigen Geräusche waren das Plätschern des Wassers und Stephens keuchender Atem.
    Michael hielt den Kopf seines Vaters über der Wasseroberfläche. Sein Körper schwankte gefährlich auf den schwimmfähigen Sofakissen. Trotz der nächtlichen Dunkelheit konnte Michael sehen, wie das Blut seines Vaters weiter aus den Wunden strömte und auf den kleinen Wellen davontrieb. Er zählte drei frische Schusswunden und versuchte verzweifelt, den Blutstrom zu stillen, indem er auf die Einschusslöcher drückte.
    »Halt durch«, sagte Michael. Er trieb neben seinem Vater, trat mit den Beinen und tat, was in seiner Macht stand, um ihn auf dem provisorischen Floß zu halten.
    »Lass mich gehen«, flüsterte Stephen. Sein Atem war flach und ging unregelmäßig, was Michael das Schlimmste befürchten ließ.
    Dennoch schüttelte er den Kopf. »Von wegen! Nach allem, was wir hinter uns haben? Hast du den Verstand verloren?«
    Stephen lächelte mit halb geschlossenen Augen. »Es ist okay, Michael.«
    Michael hörte den Motor eines kleinen Bootes. Als es näher kam, hörte er Busch und Simon nach ihnen rufen. Ganz plötzlich hatte das Licht das Bootes sie im Visier. Busch stellte den Motor ab und hielt.
    »Michael, als Mary vor ihrem Tod zu mir kam, hat sie mit viel
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