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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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goldene Schatulle starrte, den Albero della Vita. Michael ließ seinen Blick umherschweifen und suchte nach irgendeiner Waffe, aber es war nichts in greifbarer Nähe. Dann sah er das aufgerollte Seil; es lag nur etwa sechs Meter entfernt. Er blickte auf die Tür, aus der Simon kommen und sie retten sollte, aber wohin er auch schaute, es leuchtete nirgendwo ein Hoffnungsschimmer. Michaels Plan, den sie in aller Eile zusammengeschustert hatten, fiel auseinander. Kadrim stand einen Meter von Stephen entfernt. Nun hob er die Pistole und hielt sie Stephen an den Kopf.
    Es gab kein Entrinnen mehr. Michael hatte sich und die anderen in die Ecke gedrängt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Jetzt würde er das Ergebnis seines Versagens erleben und dabei zusehen müssen, wie sein Vater starb.
    Kapitän Bertram stand am Ruder und blickte hinaus aufs offene Meer. Sein Lebenstraum hatte sich erfüllt: Er war der Kapitän des luxuriösesten Schiffes, das es gab. Seit zwei Jahren arbeitete er für Julian Zivera, und er hatte es keinen einzigen Tag bereut. Es war wesentlich erfüllender und abenteuerlicher als seine Verpflichtung bei dieser armseligen Flotte, die sich »Französische Marine« genannt hatte. Und die Bezahlung würde es ihm ermöglichen, in drei Jahren in Rente zu gehen; dann besaß er Geld genug, um sich ein eigenes Boot zu kaufen und damit um die Welt zu segeln.
    Bertram nahm das Funkgerät in die Hand und legte den Schalter um. »Jean Claude?«, rief er nach seinem Bordingenieur. Sie waren angewiesen, sich in weniger als einer Stunde auf den Weg zu machen, und Bertram wollte sicherstellen, dass vor der Abfahrt noch eine Kontrolle der Instrumente vorgenommen wurde.
    Er bekam keine Antwort, aber das beunruhigte ihn nicht. Sein Bordingenieur war der Beste der Besten und war nur dann nicht an seinem Platz, wenn es sich nicht anders einrichten ließ. Bertram griff nach der Tasse mit seinem kalten belgischen Kaffee, nahm einen großen Schluck und blickte nach draußen in die friedliche Nacht.
    Eine Waffe an den Kopf gehalten zu bekommen ist eine schreckliche Sache, die das Opfer vor Furcht zittern lässt, ein Ausrufungszeichen sozusagen, das ihm seine Verletzbarkeit bewusst macht. Aber für Simon war sie ein Vorteil. Hätte der Angreifer einen Meter von ihm entfernt gestanden, hätte die Kugel in seinen Schädel dringen können, bevor er den ersten Schritt tat. Aber wo er jetzt stand, während die Waffe des Bordingenieurs auf seinen Hinterkopf gerichtet war, bot sich ihm eine Alternative – und die nutzte er. Simon zog den Kopf ein; gleichzeitig drehte er sich um, griff blitzschnell nach dem Lauf der Waffe und drückte ihn nach oben. Dabei schlug er dem Mann mit der anderen Faust gegen den Adamsapfel.
    Der im Kampf unerfahrene Mann ließ die Waffe fallen, als er nach hinten stürzte, und griff sich vergeblich an den Hals bei dem Versuch, dem Tod zu entrinnen. Sein Kehlkopf war zertrümmert, und er bekam keine Luft mehr. Simon richtete die Waffe auf ihn und machte seinem Leiden ein Ende.
    Ihm blieben nur noch Sekunden, bis der Sprengsatz unter dem Maschinenraum explodierte. Er rannte aus dem Raum, ließ den toten Mann auf dem Boden liegen, schob die Bolzen an der Tür zum Maschinenraum nach oben und stellte die Tür damit auf. Dann rannte er den Gang hinunter.
    Und die erste Bombe hing hoch.
    Die drei Explosionen erfolgten schnell hintereinander. Der stählerne Rumpf des Schiffes begann zu kreischen, als er entlang der Vernahtungen barst. Das Schiff ruckte und zuckte von den Detonationen, denen ein beängstigendes Dröhnen folgte, als das Wasser ins Schiff strömte. Die Gottes Flüstern schwankte wie ein Betrunkener auf einem Schwebebalken, als das Meerwasser in die untersten Etagen flutete.
    Kadrim konnte sich nicht mehr halten und fiel nach hinten.
    Julians Augen weiteten sich, als er begriff, was Michael von Anfang an geplant hatte, und als ihm bewusst wurde, dass alles zerstört werden würde. Julian wurde gegen die Wand geschleudert und fiel auf die Knie. Die goldene Schatulle glitt ihm aus den Händen und rutschte über den Boden.
    Das Schiff neigte sich hart nach rechts. Glas, Bilder – alles, was nicht festgezurrt, verschraubt oder angenagelt war, zerbrach und zersplitterte, als es von den Halterungen gerissen wurde.
    Michael rannte zu seinem Vater, blieb aber abrupt stehen, als Kadrim sich aufrappelte, Stephen bei der Kehle packte und ihm die Magnum in die Lende drückte. Vorsichtig schritt Michael
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