Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzessin auf der Erbse

Die Prinzessin auf der Erbse

Titel: Die Prinzessin auf der Erbse
Autoren: Nina Jansen
Vom Netzwerk:
brauchst, dann schicke ich jemanden, der Emma holt. Sie ist bei den Stallungen und hilft, die Pferde der Gäste zu versorgen.“
    „Danke, ich werde allein zurechtkommen.“
    Wieder allein, öffnete Riana das Schmuckbündel und ließ die edlen Geschmeide durch ihre Finger gleiten. Sie würde sich in diesem Kleid und mit diesem Schmuck wieder wie eine Prinzessin fühlen. Eine heimliche Prinzessin. Oder eine, die schon beim Betreten des Saals erkannt und somit als Lügnerin entlarvt wurde. Was sollte sie nur tun?
    Sie ließ sich Zeit mit den Vorbereitungen, aß mit wenig Appetit einen Teller Suppe, den Katharina ihr brachte, und wartete mit sinkendem Mut auf den Abend.
    Emma kam hereingehuscht, verschwitzt von der anstrengenden Arbeit. „Deine Eltern sind soeben angekommen. In einer Kutsche. Als ich sie aussteigen sah, habe ich mich schleunigst versteckt. Du darfst auf keinen Fall das Gemach verlassen.“ Dann erst schien sie zu bemerken, wie fein Riana sich herausgeputzt hatte. „Bist du etwa zum Bankett geladen?“
    Riana nickte. „Was soll ich jetzt tun? Einfach hier oben bleiben?“
    Emma trat zurück und betrachtete Riana. „Der Schal ist die Lösung.“
    Sie nahm das feine, halbdurchsichtige Gewebe, das um Rianas Schultern lag, und legte es ihr über den Kopf. Dann zog sie einen Teil als Schleier tief in ihr Gesicht. „Wenn ich außerdem deine Haare nach hinten kämme und deine Locken mit einer Spange bändige, werden sie dich nicht erkennen.“
    Prinz Richard erschien. Ausgerechnet er selbst kam Riana abholen.
    „Du hast dich verschleiert“, wunderte er sich.
    „Ich habe einige hässliche Mückenstiche, die sich entzündet haben.“
    Kam es ihr nur so vor oder unterdrückte er ein Grinsen?
    „Schon gut, Riana, ich weiß ja, wovor du Angst hast. Aber noch lange, bevor der Abend zu Ende ist, wirst du keinen Grund mehr haben, dich vor meinen Gästen zu verbergen.“
    Den ganzen Weg hinunter zum Saal rätselte Riana über die Bemerkung des Prinzen. Dachte er etwa, sie hätte vor Verenas Bosheit Angst? Das war im Moment ihre kleinste Sorge. In den letzten Tagen waren Verenas höhnische Bemerkungen einfach an ihr abgeprallt. Einige Male hatte sie sie bedienen müssen, weil das andere Personal mit den Bankettvorbereitungen beschäftigt war. Besonders tückisch war es gewesen, Verena ein Bad zu bereiten. Erst war es ihr zu heiß, dann zu kalt, dann wieder zu heiß. Riana hätte ihr am liebsten einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen. Dafür bekam sie selbst den Bimsstein an den Kopf, den Verena nach ihr schmiss.
    Sie waren am Fuß der Treppe angelangt. Riana zögerte und Richard musste sie die letzten Schritte schieben.
    Ein Lakai an der offenen Flügeltür verbeugte sich. Dann betraten sie den festlich geschmückten Saal. Riana sah ihre Eltern sofort. Sie hielt nach einem Platz Ausschau, an dem sie den ganzen Abend unauffällig bleiben konnte, doch Richard zog sie mit zum Kopf der Festtafel, wo es vier Plätze gab. Zwei davon waren von einem älteren Paar besetzt, vermutlich Richards Eltern, König Roderich und seine Gemahlin. Zwei weitere Plätze waren frei, auf die steuerte Richard zu. Sie unterließ es, sich zu sträuben, weil sie nur Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.
    Die Gäste erhoben sich. Richard blieb hinter seinem Stuhl stehen und griff nach dem Weinbecher, der an seinem Platz stand. Er hob ihn zum Gruß, die Gäste taten es ihm nach. „Willkommen im Wasserschloss der Seenmark. Ich danke euch allen, dass ihr hier seid, um diesem wichtigen Tag in meinem Leben beizuwohnen. Bevor das Festmahl beginnt, möchte ich eine Ankündigung machen.“ Er nahm einen Schluck und stellte den Becher ab. „Wir feiern heute meine Verlobung, denn nach langer Suche habe ich endlich eine Prinzessin gefunden, die mir eine würdige Gemahlin sein wird.“
    Verena, die links an der Mitte der Tafel saß, strahlte und senkte dann in gespielter Bescheidenheit den Kopf. Beifälliges Gemurmel ging durch den Saal.
    Er tut es! Er heiratet Verena. Aber ich hatte ihn doch gewarnt … Er wusste doch, dass sie ein falsches Spiel spielt. Er hat doch selbst gesagt, dass er es von Anfang an gewusst hat. Und hat er mir nicht eben noch gesagt, dass er glaubt, ich hätte Angst vor Verena?
    Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider, als würde sie diese jetzt erst hören.
Schon gut, Riana, ich weiß ja, wovor du Angst hast
. Er hatte sie Riana genannt!
    Plötzlich war es, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher