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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten
Autoren: Dan Morgan
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fragwürdige Rolle. Sie hat keinen einzigen Schuldbeweis gegen ihn.«
    Cort sah sich gezwungen, meine Anwesenheit wieder zur Kenntnis zu nehmen. »Wir wissen mit hundertprozentiger Sicherheit, daß nur Greenall die fraglichen Informationen besaß.«
    Ich dachte an den armseligen, häßlichen kleinen Mann, der allein in seiner grauen Zelle saß. Greenall war Junggeselle. Er hatte den größten Teil seines Lebens am Schürzenzipfel einer herrischen Mutter verbracht; ein brillanter Elektroniker, aber vollkommen hilflos, wenn es galt, Probleme des Alltags zu lösen. Sein ungünstiges Aussehen, seine Unfähigkeit, Freundschaften zu schließen, hatte er dadurch ausgeglichen, daß er sich mit Leib und Seele der Arbeit widmete. Als dann seine Mutter starb, riß seine letzte Verbindung zur Außenwelt. Und nun war er durch die Machenschaften dieses kaltherzigen Bastards Cort in eine Kafka-Welt der Verhöre und Einzelhaft geschleudert worden.
    Cort sagte: »Es steht eindeutig fest, daß die Informationen weitergegeben wurden. Unsere Fragen lauten nun: Auf welche Weise und an wen? Ich möchte mich jetzt nicht in Einzelheiten verlieren, aber ich kann Ihnen sagen, daß sich Fälle dieser Art häufen.«
    »Tatsächlich?« fragte Havenlake.
    Cort nickte. »Im Laufe des vergangenen Jahres wurde mehrfach gegen die Geheimhaltungsvorschriften unserer Forschungsinstitute verstoßen.«
    »Weshalb konzentrieren Sie sich dann gerade auf Greenall?« fragte ich.
    »Weil wir zum ersten Mal eine ganz konkrete Spur haben«, entgegnete Cort. »In den früheren Fällen gelang es uns nie, die Zahl der Verdächtigen auf eine einzelne Person zu reduzieren.«
    In anderen Worten – für Cort war Greenall kein Mensch mehr, sondern ein Versuchstier, das die gleiche Würde besaß wie eine gefangene Ratte; ein Ding, das man sezieren konnte, wenn man dadurch das nötige Wissen erhielt. Corts Verhörbeamte hatten sicher bereits ganze Arbeit geleistet, mit Drohungen, Versprechungen, Drogen und ähnlichen Mitteln. Aber ihre Bemühungen hatten nicht zu dem erwünschten Ergebnis geführt, und nun waren wir an der Reihe – oder besser gesagt, ich.
    Der Unterschied zwischen mir und Corts brutalen Handlangern bestand darin, daß ich tatsächlich in Greenalls Bewußtsein eindringen konnte. Wie weit, das ließ sich im Moment noch nicht feststellen, aber mir war klar, daß Cort keine Rechtfertigung von meiner Seite gelten lassen würde. Meine offen gezeigte Verachtung gegenüber der Welt, die er repräsentierte, hatte seinen Haß geweckt, aber er würde ein Auge zudrücken, solange er sich einen Nutzen von mir erhoffte. Erfüllte ich seine Erwartungen nicht, so konnte es geschehen, daß ich selbst in eine Zelle wanderte.
    Und wenn ich tat, was er verlangte? Auch dann waren die Aussichten nicht gerade verlockend. Richard Havenlake hatte mich davon zu überzeugen versucht, daß Cort nur ausnahmsweise unsere Hilfe in Anspruch nahm – aber er glaubte ebensowenig daran wie ich. Wenn meine Psi-Kräfte sich in Greenalls Fall als erfolgreich erwiesen, dann kam Cort garantiert zu dem Schluß, daß es im Geheimdienst eine Menge Arbeit für mich gab.
    »Können wir feststellen, zu welchem Zeitpunkt Sie sein Inneres durchforschen?« fragte Cort.
    Ich unterdrückte mühsam ein Grinsen, weil ich genau wußte, was er in Wirklichkeit damit sagen wollte: »Kannst du meine Gedanken lesen, ohne daß ich es merke?«
    Tatsächlich hatte ich es nicht einmal versucht, aber das verriet ich ihm natürlich nicht. Er sollte ruhig ein wenig schmoren.
    »Das hängt davon ab, wie tief ich eindringe«, erklärte ich. »Bei der ersten Kontaktaufnahme werde ich lediglich seine subvokale Bewußtseinsschicht abtasten. Wenn er nicht gerade ein hochentwickelter Esper ist – was ich sehr bezweifle –, bemerkt er von dem Vorgang nichts.«
    »Subvokale Bewußtseinsschicht?« Cort sah Richard fragend an.
    »Eigentlich nichts anderes als die Oberflächengedanken«, erklärte Richard. »Sie befinden sich gleich unterhalb der Sprachstufe. Wir beabsichtigen, Greenall das erste Mal gemeinsam zu verhören. Dabei werde ich versuchen, das Gespräch so zu lenken, daß sich für ihn bestimmte Gedankenassoziationen ergeben.«
    Cort nickte. Die Hinterhältigkeit dieser Methode schien ihm zu gefallen. »Und wenn das zu keinem Erfolg führt?«
    »Dann werde ich versuchen, mich in die nächste Schicht vorzuarbeiten«, entgegnete ich.
    »Weshalb tun Sie das nicht gleich?«
    »Weil Greenall das Eindringen sofort
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