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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Krystyna Kuhn
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Benjamin.«
    Abrupt wandte er sich ihr zu. »Du glaubst, ich ticke nicht ganz richtig, was?«
    »Sag du es mir.«
    »Warum ist er auf keinem meiner Filme zu sehen?«, brüllte er.
    Ihr Herz hämmerte, sie spürte jeden einzelnen Schlag. Einfach cool bleiben, sagte sie sich. Sie zögerte kurz und stieß dann aus: »Warum ist das so wichtig?«
    »Verarsch mich nicht.« Ben kniff wütend die Augen zusammen. »Tu nicht so, als ob du nicht wüsstest, wovon ich spreche. Er ist plötzlich aufgetaucht, mit uns auf den Berg gestiegen und wieder verschwunden – wie ein Geist. Wie ein Geist«, wiederholte er.
    Katie starrte über Benjamins Schulter Richtung Campus, der sich allmählich leerte. Von der Treppe winkte ihr Alex Claus zu, ein Student aus ihrem Französisch-Schwerpunkt. Ganz gegen ihre Gewohnheit winkte sie zurück und wollte schon zu ihm hinüberlaufen, aber Benjamin hielt sie am Arm zurück. Katie stolperte und fing sich in letzter Sekunde. »Mann, Benjamin, sieh zu, dass du von diesem Trip herunterkommst«, fauchte sie. Sie versuchte, den Kopf zu drehen, um zu sehen, ob Julia und Chris von ihrem Spaziergang zurückkehrten, doch Ben versperrte ihr den Blick, indem er sich vor sie stellte. Der Griff um ihren Arm wurde noch stärker.
    »Lass mich los!«
    »Paul Forster ist hier irgendwo, stimmt’s?«
    »Paul Forster ist seit über dreißig Jahren tot.«
    »Du weißt, wen ich meine.«
    Katie spürte, wie sie zitterte. Wie kam er ausgerechnet jetzt auf den Duke? Wochenlang hatten sie nicht mehr darüber gesprochen und niemand hatte den Namen erwähnt.
    Es war Katie gewesen, die im letzten Sommer die Tour auf den Ghost, den höchsten Berg im Tal, initiiert hatte. Und kurz vor ihrem Aufbruch war dieser Junge mit dem kurz gestutzten Bart, den rötlichen Haaren und der Narbe auf der Wange aufgetaucht. Er besaß eine der seltenen Karten vom Tal und hatte sich als Paul Forster vorgestellt.
    Nicht sein wahrer Name, wie sich herausstellen sollte.
    Am Ende war er einfach verschwunden. Und den echten Paul, einer der Studenten, die in den Siebzigern auf dem Berg verschollen waren, hatte Katie in einer Gletscherhöhle gefunden. Für fast vierzig Jahre war die Höhle sein eisiges Grab gewesen.
    »Der Duke war ein Lügner, hat einen falschen Namen angegeben, warum auch immer«, sagte Katie. »Es ist mir völlig gleichgültig.«
    »Du lügst, Katie.«
    Sie sah plötzlich, dass er am ganzen Körper zitterte. »Mensch, Benjamin, leg dich ins Bett und schlaf dich richtig aus, sonst landest du da, wo Debbie ist: in der Psychiatrie.«
    Er zerquetschte fast ihren Arm. »Du bist eiskalt, stimmt’s Katie? So kalt und hart wie das Eis auf dem Gletscher.«
    Normalerweise machte ihn das Zeug, das er nahm, gut gelaunt, manchmal auch hyperaktiv, aber noch nie hatte Katie ihn so aggressiv erlebt. Die Worte, die er sagte, klangen wirklich so, als wäre er auf einem Trip, der ihn in eine andere Welt führte. Er schien völlig losgelöst von der Realität und hätte er nicht ständig ihren Namen wiederholt, hätte sie gedacht, dass er sie gar nicht erkannte. Und wieder streifte sein fürchterlicher Mundgeruch sie, als er nun sagte: »Ich habe gesehen, was zwischen euch gelaufen ist.«
    »Was denn?«
    Benjamin ließ sie für einen Moment los. »Schwingungen«, murmelte er. »Echte Schwingungen. Er fand dich toll, hätte dir am liebsten die Kleider vom Leib gerissen. Die ganze Zeit, vom ersten Moment an. Der Duke war nur deinetwegen dabei. Wir anderen haben ihn einen Scheiß interessiert. Und du interessierst dich doch auch nicht für uns, oder? Also, warum bist du hier im Tal? Wer hat dich geschickt?«
    »Geschickt?« Katie spürte die Wut kommen. Sie stürmte los, aber im selben Moment war Benjamin über ihr. Er, der nicht größer oder schwerer war als sie, entwickelte plötzlich unglaubliche Kraft. »In wessen Auftrag bist du hier?«, brüllte er.
    »Was redest du da?«
    »Du hast die Aufnahmen von ihm gelöscht, stimmt’s? Hast dir meine Kamera genommen und die Bilder überspielt.«
    »Ich habe doch keine Ahnung, wie das Ding überhaupt funktioniert.«
    Benjamin kniff die Augen zusammen: »Oder ging es um etwas anderes? Wolltet ihr, dass ich dort oben krepiere?« Eine Art Grinsen lag nun auf seinem Gesicht. »Vermutlich dachtet ihr, ich würde das sowieso nicht durchhalten. Dass ich schlappmachen würde. Hast du meinen Tod in Kauf genommen, Katie?«
    »Kein Mensch hat dich gezwungen, mit dort hochzugehen.«
    Sein Griff war mittlerweile wieder
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