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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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bekam das Eisen zu fassen und rang nach Luft. Endlich hatte er wieder festen Halt, seine Füße standen sicher auf einer Kreuzstrebe.
    Für einen Moment musste er verschnaufen. Sein Blick glitt über die Wipfel des Plänterwalds hin zum Ufer der Spree. Der Morgen dämmerte heran.
    Alles sah so friedlich aus.
    Doch die Angst schüttelte ihn. Es half nichts, er musste weiter. Er hatte ein Versprechen gegeben.
    Von Strebe zu Strebe arbeitete er sich vor.
    Obwohl seine Muskeln schmerzten und ihm das Atmen immer schwerer fiel, traute er sich nicht mehr innezuhalten. Er mobilisierte seine letzten Kräfte, versuchte, die schwindelerregende Höhe auszublenden und nicht an den schwierigsten Teil seines Vorhabens zu denken.
    Den Moment, da er sich von der letzten Querstange zur Gondel hinauf hangeln musste.
    Den Moment, da seine Füße keinen Halt mehr haben würden.
    Er hörte Feil fluchen, es waren vielleicht noch zehn Meter bis zu der Gondel, in der er sich mit Josephin befand.
    Wieder sagte Stefanie etwas durch das Megaphon. Er verstand ihre Worte nicht, zu heftig dröhnte das Blut in seinen Ohren.
    Schließlich hatte er die letzte Strebe erreicht.
    Nun war Feils Stimme ganz nah. In der Kabine über ihm murmelte er vor sich hin, in einem fort, getrieben von seinem Wahn. Was aber war mit Josephin?
    Trojan kniff die Augen zusammen, die Eisenstange mit beiden Händen fest umgreifend.
    Er wusste, dass er nur eine einzige Chance hatte.
    Er öffnete die Augen, streckte vorsichtig den rechten Arm aus. Seine Hand ertastete den Boden der Gondel. Seine Finger suchten Halt.
    Jetzt musste alles sehr schnell gehen.
    Er zählte innerlich bis zehn, dann stieß er sich ab und griff gleichzeitig mit der anderen Hand nach dem Gondelboden.
    Nun hing er frei in der Luft.
    Unter größter Anstrengung zog er sich hoch, während er gleichzeitig mit den Beinen Schwung holte.
    Ich schaffe es nicht, dachte er.
    Es dauerte zu lange.
    Feil würde ihn bemerken.
    Seine Beine zappelten hilflos in der Luft herum, die Gondel schwankte entsetzlich.
    Noch einmal holte er Schwung.
    Plötzlich war sein rechtes Knie auf dem Kabinenboden.
    Mit letzter Kraft stemmte er sich hoch, rollte sich ins Innere hinein, griff gleichzeitig zum Holster und zückte die Waffe.
    Feil schrie erzürnt auf. Trojan umfasste seine Sig Sauer mit beiden Händen und brüllte, er würde schießen. Kaum war er auf den Beinen, krachte Feils Faust in sein Gesicht. Weitere Schläge trommelten auf ihn ein, ein Schuss löste sich. Dann machte Feil eine plötzliche Bewegung nach vorn und schlug ihm die Waffe aus der Hand.
    Sie flog im hohen Bogen aus der Gondel, hinab in die Tiefe.
    Trojan stolperte, holte zum Schlag aus, den Feil abfangen konnte.
    Josephin klammerte sich an der Sitzbank fest. Ihr Gesicht war kreidebleich. Entsetzt schaute sie zu, wie Trojan an das Ende der Kabine gestoßen wurde.
    Und dann war sein Fuß über den Rand hinaus.
    Er strauchelte, im letzten Moment bekam er die rettende Eisenstrebe zu fassen, stieß sich ab und holte erneut zum Schlag aus. Er traf Feil am Kinn. Sein Kopf stieß gegen das Eisen. Kurzzeitig war er bewegungsunfähig. Schon kniete Trojan auf ihm.
    »Lassen Sie mich, Kommissar. Springen. Ich will mit ihr fliegen. Nur Josephin und ich.«
    Seine Lider flackerten. Die rechte Schulter war blutüberströmt. Dort schien ihn Landsbergs Kugel gestreift zu haben.
    Die Handschellen klickten.
    Er verstummte.
    Nachdem er ihn an die Gondel gekettet hatte, wich Trojan zurück, kauerte sich am Kabinenboden zusammen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Herr Trojan«, sagte eine leise Stimme zu ihm.
    Es brauchte einige Zeit, bis er das Zittern in seinem Körper halbwegs unter Kontrolle hatte.
    Dann sah er zu Josephin auf.
    »Herr Trojan«, sagte sie wieder.
    Er setzte sich zu ihr auf die Bank und nahm sie in die Arme, drückte sie fest an sich.
    Er streichelte ihren Kopf und sprach beruhigend auf sie ein.
    Aus der Tiefe schrie Landsberg zu ihnen hinauf.
    Trojan antwortete nicht.
    Josephin weinte still in sich hinein.
    Endlich hatten die Leute unten die marode Technik wieder flottgemacht. Es krachte in der Mechanik, rumpelte. Das Rad bewegte sich.
    Langsam sanken sie tiefer.

EPILOG
    T rojan schloss sein Fahrrad vorm Urbankrankenhaus ab und holte tief Luft.
    Er rieb sich den Nacken und blickte zum strahlend blauen Himmel hinauf. Der August zeigte sich nach wie vor von seiner schönsten Seite, heute sollten es über dreißig Grad werden.
    Badewetter, aber nicht für
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