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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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wir könnten es schaffen, und wenn die Mission vorbei wäre, hätten wir etwas ganz für uns – eine Geschichte, die uns zusammenschweißen würde. Ich sehe, wie ihr euch verändert.« Sie wandte sich an Zach. »Demnächst bist du auch einer von diesen Typen, die mit ihren Sportfreunden rumhängen und mit Cheerleadern ausgehen. Dann vergisst du, dass du dir Dinge ausgedacht hast, und wie schön das war. Und du … « Sie drehte sich blitzschnell zu Alice um. »Du denkst dann nur noch an Jungen und das Vorsprechen für Theaterstücke und was du alles auswendig lernen musst. Es ist, als würdet ihr einfach alles vergessen. Ihr vergesst, wer ihr seid. Ich dachte, die Mission würde es euch noch mal vor Augen führen. Und es tut mir leid, dass das blöd war. Ich war blöd.«
    »Das ist ungerecht«, sagte Alice.
    »Von wegen. Ich habe nichts vergessen «, sagte Zach. Poppy hörte sich auf eine verdrehte Art fast an wie sein Vater. Sie beide taten so, als wäre es unvermeidlich, alles zu vergessen, als würde es einfach passieren, ob er wollte oder nicht. Er wollte nichts vergessen und er wollte, dass alle aufhörten, so zu reden, als ob.
    Alice verdrehte die Augen. »Wir sind keine Zombies, nur weil wir andere Dinge mögen als du.«
    »Ja, du hast recht«, sagte Poppy und redete immer schneller und lauter, als würde sie befürchten, nicht so lange sprechen zu dürfen, bis alles raus war. »Es ist ungerecht. Wir hatten eine Geschichte und unsere Geschichte war wichtig. Und ich hasse es, dass ihr beide einfach weggehen und einen Teil meiner Geschichte mitnehmen könnt. Und dabei interessiert es euch nicht einmal. Ich hasse es, dass ihr tun könnt, was ihr wollt, und ich das nicht kann. Ich hasse es, ausgeschlossen zu werden. Ich hasse es, dass alle sagen, so wäre es, wenn man erwachsen wird, dabei fühlt es sich an, als würde man sterben . Es fühlt sich an, als wärt ihr beide besessen und ich wäre als Nächste dran.«
    Zach und Alice schwiegen lange.
    Bevor sie etwas sagen konnten, ging die Tür auf und Miss Katherine kam herein. Ihre Brille hing an einer Kette, die sie um den Hals trug, und sie wirkte irgendwie nervös. »Also«, sagte sie. »Ich soll euch von der Direktorin ausrichten, dass wir anstelle eurer Eltern auch das Jugendamt anrufen können, falls ihr zu Hause Probleme habt.«
    Die Kinder schwiegen.
    »Ich nehme an, das heißt, wir machen weiter wie geplant.« Als sie nickte, wie um sich selbst zuzustimmen, tanzten ihre pinkfarbenen Locken. »So – wer möchte denn zuerst zu Hause anrufen?«
    Alice stand auf und schob den Stuhl zurück. »Ich fange an. Meine Großmutter macht sich wahrscheinlich schon Sorgen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Poppy. »Ich kann auch als Erste anrufen, wenn du möchtest.«
    Alice warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Nein, das geht schon. Versuch bloß nicht, nett zu sein.«
    Als sie mit der Bibliothekarin gegangen war, trank Zach seinen Tee und aß fünf Fruchtriegel, obwohl sie nach nichts schmeckten. Er kaute und schluckte automatisch.
    »Bist du sauer auf mich?«, fragte Poppy.
    »Nein«, antwortete Zach. Dann, nach kurzem Nachdenken: »Vielleicht doch.«
    »Was glaubst du, wie viel Ärger bekommt sie?«, fragte Poppy.
    »So richtig«, sagte er und legte den Kopf auf die Arme.
    Sie sackte am Tisch zusammen und bettete ihren Kopf mit der gleichen Geste. Sie waren schon so lange Freunde, dachte er, dass sie die gleichen Angewohnheiten hatten. Er dachte daran, wie sie sich vor Jahren kennengelernt hatten.
    Er dachte daran, was Poppy über das Erwachsenwerden und Auseinandergehen gesagt hatte.
    Und daran, wie schlimm es wäre, wenn Alice so fürchterlichen Ärger bekommen würde, dass sie sie nie wiedersähen.
    Und wie traurig es wäre, wenn Alice und Poppy sich nie wieder vertragen würden.
    Zach dachte darüber nach, was seine Eltern sagen würden, wenn er sie gleich anriefe, und was er möglicherweise antworten könnte.
    Er dachte über die Geschichten nach, über die zahllosen Geschichten. Die, die sie sich ausgedacht hatten, und die, die sie nie erlebt hatten.
    Er grübelte immer noch, als die Tür aufging und Alice zurückkam. Sie trug Schuhe und zog ein finsteres Gesicht.
    »Okay, Poppy«, sagte Miss Katherine. »Du bist dran.«
    Poppy stand auf und ging. Sie sah sich nur einmal kurz um.
    »Wie war es?«, fragte Zach nach einer Minute. Alice hatte an dem Schalter des Wasserkochers herumgespielt und ihn geistesabwesend an- und ausgeknipst.
    »Oh«, sagte sie.
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