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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Krystyna Kuhn
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sein werden?
    Bergschuhe, Steigeisen, Gletscherbrille (ganz wichtig!) und Eispickel oder Eisaxt.

Kapitel 2
    »Paul Forster? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte Katie und die Kälte in ihrer Stimme musste sie nicht spielen.
    Benjamin ließ ihre Schulter los, umrundete die Bank und stand nun direkt vor ihr.
    Was war nur mit ihm los?
    »Du siehst grauenhaft aus«, sagte sie. »Wann hast du dich zum letzten Mal gekämmt? Und was ist mit deinen Kleidern passiert? Hast du dich im Dreck gewälzt?«
    Für einen Moment starrte Benjamin an sich herunter, seine Hände wischten über den dünnen Pullover, den eine dicke rote Staubschicht bedeckte. Zur Abwechslung trug er einmal nicht seine blaue Lieblingsjacke.
    »Ehrlich, Ben, du brauchst dringend eine Dusche.«
    Er murmelte etwas vor sich hin, das sie nicht verstand, dann wandte er das Gesicht der Sonne zu und blinzelte heftig. »Schaff mir die Sonne aus den Augen!«
    Oh Mann, seine Pupillen waren riesig. Und glänzten – blank geschliffene schwarze Marmorkugeln in den tief liegenden Augenhöhlen.
    »Alter, was hast du denn genommen?«
    »Es ist so hell«, murmelte er, legte den Ellbogen übers Gesicht und stieß seltsame Laute aus. Es klang wie das Heulen von einem Nachtvogel. »Mach sie aus, Katie.«
    »Was?«
    »Die Lichter! Es ist einfach zu hell, verstehst du?« Hatte er zunächst geflüstert, schrie er nun.
    Katie erhob sich und wollte sich an ihm vorbeischieben, doch er reagierte sofort und versperrte ihr den Weg.
    »Lass mich in Ruhe, Ben.«
    »In Ruhe? Und dann? Dann erstarre ich langsam zu Tode.« Er stand nun direkt vor ihr und Katie stockte der Atem, so sehr stank er aus dem Mund.
    »Rote Wolken, schau.« Er breitete die Arme aus und wankte auf das Seeufer zu. Wie er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, schien es, als balanciere er auf einem Hochseil. »Er hat mich gerufen«, sagte er verträumt.
    Katie fluchte einmal durch die Zähne. Was immer Ben genommen oder geraucht hatte, in diesem Zustand konnte sie ihn unmöglich allein lassen.
    »Wovon redest du?« Sie ging hinter ihm her und packte ihn am Arm.
    »Paul Forster«, schrie er. »Er hat mich gerufen, kapierst du das nicht? Ich bin auserwählt.«
    Scheiße. Benjamin war total neben der Spur. Einfach auf einem anderen Planeten. Katie hatte noch nie kapiert, warum manche Leute sich so zudröhnen mussten, dass sie jeglichen Sinn für Realitäten verloren. Gut, auch sie verstand das Prinzip des Rausches, wusste um den Kick, aber das hier war etwas anderes.
    »Jetzt krieg dich mal wieder ein, Ben.« Sie zog ihn vom Ufer weg. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er sie tatsächlich zu verstehen und folgte ihr willenlos. Aber auf seinem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck. Er lachte zwar, doch es klang boshaft.
    »Du solltest zur Krankenstation gehen.« Katie sprach langsam und überdeutlich. »Mrs Briggs wird dir etwas geben, damit du dich beruhigst. Du brauchst wirklich Hilfe.«
    Er wandte den Kopf und starrte sie mit einem verschlagenen Blick an. »Mit wem hast du eben telefoniert, Katie? Mit wem? Mit wem? Was? Sag es mir! Komm, Katie!«
    Sein Arm schnellte nach vorne. Er wollte ihr das Handy entreißen, das sie immer noch in der Hand hielt, doch Katie ließ es rasch in die Hosentasche gleiten.
    Ein Knurren stieg aus seiner Kehle auf, das fast nicht mehr menschlich klang. Katie zuckte zurück. So hatte sie Benjamin noch nie erlebt. Er war so aufgewühlt und gleichzeitig schien ihn eine Kälte einzuhüllen, die ihn vergessen ließ, wer sie war. Nein, dachte sie für den Bruchteil einer Sekunde, er trägt einfach keine Maske mehr. Er hat sie fallen gelassen.
    »Du hast mit dem Duke telefoniert, stimmt’s? Unserem falschen Freund, der auf dem Ghost mit dabei war – du hast ihn gefunden!«
    »Ich?«
    »Ja, an dem Wochenende im November, als der große Sturm kam und uns andere hier oben eingesperrt hat.«
    »Ich muss jetzt ins Seminar, Ben. Und du auch.« Sie versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben, aber er packte sie an der Jacke und hielt sie fest.
    »Wo warst du an dem Wochenende über den Remembrance Day, Katie?« Plötzlich war sein Blick wieder klar.
    »Unterwegs.«
    »Debbie meinte, du wärst auf der Suche nach dem Duke gewesen.« Er lachte irre. »Dem Duke des Grace Valley, der mit uns den Ghost bestiegen hat und doch auf keinem einzigen meiner Filme zu sehen ist. Als ob er nie existiert hätte! Aber vielleicht existiert ja das alles hier nicht.«
    »Jetzt dreh nicht durch,
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