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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten
Autoren: Dan Morgan
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ich die beiden schließlich hinter den Fahrradschuppen führte und ihnen eine Technicolor-Vision der Heiligen Jungfrau zauberte. Das wirkte. Aber seitdem machten Freda und Betty einen großen Bogen um mich und warfen mir komische Blicke zu. Mir war es egal, denn ich konnte sie ohnehin nicht ausstehen.
    So lagen die Dinge also bis zu jenem Abend, als mich P. C. Johnson in die Enge trieb und ich auf die Idee kam, mich unsichtbar zu machen. Und nun saß ich in der lausigen Strafzelle, das Kinn auf die Knie gestützt, und konzentrierte mich auf Phase zwei meines Fluchtplans.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis ich endlich die energischen Schritte der Wärterin hörte. Beryl stellte mit einem Mal ihr Kreischen ein.
    Ich sprang von der Bettkante auf und war mit einem Satz in der Ecke neben der Tür. Ganz flach preßte ich mich an die Wand. Die Wärterin konnte mich durch das Guckloch nicht erkennen, weil ich im toten Winkel stand. Ich wagte kaum zu atmen. Die äußere Tür des Zellenblocks wurde geöffnet. Schritte kamen langsam näher und hielten vor Beryls Zelle. Kein Laut. Miß Wabbelbusen wußte genau, daß sie keine Chance hatte, wenn sie jetzt eine Szene machte. Sicher beabsichtigte sie, am nächsten Morgen der Direktorin die Unschuldige vorzuspielen.
    Und dann war die Aufseherin an meiner Zelle. Mir schlug das Herz bis zum Halse. Jetzt würde sie durch das Guckloch sehen. Ich preßte mich noch dichter an die Wand.
    Ein halblautes Schimpfen – Schlüsselgeklapper. Ich schwitzte wie eine Hure in der Kirche. Mühsam versuchte ich mich zu konzentrieren.
    »Na, Mackinnon – was hast du denn vor?« Die Tür ging auf, und die Wärterin betrat die Zelle. Sie war eine stämmige Frau mit kurzgeschnittenen Haaren und einem wettergegerbten Gesicht. Mit gespreizten Beinen stand sie da und sah sich in der Zelle um. Ihre Blicke fielen auf die Ecke neben der Tür.
    O Gott – mach, daß sie mich nicht sieht! dachte ich immer wieder. Ich weiß nicht, weshalb ich gerade auf ihn kam. Wenn er wirklich existierte, hatte er sicher wichtigere Dinge zu tun, als mir aus der Patsche zu helfen. Immerhin, der Trick schien zu funktionieren. Die Aufseherin wandte sich achselzuckend ab und ging zum Bett.
    »Willst du nicht endlich mit dem kindischen Theater aufhören?« fragte sie und beugte sich unter die Pritsche.
    Ich war so erleichtert, daß ich bei dem Anblick ihrer strammen Schenkel und der altmodischen Wollstrümpfe beinahe losgekichert hätte.
    »Kleines Luder!« Schnaufend richtete sie sich auf. »Wo zum Kuckuck …« Ihre Blicke schweiften erneut durch die Zelle. Dann ging sie zur Klosettschüssel und inspizierte sie, als vermutete sie mich darin.
    Ich fand, daß ich lange genug gewartet hatte. Vorsorglich hatte ich meine Baseball-Schuhe mit den Gummisohlen angezogen. Nun schlich ich auf Zehenspitzen in den Korridor, öffnete die Außentür und zwängte mich ins Freie.
    Ein paar Minuten später hatte ich den Zaun überklettert und wanderte in Richtung Straße. Es war eine mondhelle Nacht, und ein Hauch von Frost lag in der Luft. Aber ich fror nicht, obwohl ich nur Jeans und einen Pullover trug. Endlich war ich frei…
     
KATIE MACKINNON – 3
     
    Es dauerte nicht lange, bis ein Wagen neben mir anhielt. Ich schmiegte mich in die Ecke der warmen Fahrerkabine, beobachtete die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos und dachte an London, die Stadt der ungezählten Möglichkeiten. Es hatte wenig Sinn, nach Frisborough zurückzugehen. In einer Kleinstadt kann man nicht untertauchen. Außerdem war London schon immer mein Traum gewesen.
    Der Laster ruckte, und ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Fahrer zu. Er war ein schweigsamer, breitschultriger Mann, bekleidet mit einem rotkarierten Hemd und Jeans. Ich schätzte ihn auf Dreißig oder noch mehr, denn sein Haar wirkte bereits schütter. Vermutlich hatte er Frau und Kinder daheim – ein netter, anständiger Kerl, der sich um seine Familie kümmerte und nicht das Geld versoff wie mein Alter.
    Natürlich hatte ich ihm nicht die Wahrheit gesagt. Ich erfand etwas von einer verheirateten Schwester in London, die ich besuchen wollte. Oder hätte ich ihm erzählen sollen, daß ich aus dem Erziehungsheim ausgerissen war? Ehrlich, wie er aussah, hätte er mich vermutlich an der nächsten Polizeistation abgeliefert. Nein – was er nicht wußte, tat ihm nicht weh, und auf diese Weise waren alle zufrieden.
    Der Ganghebel knirschte. Wir wurden langsamer.
    »Was ist?« fragte ich.
    »Zeit für
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