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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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müssen, Milan, den er einige Zeit lang fälschlicherweise für den Täter gehalten hatte.
    »Ich werde von nun an jeden Tag nach Ihnen schauen, Josephin. Ich komme so lange zu Ihnen, bis ein kleiner Funke Hoffnung in Ihnen ist, und darüber hinaus, bis Sie sich vorstellen können, dass es sich doch noch lohnt, auf dieser Welt zu sein.«
    »Nennen Sie mir einen Grund, einen einzigen.«
    Das Lächeln eines geliebten Menschen, dachte er. Aber in ihrer jetzigen Situation war das wohl nicht die passende Antwort.
    Emily und Jana erschienen vor seinem inneren Auge.
    Doch Jana hatte seit einer Woche nicht auf seine Anrufe reagiert.
    »Es gibt Hoffnung«, murmelte er. »Bitte glauben Sie mir.«
    Dann fragte er, ob sie mit ihm einen kleinen Spaziergang unternehmen wollte, und sie willigte ein. Sie sagten der Stationsschwester Bescheid und fuhren mit dem Aufzug hinunter. Nachdem sie bis zum Planufer gelaufen waren, kehrten sie um und setzten sich am Kanal auf die Wiese. Sie sahen schweigend den Schwänen zu, die auf dem Wasser ihre Kreise zogen.
    Auf den Restaurantbooten war lärmender Betrieb.
    Er dachte daran, dass es Josephin schmerzen müsste zu sehen, wie das Leben rings um sie herum einfach weiterging, als sei nichts geschehen.
    Vor ihrer Zimmertür umarmte er sie zum Abschied, und sie fragte: »Also kommen Sie morgen wieder?«
    Er atmete auf. Vielleicht konnte er ihr ja doch noch helfen.
    »Ja, natürlich, morgen um dieselbe Zeit, wäre Ihnen das recht?«
    Sie nickte, und ihre Mundwinkel zuckten.
    Es war kein Lächeln, aber vielleicht eine leise Ahnung davon, zumindest hoffte er das.
     
    Er nahm das Fahrrad mit in die S-Bahn. Am Bahnhof Lankwitz stieg er aus, trug es die Treppen hinunter, schwang sich auf den Sattel und trat in die Pedale.
    Bevor er in die Klinik gefahren war, hatte er das Polaroid eingesteckt, ohne länger darüber nachzudenken. Nun gab es keine Ausflüchte mehr.
    »Stellen Sie sich Ihren Ängsten, suchen Sie das Gespräch.«
    Janas Stimme meldete sich wieder einmal in seinem Innern, er radelte schneller, der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er passierte eine Seitenstraße, die in die Siedlung seiner Kindheit führte, und die Erinnerung traf ihn wie ein Schlag. An dieser Straßenecke hatte er einmal als kleiner Junge seine Mutter stehen gesehen, erschöpft und bleich, die prall gefüllten Einkaufstüten vor sich am Boden, in einem Moment, da sie innehielt, um zu verschnaufen, so fremd und traurig war sie ihm erschienen. Er wusste noch, wie sehr er darüber erschrocken war, weil er sie beinahe nicht erkannt hätte, seine eigene Mutter, bis er nach ihr rief, worauf sie den Kopf hob und sich ihr Gesicht aufhellte. Und endlich war sie ihm wieder vertraut gewesen.
    Er fuhr weiter, den Blick auf das Kopfsteinpflaster geheftet, hier ganz in der Nähe hatte er in einem der Rinnsteine den Plastikball, das Geschenk von Susanna Halm, zertreten.
    Trojan kam sich schwach und hilflos vor. Er wäre wieder Kind, wenn er vor seinen Vater treten würde.
    Blieb man nicht selbst als Erwachsener vor den eigenen Eltern immer Kind?
    »Aber Sie sind doch stark. Sie haben in Ihrem Beruf viel erreicht.«
    Janas Stimme begleitete ihn, richtete ihn innerlich ein wenig auf.
    Schließlich hielt er vor dem Haus in der Frobenstraße Nummer 19, eines aus der Reihe der grauverputzten Nachkriegsbauten, die sich kaum voneinander unterschieden.
    Hier fristete sein Vater sein Rentnerdasein. Trojan kannte seine Tagesabläufe genau: Morgens die Boulevardzeitung am Kiosk holen, die er auf dem Sofa sitzend von vorne bis hinten durchlas, dann zum Supermarkt an der Ecke einkaufen gehen, Mittagessen kochen, wobei er sich zumeist mit Eintöpfen begnügte, danach ein kurzes Schläfchen, nachmittags den Fernseher einschalten, der bis zum späten Abend lief. Nach dem vierten Bier zu Bett. Ein immer wiederkehrender Ablauf, der lediglich mittwochs unterbrochen wurde, wenn er Frau Korn traf, eine Freundin, die einige Straßen weiter wohnte, etwas rein Platonisches, wie er behauptete, sie würden sich nur unterhalten. Trojan hatte sich oft gefragt, ob die beiden nicht eher eine Liebesgeschichte verband, auch wenn es ihm nicht leichtfiel, sich das bei einem über Siebzigjährigen vorzustellen.
    Sein Vater hatte ihm Frau Korn noch nie vorgestellt, er kannte nicht einmal ihren Vornamen. Sprach er ihn darauf an, reagierte der Vater mürrisch und ausweichend, als schämte er sich für seine Bekanntschaft.
    Trojan wusste einfach zu wenig über ihn. Ihr
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