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Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Titel: Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)
Autoren: Claire Gavilan
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möchtest du von mir hören, was geschehen muss, um den Fluch zu brechen.“
    „Gewähre uns diese Gunst, große Königin Mutter“, bat Glynis.
    Morgana schwieg eine Weile. Das Flimmern dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen. Glynis spürte, wie ihre Haare sich aufrichteten, als sei die Luft plötzlich von elektrischer Spannung erfüllt.
    „Um Branwens Fluch zu brechen, ist deine Hilfe nötig, Enora“, sagte die Göttin.
    Enora erzitterte. „Wie das, Herrin?“ Sie konnte nur flüstern, aber noch immer senkte sie den Blick nicht.
    „Erinnere dich daran, dass ich dir sagte, die Stunde deiner Rache würde kommen, wenn du Rose durch all die Zeiten hindurch treu begleitest und ihr zur Seite stehst. Das hast du getan. Selbst wenn es dir große Opfer abverlangt hat, hast du dieses Versprechen niemals gebrochen. Aus diesem Grund gewähre ich dir jetzt die Fähigkeit und die Stärke, Branwen zu vernichten. Komm näher!“
    Enora leckte sich über die Unterlippe, aber dann gehorchte sie und trat dichter an das überirdische Flimmern heran.
    „Knie nieder!“, befahl Morgana.
    Auch das tat Enora. Das Flimmern verstärkte sich für einen kurzen Moment, dann erlosch es, und die Göttin selbst stand vor ihr. Groß und schön und überirdisch. Sie legte Enora eine Hand auf den Kopf. „Erkenne, was du tun musst, um deine Rache zu erhalten!“
    Ein sanftes Glühen ging von ihrer Hand aus, drang durch Enoras Kopfhaut und ihren Schädel. Enora zuckte zusammen. Ihre Augen weiteten sich, und Glynis vermochte nicht zu sagen, ob es aus Schrecken oder vor Erstaunen war.
    Als die Göttin ihre Hand fortnahm, fiel Enora vornüber und musste sich mit beiden Händen auf dem Boden abstützen. „Nein, Herrin!“, wimmerte sie.
    Glynis begriff, dass die Göttin ihr keine angenehme Kunde übermittelt haben konnte.
    „Du kennst jetzt den Weg, den du gehen musst“, sagte die Göttin gelassen.
    Enora richtete sich auf. Ihre Gesichtszüge waren voller Schrecken. „Verlang das nicht von mir, große Königin Mutter!“
    Da lachte Morgana leise. Das Geräusch ließ Glynis’ Herz erzittern. „Du wolltest die Möglichkeit zur Rache. Ihr wollt Branwens Fluch brechen. Ich habe dir gezeigt, Enora, wie ihr beides erreichen könnt. Es ist deine Entscheidung, ob du diesen Weg gehen willst oder nicht.“ Die Göttin hüllte sich wieder in das Flimmern, das gleich darauf verblasste.
    Für wenige Sekunden noch wehte der Geruch von Wildrosen durch den Raum, dann verschwand auch er.
    Enora schlug beide Hände vor das Gesicht.
     
    „Alles, was geschieht“, hatte Glynis gesagt, „geschieht aus einem höheren Grund.“ Diese Worte hallten in Enora wider, als sie vor der Tür von Roses Schlafzimmer stehen blieb.
    Über ihre Wangen rannen Tränen, und sie wischte sie nicht fort. Leise drückte sie die Klinke hinunter, sodass die beiden Liebenden sie nicht bemerkten. Alan bedeckte gerade Roses Hals und Nacken mit Küssen.
    Dein Wille geschehe, große Königin Mutter, dachte sie verzweifelt. Dann streckte sie die Hand aus. „Verzeih mir, Rose!“, flüsterte sie, schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Das, was dann geschah, war nur für wissende Augen sichtbar. Ein haarfeiner Nebel löste sich aus der Stelle zwischen Roses Augenbrauen. Von ihr selbst unbemerkt wehte er quer durch den Raum bis hin zu Enoras Fingern. Enora sackte kurz zusammen, als der Nebelfaden ihre Fingerspitzen berührte, doch dann richtete sie sich hoch auf. Der Nebelfaden wurde dicker, kurz erstarrte Rose, als würde sie etwas spüren.
    Alan hielt inne, schaute sie an. „Was ist?“
    Enora wich hinter die halb offene Tür zurück, sodass die beiden sie nicht sehen konnten.
    Rose blinzelte irritiert. „Nichts“, flüsterte sie. „Ich hatte nur so ein komisches Gefühl.“ Sie hob Alan ihr Gesicht entgegen und küsste ihn.
    Der Nebelfaden wurde dünner und dünner, schließlich riss er ab. Enora unterdrückte ein trauriges Seufzen. Lautlos schob sie die Tür wieder ins Schloss.
    „Verzeih mir, Rose“, murmelte sie erneut. „Ich hoffe, es war kein Fehler.“ Sie kehrte zu Glynis ins Wohnzimmer zurück und sah die Priesterin mit glänzenden Augen an. Auf einmal wirkten ihre Haltung und ihre Gesten kraftvoller, energiegeladener. „Was“, flüsterte sie kaum hörbar, „wenn auch das nur ein weiterer bösartiger Schachzug der Göttin ist?“
     
    Noch während das Hochgefühl der körperlichen Vereinigung in Rose abebbte, fragte sie sich, ob das Ritual diesmal gelingen
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