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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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Liebe von dir gesprochen. Sie hat gesagt, du wärst der feinste Mensch, den es gibt, und dass ein Vater stolz sein würde, dich seinen Sohn nennen zu dürfen.« Stephen fielen die Augen zu, bevor er neuerlich zu keuchen begann, was ihn zwang, die Augen wieder zu öffnen. »Sie hatte recht. Das ganze letzte Jahr habe ich immer nur an den Tod gedacht. Ich hatte nichts, wofür es sich zu leben gelohnt hätte. Aber jetzt …«
    »Ich will schwer hoffen, dass es die Mühe wert war, dich gerettet zu haben«, sagte Michael und zwang sich zu einem Lächeln.
    Stephen blickte ihn an und versuchte verzweifelt, die Augen offen zu halten. Er erwiderte das Lächeln seines Sohnes, dann verlor er das Bewusstsein.

72.
    M ichael, Simon und Busch standen vor dem frischen Grab. Der Grabstein am Kopfende war verwittert, doch für sein Alter war er immer noch in erstaunlich gutem Zustand. Die frisch gemeißelte Granitplatte am Fußende war erst am Morgen geliefert worden und lag nun unterhalb des Lehmhügels, der mit Blumen und Kränzen bedeckt war.
    Sowohl Simon als auch Michael sprachen bei der Beisetzung am offenen Grab. Ihre Worte kamen von Herzen und zollten einem ehrbaren Mann Tribut, dessen Leben der Wohltätigkeit, der Liebe und der Familie gewidmet gewesen war.
    Michael blickte auf den Namen auf dem Kopfstein. Es war der Nachname des Ehemannes und der Ehefrau, zwischen deren Tod so viele Jahre gelegen hatten. Aber die Fußsteine … man hatte beschlossen, nur die Namen einzumeißeln und die Daten wegzulassen. Es hatte nichts damit zu tun, dass niemand eine Vorstellung vom eigentlichen Geburtsdatum hatte. Es gab keine Einträge irgendwelcher Art, keine Geburtsurkunde, eigentlich gar keinen Beweis dafür, dass sie je geboren worden war.
    Es war das zweite Mal, dass Genevieve bei einer Beerdigung gedacht wurde. Das zweite Mal, dass Michael an ihrem Grab stand und um sie trauerte.
    Er warf einen kurzen Blick auf den Fußstein von Julius Urian Zivera, Genevieves Ehemann, der vor vielen Jahren gestorben war. Genevieve hatte nur selten von ihm gesprochen, und wenn, dann nur mit Simon. Er kannte sie am besten; er verstand sie besser als jeder andere. Er wusste um die große Liebe, die ihr nur für kurze Zeit vergönnt gewesen war. Simon kannte ihre Wahrheit – eine Wahrheit, die er mit niemandem teilte, nur mit Michael und Busch. Die Wahrheit, dass es gewisse Mysterien, gewisse Geheimnisse gab, die besser nie ans Licht kamen. Genevieve war wesentlich älter, als irgendjemand vermutet hatte. Sie hatte nicht nur Julian großgezogen, sondern auch Simons Mutter, und vielleicht reichte ihre Geschichte sogar noch weiter zurück. Simon wusste, dass sie schon oft von der Bildfläche verschwunden war, nur um irgendwo wieder aufzutauchen, denn sie war – ebenso wie Simon – ein Wächter, ein Hüter der Geheimnisse des Himmels und der Erde, und das waren Geheimnisse, die man am besten bewahrte und die wir Menschen gar nicht erst erfahren sollten.
    Michael blickte hinunter auf den Fußstein von Genevieves Ehemann. Das Datum schockierte ihn nicht, denn er wusste, dass Genevieve viel älter war als ihr Mann, der 1845 gestorben war.
    Busch, in seiner typischen Art, fand die ganze Angelegenheit unfassbar und jenseits aller Logik. Michael hatte Simon leise gefragt, ob Genevieves Alter darauf zurückzuführen sei, dass sie die Schatulle beschützt hatte, und ob sie die Schatulle vielleicht geöffnet habe, oder ob sie etwas »Höheres« sei …
    Simon wusste keine Antwort darauf, zog es aber vor zu glauben, dass Letzteres zutraf.
    Die drei Freunde nahmen jeder eine Hand voll Lehm, warfen ihn ins Grab und verließen den Friedhof. Sie waren die einzigen Menschen auf der Welt, die jemals wissen würden, dass der Lehm, den sie gerade in das ein Meter achtzig tiefe Loch geworfen hatten, auf einen leeren Sarg gefallen war.
    Die Ärzte hatten getan, was sie konnten. Sie entfernten die Kugeln aus seinem Bein, seiner Schulter und seiner Brust, wo das Geschoss die Lunge getroffen hatte. Der Blutverlust war gewaltig. Auf dem Rückweg an Land hatte Stephen erschreckend viel Blut verloren. Der Privathubschrauber, den Susan besorgt hatte, war voller Ärzte, die sich bereits an die Arbeit machten, noch bevor der Helikopter zu seinem Flug zum korsischen Krankenhaus abhob. Stephens Körper befand sich im Schockzustand; die Ärzte gaben ihm eine Überlebenschance von weniger als zehn Prozent. Michael und Susan hielten Wache bei ihm und ließen ihn nur allein, um etwas
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