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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten
Autoren: Dan Morgan
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ernsthafte Zweifel, ob ich die Sache ohne angeknackste Knochen durchstehen würde. Und das konnte meinen ganzen Plan zunichte machen.
    Und dann hörte ich wie von weit weg die keifenden Stimmen der Wärterinnen. Endlich!
    Ich legte mich zurück und schloß die Augen. Die Holzbretter erschienen mir so weich wie ein Rasenteppich. Etwa eine Stunde später saß ich auf der Kante einer harten Holzpritsche und grinste vor mich hin. In der Strafzelle neben mir tobte Beryl. Bis jetzt war die Sache mehr oder weniger so gelaufen, wie ich es geplant hatte. Ein kurzer Aufenthalt in der Krankenstation – ich stank noch jetzt nach dem Zeug, mit dem sie mich verarztet hatten – brachte die Gewißheit, daß ich außer ein paar Kratzern und blauen Flecken keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hatte.
    Nun war ich bereit für Phase zwei.
    Seit der Sache mit P. C. Johnson in dem Drogerielager hatte ich den Unsichtbarkeits-Trick geübt, aber bis jetzt konnte ich nur eine Person damit drankriegen. Auch hatte ich Schwierigkeiten, wenn sich bereits jemand im Zimmer befand und mich ansah. Doch sobald ich allein war und genug Zeit zur Vorbereitung hatte, schaffte ich es – und ich konnte mich sogar vom Fleck bewegen, ohne daß es jemand merkte.
    Wie ich schon sagte, es war der gleiche Trick wie bei der Fliegenden Untertasse, nur andersherum. Anstatt den Leuten bestimmte Dinge vorzugaukeln, zauberte ich etwas weg – nämlich mich.
    Vielleicht sollte ich das mit der Fliegenden Untertasse erklären. Ich spreche selten darüber, denn die Menschen sind im großen und ganzen ein mißtrauischer Haufen, und wenn man ihnen etwas Außergewöhnliches zu erklären versucht, halten sie einen für verrückt. Ossie wußte Bescheid, weil ich ihm und seiner kleinen Schwester Janey viel vorzauberte, als wir Kinder waren. Aber Ossie ist nicht der Typ, der Fragen stellt; ihm fällt es schon schwer, ganz normale Dinge zu begreifen. Und Janey … nun, sie war etwa zur gleichen Zeit krank wie ich, aber sie hatte nicht meine Zähigkeit, die Ärmste; sie kann also keine Fragen mehr stellen.
    Ich begann schon ganz früh damit, als winziges Gör. Meistens war ich nachts allein im Haus. Mam arbeitete in der Fischbraterei an der Ecke, und der Alte – na ja, er machte die Kneipen unsicher und versoff seine Arbeitslosenunterstützung. Ich glaube, daß er Mam nicht einmal dann Haushaltsgeld gab, wenn er arbeitete – manchmal räumte sie ihm die Taschen aus, wenn er stockbesoffen heimkam und nichts mehr wahrnahm. Eines Nachts, ich war ungefähr fünf, erwischte er sie dabei und prügelte sie halb tot.
    Mich prügelte er auch. »Lügenmaul!« brüllte er mich mit hochrotem Kopf an, wenn ich wieder einmal erzählte, daß ich ein weißes Kaninchen mit kariertem Frack oder Feen im Hinterhof gesehen hatte.
    »Laß das Kind in Ruhe, Tom, das ist doch nur ihre Phantasie«, sagte Mam meist.
    »Phantasie? Der gebe ich Phantasie!« erwiderte er dann und wurde noch wütender.
    Das waren die seltenen Fälle, in denen Mam es wagte, mit ihm zu streiten. »Rühr du das Kind noch einmal an, Tom Mackinnon, und ich hole jemand vom Jugendschutz!« sagte sie, und damit hielt sie ihn für gewöhnlich in Schach.
    Mit sechs oder sieben lernte ich, daß es besser war, in seiner Gegenwart den Mund zu halten, und von da an gab es keinen Streit mehr meinetwegen.
    Um diese Zeit zog Ossies Familie neben uns ein. Er war fast zwei Jahre älter als ich, ein ungeschlachter Kerl mit Augen wie schmutzige Fenster und einem Mund, der ständig offenstand. Selbstverständlich begannen ihn die anderen Kinder sofort zu hänseln. Sie nannten ihn »Doofi« und versuchten ihn noch armseliger hinzustellen, als er ohnehin war. Ich muß zugeben, daß ich anfangs mitmachte, aber sein vorwurfsvoller Blick brachte mich schließlich zur Vernunft. Es war, als würde man nach einem Hund treten, der immer wieder vertrauensselig zurückkam.
    Ja, das mit dem Hund ist ein guter Vergleich. Als ich nämlich aufhörte, Ossie zu verspotten, schien er das als ein Zeichen der Zuneigung auszulegen. Er folgte mir auf Schritt und Tritt wie ein Schatten.
    Ich tat erst einmal gar nichts, aber da wurde er immer aufdringlicher, und das paßte mir gar nicht. Ich wußte, daß die Kinder mich aufziehen würden, sobald sie merkten, daß er mir nachstieg. So ging es weiter, bis zu dem Tag, als ich Streit mit meinem Alten bekam. Ich verdrückte mich gerade noch durch die Küchentür, bevor er mir eine klebte, und ich hatte einen
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