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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten
Autoren: Dan Morgan
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Sessel war vor das Feuer gerückt, und darin saß jemand mit langen dunklen Haaren und einem komischen weißen Kleid. Ich gratulierte mir schon, weil ich mit Frauen leichter fertig wurde, als sich die Gestalt zu mir umdrehte und ich sah, daß es doch ein er war, mit dunkelbraunem Gesicht und einem Bart.
    Ich überlegte noch, was ich tun sollte, da kam er auch schon auf das Fenster zu. Er war nicht sehr groß, fast so winzig wie ich, und aus dem Gewand und der Hautfarbe schloß ich, daß er Ausländer war, Inder oder so etwas. Nun trennte uns nur noch die Glasscheibe. Ich konnte sehen, daß er den Riegel öffnete. Dabei lächelte er mir zu.
    Im nächsten Augenblick schwang die Tür nach innen, und er sagte mit netter, sanfter Stimme: »Komm herein, Katie!«
    Ich tat es, und er schloß die Verandatür wieder. Da stand ich nun mitten auf dem dicken Teppich, tropfnaß und elend. Ich kam mir vor wie eine Ratte, die jemand aus dem Kanal gefischt hatte.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?« Meine Zähne klapperten wie Kastagnetten. Er sah mich an, und ich hatte noch nie im Leben so ein warmes Braun erblickt.
    »Ist das so wichtig?« Lächelnd nahm er mich am Arm und führte mich zum Kamin. »Zieh deine nassen Kleider aus, sonst erkältest du dich noch.« Damit verließ er das Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Die Kleider ausziehen! Ich meine, er sah zwar nett und freundlich aus, aber er war ein Mann, und ich hatte keine Lust, in dieser Nacht ein zweites Mal meine Unschuld zu verteidigen. Ich trat an den Kamin und genoß die Wärme, die mir entgegenströmte. Wahrscheinlich war er hinausgegangen, um die Polizei anzurufen, aber das kümmerte mich nicht, solange ich am Feuer stehen konnte. Meine Kleider begannen allmählich zu dampfen. Dann hörte ich, wie sich die Tür hinter mir wieder öffnete.
    »Was – immer noch nicht ausgezogen?« sagte eine Frauenstimme. Als ich mich umdrehte, sah ich eine Dame in mittleren Jahren, die noch recht ordentlich konserviert war. Sie trug ein großes rosa Badetuch und einen gesteppten roten Morgenmantel über dem Arm. »Nun aber rasch!« fuhr sie freundlich, aber energisch fort. »Oder schämst du dich etwa?«
    »Passen Sie auf, Missis …« begann ich.
    »Henrietta Van Eps«, warf sie ein. »Und du bist Katie Mackinnon, ich weiß. Alles andere können wir besprechen, wenn du dich abgetrocknet hast und nicht mehr frierst.«
    »Aber wohin ist er gegangen?«
    »Der Guru? Mach dir seinetwegen keine Sorgen! Ich habe ihn in die Küche geschickt, damit er dir eine Tasse Tee holt. Und jetzt zieh dich aus!«
    Also streifte ich das nasse Zeug ab, und sie bearbeitete mich mit dem Handtuch, bis meine Haut krebsrot und ganz heiß war.
    »So ist es besser, nicht wahr?« Sie trat ein Stück zurück und lächelte mich an. Dann reichte sie mir den Morgenmantel. »Schlüpf da hinein und setz dich! Der Guru wird jeden Moment mit dem heißen Tee zurückkommen.«
    »Ich höre immer Guru«, meinte ich, als ich mich in einen der Sessel vor dem Kamin kuschelte.
    »Das bedeutet Lehrer oder geistiger Führer«, erklärte sie und nahm mir gegenüber Platz.
    »So eine Art Pastor also?«
    »Ja – in gewisser Hinsicht jedenfalls«, sagte sie. »Sein richtiger Name lautet Tahagatha Ananda.«
    »Woher kannte er eigentlich meinen Namen?« erkundigte ich mich.
    »Er wußte, daß du heute nacht hierherkommen würdest.«
    »Aber das ist doch Humbug. Ich hatte selbst keine Ahnung, daß ich hier landen würde.«
    Sie lachte leise. »Er wußte es jedenfalls – wie, das kann ich dir auch nicht erklären. Aber vielleicht wird er es dir eines Tages begreiflich machen.«
    »Was meinen Sie mit eines Tages? Ich bleibe nicht hier …«
    »Es könnte sein, daß du deine Meinung noch änderst, Katie«, sagte sie ruhig.
    Ich sah sie an und versuchte herauszubringen, was sie meinte, und irgendwie erinnerte sie mich plötzlich an Mam, obwohl sie überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihr hatte. In meiner Kehle saß ein dicker Kloß. Sie lächelte, und mit einem Mal warf ich mich in ihre Arme und schluchzte wie ein kleines Kind.
     
PETER MORAY – 1
     
    Der Mann in der Zelle sah aus wie ein Fünfzigjähriger, obwohl ich aus den Akten wußte, daß er in Wirklichkeit achtunddreißig war. Er hatte die grauen Decken zurückgeschlagen und saß mit hängenden Schultern auf der Bettkante. Seine Miene drückte dumpfe Verzweiflung aus.
    Nur seine Augen, die wie graue tropische Fische hinter den dicken, goldgeränderten Brillengläsern schwammen,
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