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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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weiter auf die Männer zu, doch Kadrim feuerte zwei Warnschüsse in die Decke, und Michael blieb endgültig wie angewurzelt stehen.
    Die Hauptbeleuchtung versagte den Dienst. Der Salon lag plötzlich im Dunkeln, und das Schiff wurde eins mit der Nacht. Dann schaltete sich die Notbeleuchtung ein und flackerte immer wieder auf. Julian erhob sich ächzend, stolperte über den schrägen Schiffsboden und fiel um Haaresbreite hin, fand aber an einer Wandleuchte Halt.
    »Worauf wartest du noch?«, brüllte Julian Kadrim an. »Bring ihn endlich um!«
    Als die Explosionen ihm den Boden unter den Füßen wegrissen, wusste Kapitän Bertram sofort, dass sie angegriffen wurden. Das Krachen und Ächzen des berstenden Schiffsrumpfes waren unmissverständlich. Er brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass dem Schiff nur noch Minuten blieben, bevor es für immer verloren war. Er versuchte es mit dem Funkgerät, doch alles, was er als Antwort bekam, waren atmosphärische Störungen.
    Er drückte den Alarmknopf, um ein automatisches Seenotsignal zu geben, aber der Knopf klemmte. Er betätigte das Nebelhorn und gab Signal, dass alle das Schiff verlassen sollten. Dann öffnete er die mittlere Schublade unter dem Steuerrad, zog eine Pistole heraus und eilte nach draußen auf die Brücke.
    Simon rannte auf dem untersten Deck durch den Gang, als ihn die erste Detonation zu Boden warf. Er quälte sich auf die Füße, als die nächste Explosion das Schiff erschütterte und es tatsächlich ein paar Meter aus dem Wasser hob.
    Und sofort war das Wasser da, toste herein, als wäre ein Damm gebrochen. Simon floh vor der immer größeren Welle durch den Gang und bekam das Geländer der Treppe zu fassen, bevor das Wasser ihn mit sich reißen konnte. Er zog sich die Stufen hinauf, als das Wasser zu steigen anfing. Sechs Etagen kletterte er und nahm dabei immer drei Stufen auf einmal. Die Notbeleuchtung spendete nur minimales Licht. Keine Wachen stellten sich ihm in den Weg; er hatte dafür gesorgt, dass sie nicht in der Lage waren, jemanden zu beschützen, indem er sie entweder eingesperrt oder von diesem Planeten entfernt hatte.
    Simon erreichte das Oberdeck und lief einen breiten Gang hinunter. Er hatte Mühe, sich auf dem schräg abfallenden Boden aufrecht zu halten, während er sich in Richtung Salon voranarbeitete. Als er die Schatten sah und die Stimmen von Julian und Michael hörte, drückte er sich fest gegen die Wand und lugte um die Ecke. Er sah, wie Michael und sein Vater von einem großen Wachmann in Schach gehalten wurden, der seine Waffe direkt auf Stephen gerichtet hatte.
    Langsam hob Simon seine Pistole und zielte genau auf den Kopf des Wachmanns, brachte sich auf dem schräg stehenden Schiff, das immer mehr Schlagseite hatte, ins Gleichgewicht, klemmte sich gegen die Wand und betätigte den Abzug. Der Wachmann stürzte zu Boden, wobei seine Waffe losging, doch die Kugel schlug harmlos in die Wand. Simon richtete seine Pistole auf Julian und betrachtete den Mann zum ersten Mal. Gepflegt, stattlich und kultiviert – die perfekte Fassade für einen Mann, der das genaue Gegenteil von allem war, für das Simon gekämpft hatte. Ein Betrüger, der sich in einen Mantel Gottes hüllte, um sein wahres Ich darunter zu verbergen und den Teufel, den er in sich trug, zu verstecken. Ein Mann, der ohne Reue mordete und für harte Dollars den Himmel versprach, der seiner eigenen Mutter das Leben genommen und mit Wonne dabei zugeschaut hatte, wie das Licht aus ihren Augen schwand.
    Und Simon sah noch etwas anderes.
    Es war dieser Augenblick der Wut, so kurz er auch war, der ihn teuer zu stehen kam. Denn als er die Waffe hob, zielte und einen Moment innehielt, um sich in seinem Zorn zu ergehen, in diesem einen Augenblick der Erkenntnis schlug ihm plötzlich eine Waffe ins Kreuz und war im nächsten Moment schon wieder verschwunden. Simon blickte kurz über die Schulter und sah den Kapitän des Schiffes in sicherem Abstand hinter sich stehen. Der Mann war nicht so dumm wie sein Bordingenieur und offensichtlich geschult, um mit Piraten-Situationen wie dieser hier umzugehen. Simon wusste, dass er jede Bewegung mit dem Leben bezahlen würde, doch er war nicht bereit zu sterben, solange Julian noch am Leben war und die Schatulle noch zerstört werden musste.
    Der Kapitän zwang Simon aufs Deck hinaus und nahm ihm die Pistole weg.
    »Sir, dieses Schiff wird innerhalb der nächsten drei Minuten sinken«, sagte Kapitän Bertram zu Julian und reichte ihm
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